Accord (französisch), Accordo (italienisch) (vom lateinischen chorda, die Saite), Zusammenklang, das gleichzeitige Erklingen mehrerer verschiedener kunstgemäß zusammengesetzter Töne; ursprünglich die terzenweise Verbindung von 3, 4, 5 Tönen zu gleichzeitiger Wirkung. Diese Verbindung ist keine willkürliche, sondern gründet sich auf bestimmte natürliche Gesetze, die zuerst vom Ohr gefunden und später durch Beobachtung der Saitenschwingungen und der Vibration in den Luftsäulen der Blasinstrumente bestätigt wurden. Auf diesen Zusammenklängen und ihrer Folge und Verknüpfung beruht die Harmonie (siehe dort), weshalb man auch oft den einzelnen Accord [Akkord] Harmonie zu nennen pflegt.
Der Ton, auf welchem ein Akkord errichtet wird, ist der Grundton; über ihm folgt die Terz, dann die Quinte, die Septime, die None. Dieser terzenweise Aufbau ist nicht willkürliche Annahme, sondern beruht auf der Natur, die in den sogenannten Alliquodtönen (siehe dort) jene Tonfolge selbst angibt. Ein Akkord von drei Tönen, d. h. eine Verbindung von zwei Terzen, heißt Dreiklang, [zum Beispiel] c-e-g; ein Akkord von vier Tönen (drei Terzen) heißt Septimen-Akkord, c-e-g-b, nach dem vierten Tone, welcher die Septime des Grundtons ist und durch den er sich vom Dreiklang unterscheidet; endlich ein Akkord von fünf Tönen (vier Terzen), nach dem hinzutretenden fünften Ton, der None des Grundtons, Nonen-Akkord, c-e-g-b-d.
Da nun aber die in Verbindung tretenden Intervalle selbst von verschiedener Größe sein können, so zerfällt jeder der genannten Akkorde wieder in verschiedene Untergattungen: Setzt man auf eine große Terz eine kleine, so entsteht der große oder Durdreiklang, c-e-g, bestehend aus großer Terz und großer [reiner] Quinte; setzt man umgekehrt auf eine kleine Terz eine große, so entsteht der kleine oder Molldreiklang, c-es-g, bestehend aus kleiner Terz und großer Quinte. Verbindet man ferner zwei große Terzen, so erhält man den übermäßigen Dreiklang, c-e-gis, bestehend aus großer Terz und übermäßiger Quinte; und endlich gibt die Verbindung zweier kleiner Terzen den verminderten Dreiklang, c-es-ges, bestehend aus kleiner Terz und kleiner [verminderter] Quinte. Die Natur des letzteren ist übrigens zweifelhaft, da er auch ebenso gut oder besser als Septimen-Akkord mit ausgelassenem Grundton betrachtet werden kann. Er sowohl wie der übermäßige Dreiklang kann nicht selbständig für sich stehen, sondern erfordert einen nachfolgenden Akkord, eine Auflösung.
Der Septimen-Akkord ist ebenfalls mehrerlei Art. Der wichtigste ist der durch die Naturharmonie selbst gegebene Dominantseptimen-Akkord oder schlechthin Dominant-Akkord, bestehend aus einer großen und zwei kleinen Terzen, oder, vom Grundton aus gezählt, aus großer Terz, großer [reiner] Quinte und kleiner Septime, c-e-g-b. Seinen Namen führt er, weil er stets auf der Oberdominante (d. h. dem fünften Ton) jeder Tonleiter zu finden ist, und zwar in Dur und Moll gleichmäßig (z. B. in C-Dur und C-Moll gleichmäßig: g-h-d-f). Er hat das Eigentümliche, dass er nur in seiner Tonart möglich, d. h. nur aus den Tönen seiner Tonart zu bilden ist; der Dominant-Akkord von C-Dur oder C-Moll z. B. nur in C-Dur oder C-Moll, in keiner anderen Dur- oder Molltonart. Keineswegs ist dies aber bei anderen Akkorden der Fall, wie denn z. B. der Dreiklang c-e-g nicht nur C-Dur, sondern auch F-Dur und F-Moll, G-Dur und E-Moll angehören kann; daher er denn immer das sicherste Kennzeichen der Tonart abgibt. Im Unterschied zum großen [Dur-] und kleinen [Moll-] Dreiklang verlangt der Dominant-Akkord unbedingt eine Auflösung, d. h. eine Fortschreitung in einen Dreiklang, am naturgemäßesten in den der Tonika, d. h. des Grundtons der Tonleiter, bei g-h-d-f also nach c-e-g.
