Musiklexikon: Was bedeutet Harmonie?

Harmonie, Harmoniemusik (1882)

Harmonie = Eintracht, Übereinstimmung. In diesem weitesten Sinne genommen bezeichnet das Wort das befriedigende Verhältnis der einzelnen Teile untereinander; im Besonderen das der einzelnen Töne zueinander und findet selbstverständlich auch auf die Tonfolge Anwendung. In diesem Sinne gebrauchten den Begriff die Griechen, die damit die Verhältnisse der Intervalle zueinander bezeichneten.

Bei der Ausbildung der Mehrstimmigkeit übertrug man den Begriff Harmonie dann auf diese und bezeichnete damit nicht nur den Akkord (Dreiklangsharmonie und Septimenharmonie), sondern auch die Folge von Akkorden als Harmoniefolgen und spricht von interessanten Harmonien usw.

Die Harmoniemusik ist ein aus lauter Blasinstrumenten zusammengesetztes [sic] Musikchor. [Reissmann Handlexikon 1882, 190]

Harmonie (1879)

Harmonie (vom Griechischen), Konkordanz (vom Lateinischen), die Vereinigung, Übereinstimmung, der Zusammenklang mehrerer für sich bestehender und in ihrer äußeren Erscheinung auch ganz verschiedener Töne zu einem Haupt- oder Gesamtklang, d. h. zu einem Akkord. Dann das aus der Natur der Konsonanzen hervorgehende Verhältnis des einen Tons zum anderen oder das Zusammenfließen mehrerer Töne in einen; und endlich die Beschaffenheit eines ganzen Tonstücks in sofern es, in seinen Grundlinien betrachtet, als eine Folge von Akkorden angesehen wird, oder das Verhältnis der einzelnen Bestandteile eines ganzen Tonstücks sowohl zueinander unter sich als zu der dem ganzen Tonstück und seinem Charakter unterliegenden ersten Idee.

Der Ausdruck Harmonie wird übrigens auch als gleichbedeutend mit Akkord gebraucht und man spricht zum Beispiel von einer Dominantseptimen-Harmonie etc., ferner von einer engen, weiten (zerstreuten) Harmonie, was gleichbedeutend ist mit der engen und weiten Lage eines Akkords (sihe Akkord). [Riewe Handwörterbuch 1879, 119]

Harmonie (1807)

Harmonie. Die gleichzeitige Vereinigung verschiedener Töne in mannigfaltiger Abwechslung, die in einem allgemeinen Wohlklang zusammenfließt, nennen wir Harmonie. Die Harmonie geht aus dem gleichzeitigen Vortrag mehrerer zu einem Tonstücke vereinigten, aber in Ansehung ihrer Tonfolgen ganz verschiedenen Melodien oder Stimmen hervor.

Der Grund zu einer harmonischen Musik liegt gewissermaßen schon in der Natur des Klanges selbst, wovon man sich durch die sogenannte Sympathie der Töne überzeugen kann, die sich in dem Spiele der Aeolsharfe am deutlichsten ausspricht. Es ist ungewiss, ob die Alten, besonders die Griechen, eine der unsrigen ähnliche Harmonie gekannt und ausgeübt haben. Wir wissen nur so viel mit Gewissheit, dass der Grund zu der Harmonie, wie wir sie heutzutage ausüben, erst gegen das 10te Jahrhundert gelegt worden ist.

Es hat dem menschlichen Geiste geglückt, das mannigfaltige Gewebe der Töne in der Harmonie nicht allein in einzelne Teile, die man Akkorde nennt, aufzulösen, sondern auch diese Akkorde in eine solche systematische Ordnung zu bringen, nach welcher sich ihr Zusammenhang untereinander auf eine vernünftige und den Verstand befriedigende Art erklären lässt, so dass der harmonische Teil der Setzkunst nach bestimmten und zusammenhängenden Regeln gelehrt und erlernt werden kann.

Von den zur Harmonie gehörigen Teilen ist schon in dem Artikel Grammatik, und von den Vorteilen, die sie gewährt, in dem Artikel Begleitung gehandelt worden. Die Schriften, die sich insbesondere über das Studium der Harmonie verbreiten, findet man in dem Artikel Kontrapunkt.

Man braucht das Wort Harmonie auch oft in einem engeren Sinne, in welchem es entweder nur einem einzelnen Akkord oder eine besondere Beschaffenheit oder Gestalt desselben anzeigt, denn man sagt z. B. die Sextquartenharmonie, eine dissonierende Harmonie, oder der Akkord ist in zerstreuter Harmonie gebraucht usw. [Koch Handwörterbuch Musik 1807, 180f]