Tabulatur (1879)
Tabulatur, in der Musik Name einer veralteten Notation, in welcher die einzelnen Töne durch Buchstaben oder Ziffern bezeichnet wurden. Die deutsche Tabulatur (auch Orgel-Tabulatur genannt) war hauptsächlich für Orgel und Clavicembalo im Gebrauch, ausnahmsweise auch für Flöten, Geigen etc. Die Töne wurden mit Buchstaben bezeichnet, und zwar so, dass die tiefste Oktave aus großen Buchstaben bestand, die nächstfolgende aus kleinen, die dritte ebenfalls aus kleinen, worüber sich ein Strich befand, und die vierte ebenso, nur mit zwei Strichen. Die Erhöhung eines Tones wurde durch ein den Buchstaben angehängtes Häkchen bezeichnet, die Erniedrigung aber dadurch, dass man in der oben beschriebenen Art den nächst tiefer liegenden Ton erhöhte, also zum Beispiel dis statt es, gis statt as etc. schrieb. Die Dauer der Töne wurde durch über den Buchstaben stehende Zeichen angegeben: Für die Brevis, welche zwei ganze Noten entspricht, hatte man einen Punkt, für die ganze Note einen Strich, für die halbe Note (der jetzt üblichen Bezeichnung der Achtel entsprechend) einen einmal geschwänzten Strich, für das Viertel einen zweimal geschwänzten etc.
Die italienische Lauten-Tabulatur zeigt ein aus 6 Parallellinien bestehendes System, deren jede eine der auf dem Griffbrett befindlichen, in bestimmten Intervallen gestimmten Saiten repräsentiert, und zwar bezeichnete die tiefste Saite die oberste Linie und so fort bis zur untersten Linie, auf welcher die höchste Saite notiert wurde. 0 bezeichnete hierbei die leere Saite, 1 den ersten Bund, 2 den zweiten Bund etc. Auch hier und bei der noch aufzuführenden Notation bediente man sich der schon erwähnten Gattungszeichen. Die [um 1880] neuere Lauten-Tabulatur unterscheidet sich von der italienischen nur dadurch, dass man naturgemäß die unterste Linie für die tiefste Saite annahm etc. und statt der Zahlen sich der Buchstaben bediente: So steht a für die leere Saite, b für den ersten Bund, c für den zweiten etc.
Über die Tabulatur der Meistersänger siehe Meistergesang. [Riewe Handwörterbuch 1879, 250]