Erhöht man die kleine Septime des Dominant-Akkords in die große, so entsteht der große Septimen-Akkord, g-h-d-fis; und wenn man statt der großen Terz dieses Akkords die kleine nimmt, der weiche oder Mollseptimen-Akkord, g-b-d-fis. Von noch zwei anderen fälschlich sogenannten Septimen-Akkorden wird weiter unten die Rede sein.
Fügt man dem Dominantseptimen-Akkord noch eine Terz hinzu, so entsteht der Nonen-Akkord, der, je nachdem die hinzugekommene Terz die große oder die kleine ist, großer (g-h-d-f-a) oder kleiner Nonen-Akkord (g-h-d-f-as) genannt wird.
Jedes Intervall eines Akkords kann doppelt und mehrmals genommen werden, ohne dass der Akkord sich ändert, also statt c-e-g -> c-e-g-c oder c-e-g-c-e-g etc. Auch Auslassungen eines oder einiger Intervalle eines Akkords kommen vor, nur dürfen sie nicht solche Intervalle treffen, die zu den Hauptkennzeichen des Akkords gehören, weil dadurch die Natur desselben zweifelhaft oder verändert würde, wie z. B. die Terz im Dreiklang, die Septime im Septimen-Akkord etc. Von besonderer Wirkung ist die Weglassung des Grundtons bei dem Dominant-Akkord und den Nonen-Akkorden. Bei jenem entsteht dadurch der sogenannte verminderte Dreiklang, g-h-d-f -> h-d-f; bei den letzteren wird aus den großen Nonen-Akkorden ein neuer sogenannter Septimen-Akkord ohne besonderen Namen, mit kleiner Terz, Quinte und Septime, aus g-h-d-f-a -> h-d-f-a, und aus dem kleinen Nonen-Akkord der sogenannte verminderte Septimen-Akkord, mit kleiner Terz und Quinte und verminderter Septime, aus g-h-d-f-as -> h-d-f-as, die beide eben nichts sind, als Nonen-Akkorde ohne Grundton.
Wenn die Töne eines Akkords mit Ausnahme des Grundtons aus der ursprünglichen terzenweisen Folge heraus in höhere Oktaven verlegt werden, z. B. statt c-e-g -> c-g und das höher liegende e, so heißt der Akkord versetzt, eine Veränderung, die am Wesen desselben nichts ändert. Man unterscheidet dabei gewisse Lagen. Liegt in einem Dreiklange die Verdoppelung des Grundtons (die Oktave desselben) oben, c-e-g-c', so nennt man die Tonstellung erste Lage (Oktavlage) des Akkords; liegt die Terz obenauf, c-g-e, so heißt dies die zweite Lage (Terzlage), liegt die Quinte obenauf, c-e-g oder c-e-c-g, dritte Lage (Quintlage).
Auffallender wird die Umgestaltung eines Akkords, wenn der Grundton selbst seine Stelle verlässt und aufhört, tiefster Ton des Akkords zu sein. Eine solche Versetzung heißt Umkehrung des Akkords und gibt demselben neue Namen. Wird in einem Dreiklang der Grundton in eine höhere Oktave verlegt, so tritt an seine Stelle als tiefster Ton oder Bass des Akkords entweder die Terz, oder wird auch diese versetzt, die Quinte. Im ersten Falle entsteht als die erste Umkehrung eines Dreiklangs der Sext-Akkord, aus c-e-g -> e-g-c, genannt nach der Sexte e-c; im zweiten Fall als die zweite Umkehrung der Quartsexten-Akkord, g-c-e, genannt nach der Quarte g-c und der Sexte g-e.
Ein Septimen-Akkord hat außer dem Grundton drei Töne, deren jeder tiefster Ton werden kann, daher drei Umkehrungen. Wird die Terz des ursprünglichen Akkords in den Bass verlegt, so entsteht der Quintsexten-Akkord, aus g-h-d-f -> h-d-f-g, genannt nach der Quinte h-f und der Sexte h-g; liegt die Quinte im Bass, der Terzquart-Akkord, d-f-g-h, wegen der Terz d-f und der Quarte d-g; wird die Septime tiefster Ton, der Sekund-Akkord, f-g-h-d, genannt nach der Sekunde f-g.
