Musiklexikon: Was bedeutet Moll?

Moll (1882)

Moll. Das lateinische molle ("weich") wurde (wohl zuerst von Odo von Clugny [Cluny] im 10. Jahrhundert) zur Bezeichnung des runden B (, B molle) im Gegensatz zum eckigen (B durum nach Riemann, , B durum, unser h) gebraucht (B durum gleichbedeutend mit B quadratum oder quadrum, B molle gleichbedeutend mit B rotundum). Der Name Moll wurde dann übertragen auf das Hexachord f-d, welches nicht h, sondern b benutzte (siehe Mutation), und ging später auf die Tonart und den Akkord mit kleiner (erniedrigter) Terz über. Vergleiche Dur. [Riemann Musik-Lexikon 1882, 593]

Moll (1879)

Moll (mineur, französisch), Bezeichnung solcher Tonarten, in deren Tonleiter die kleine Terz der Tonika, folglich der weiche Dreiklang, enthalten ist. Die weiche Tonart [moll = weich], als Gegensatz der harten oder des Dur.

Der Mollakkord besteht aus Grundton, kleiner Terz und reiner Quinte. Die Molltonleiter hat das Eigentümliche, dass sie im Aufsteigen anders ausgeübt wird, als im Absteigen. So werden zum Beispiel in der A-Moll-Tonleiter

a-h-c-d-e-fis-gis-a
und
a-g-f-e-d-c-h-a

die sechste und siebente Stufe aufwärts zufällig erhöht, absteigend aber die natürlichen Töne gebraucht.

Die Molltonarten sind vorzüglich geeignet zum Ausdruck trauriger und wehmütiger Empfindungen und im geschwinden Zeitmaße zum Ausdruck heftiger Leidenschaften. Die Nationallieder der Slaven und Italiener bewegen sich fast gänzlich in Moll. [Riewe Handwörterbuch 1879, 163f]

Moll (1802)

Moll. Mit diesem von dem lateinischen Worte mollis (weich) abgekürzten Beiworte bezeichnet man teils den Dreiklang mit der kleinen Terz, den man zuweilen schlechtweg den Mollakkord nennt; teils und hauptsächlich dient es aber auch, diejenige unserer beiden Haupttonarten zu bezeichnen, deren Tonika eine kleine Terz über sich hat, oder die von dem Grundtone durch eine kleine Terz aufwärts steigt. Man nennt daher eine solche weiche Tonart auch oft einen Mollton oder eine Molltonart, zum Beispiel A-Moll, G-Moll usw.

Vor Zeiten war mit dem Worte moll ein anderer Begriff verbunden. In der älteren Musik hatte keine Stufe der diatonischen Tonleiter, die mit dem Tone A angefangen wurde, zwei Saiten, ausgenommen die zweite Stufe b, welche sowohl unsere b-Saite als auch unser h hatte. Jene wurde durch ein rundes b angedeutet und b moll genannt; unsere h-Saite aber bezeichnete man mit einem viereckigen b oder mit dem Zeichen und nannte sie b dur. Wollte man nun ein Tonstück in Noten setzen, so musste jederzeit das b oder vorgezeichnet werden, damit der Sänger oder Spieler wissen konnte, ob die höhere oder tiefere Saite der zweiten Stufe genommen werden sollte. Machte die Tonart des Stückes die Vorzeichnung der höheren Saite - oder das Zeichen - notwendig, so wurde der Gesang Cantus durus oder Cantus b duri genannt. War aber zu der Tonart des Tonstückes die tiefere Saite - oder die Vorzeichnung des b - nötig, so hieß der Gesang Cantus mollis oder Cantus b mollis. Daher kommt es auch, dass heutzutage hier und da unsere b-Saite noch b moll, die h-Saite aber b dur genannt wird. [Koch Musikalisches Lexikon 1802, 978f]