Auf ähnliche Weise können auch Nonen-Akkorde umgekehrt werden, aber nicht gut ohne Versetzung der Töne, weil diese sonst verwirrend durcheinander geraten. Zu bemerken ist wiederholt, dass nur der Bass oder tiefste Ton des Akkords die Umkehrung entscheidet, die Stellung der übrigen Töne aber gleichgültig ist. Der Dreiklang c-e-g zum Beispiel wird zum Sext-Akkord, sobald seine Terz e tiefster Ton des Akkords wird, gleichviel, ob die übrigen Töne in der Reihenfolge g-c oder c-g folgen.
Die Umkehrungs-Akkorde bezeichnet man doppelt, sowohl nach dem tiefsten Ton, wie nach der Abstammung, so dass z. B. der Akkord e-g-c Sext-Akkord auf e und der Sext-Akkord des Dreiklangs auf c genannt wird. Die letztere Bezeichnung ist umständlicher, aber lehrreicher; denn sie zeigt, dass die Umkehrung allerdings eine erhebliche und auffallende Erscheinung am Akkord, aber keineswegs eine Veränderung des Akkords ist. Der Akkord g-h-d-f bleibt Dominant-Akkord, g sein Grundton, f seine Septime, und alles, was von ihm gesagt wurde, bleibt wahr, es mag nun g oder h oder d oder f tiefster Ton geworden sein. Um durch alle Versetzungen und Umkehrungen hindurch den ursprünglichen Akkord zu erkennen, legt man die Töne solange in höhere und tiefere Oktaven, bis sie terzenweise zu stehen kommen und also die ursprüngliche terzenweise Lage des Akkords vor Augen tritt.
Mag man nun aber Akkorde unverkehrt (als Grundakkorde) [eigentlich: Stammakorde] oder umgekehrt (als abgeleitete Akkorde) brauchen, so können sie in enger und weiter Lage, als enge oder weite (zerstreute) Harmonie gesetzt werden. Eng heißt die Harmonie, wenn alle oder doch die meisten Intervalle der Akkorde so nahe wie möglich beieinander stehen, weit, wenn sie mehr auseinander gerückt sind.
Der wichtigste Gebrauch der Akkorde besteht aber natürlich in der Verbindung derselben, oder vielmehr in der Bewegung der im Akkord zusammentretenden Stimmen durch diese Akkorde hindurch. Die wichtigsten Lehren hierüber sind folgende: Die Akkorde sollen in der Regel Zusammenhang haben, dieser aber beruht zunächst darauf, dass von einem Akkord zum anderen gemeinschaftliche Töne Verbindung knüpfen. Eine andere Art des Zusammenhangs findet zwischen Akkorden statt, die als tonische Akkorde nahverwandter Tonarten angesehen werden können. Ferner sollen gewisse Fortschreitungen in der Regel als falsch vermieden werden, namentlich wenn zwei Stimmen miteinander in Oktaven oder Quinten fortschreiten, wohin jedoch nicht Oktaven zu rechnen sind, die ohne Zwischentöne, nur als Verstärkung einer Stimme auftreten oder Verdoppelung zweier und dreier Stimmen in höheren Oktaven, die sich sogleich als nur verstärkende Verdoppelung kundgeben. Endlich verlangen in der Regel gewisse Akkorde bestimmte Auflösungen, d. h. Bewegung einiger oder aller Töne in bestimmte Töne eines anderen bestimmten Akkords. Vom Dominant-Akkord geht in der Regel der Grundton nach der Tonika, die Terz eine Stufe hinauf, die Septime eine Stufe hinab. Septime und Terz behalten auch in den Umkehrungen sowie im abgeleiteten verminderten Dreiklang und seinen Umkehrungen diese Steigung. Ebenso behalten alle unmittelbar vom Dominant-Akkord hergeleiteten Septimen-Akkorde sowie auch die Nonen-Akkorde das für jene bestehende Gesetz; die in letzteren zur Septime hinzukommende None geht mit der Septime einen Schritt abwärts.
Konsonierend heißt ein Akkord, wenn alle seine Intervalle zueinander in zusammenstimmenden Verhältnissen stehen; dissonierend wird ein Akkord, sobald sich auch nur ein einziges dissonierendes (unbefriedigendes) Intervall in ihm befindet. Der Dreiklang ist der vollständigst konsonierende Akkord; alle Septimen-, Nonen-Akkorde etc. sind dissonierend. [Riewe Handwörterbuch 1879, 4ff]