Musiklexikon: Was bedeutet Partitur?

Partitur, Sparte (1840)

Partitur oder Sparte (vom italienischen Partire oder Spartire, trennen, verteilen), Partitura, Partizione, Spartizione, Spartito (italienisch), Partition (französisch), Score (englisch), die übersichtliche Zusammenstellung aller Stimmen eines Tonstücks, nach welcher die Aufführung desselben geleitet wird.

Die formelle Einrichtung der Partituren ist sehr verschieden, häufig findet man sie wie folgt: (von oben)
Flauti [Flöten],
Oboi [Oboen],
Clarinetti [Klarinetten],
Fagotti [Fagotte],
Clarini [Trompeten],
Corni [Hörner],
Tromboni [Posaunen],
Timpani [Pauken],
Violino 1. [1. Violine],
Vo 2. [2. Violine]
,
Viola,
Violoncello,
Basso [Kontrabass];
Singstimme über dem Bass oder der ersten Violine.
Oft auch stehen Pauken und Blechinstrumente oben, nimmer aber dürfen die vier Singstimmen bei Singstücken oder bei Instrumentalsachen die vier Hauptstimmen durch dazwischen gesetzte Füllstimmen voneinander getrennt werden, so wie Violoncello und Kontrabass als Grundstimme die letzten (untersten) Systeme einnehmen müssen.

Zur Ersparung des Raumes werden zwei gleichnamige Instrumente, 2 Hörner, 2 Flöten etc., gewöhnlich auf ein System gebracht, das erste oben in aufwärts, das zweite unten in abwärts gestrichenen Noten; desgleichen Trommeln, Becken und Triangel, die zuweilen statt fünf nur eine Linie bekommen. Vergleiche auch Instrumentierung. [Gathy Encyklopädie Musik-Wissenschaft 1840, 350]

Partitur, Sparte (1882)

Partitur oder Sparte (vom Italienische partire oder spartire, trennen, verteilen); partitura, partizione, spartizione, spartito (italienisch); partition (französisch); score (englisch), ist die übersichtliche Zusammenstellung aller Stimmen eines mehrstimmigen Tonstücks, so dass daraus nicht nur der Gang jedes einzelnen, sondern auch die Gesamtwirkung, wie sie zusammenklingen, zu ersehen ist. Die einzelnen Stimmen werden in bestimmter Ordnung - bei den Singstimmen nach ihren Tonlagen - jede auf einem besonderen System so übereinandergestellt, dass die zusammenklingenden Takte und Noten genau übereinander stehen. Erst seit der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts wurde es allgemeiner üblich, diese Partituren zu veröffentlichen.

In der Regel kommen beim Orchester 2 Flöten, 2 Oboen, 2 Klarinetten, 2 Fagotte, 2, 3 oder 4 Hörner, 2 oder 3 Trompeten und 3 Posaunen zur Anwendung und jedes Instrumentenpaar erhält nur ein System, im Fall sie nicht so selbständig geführt sind, dass die Aufzeichnung beider auf einem System leicht Verwirrung erzeugt. Die Übersichtlichkeit einer Partitur wird noch dadurch erhöht, dass die zusammengehörigen, auf verschiedenen Systemen aufgezeichneten Instrumente durch Klammern (Akkoladen) verbunden werden. Beginnt ein Tonstück nicht vollstimmig und will man in der Partitur der Raumersparnis halber für die noch nicht mitwirkenden Instrumente nicht eher ein System brauchen, als bis sie wirklich eintreten, so werden diese Instrumente mit dem Beisatz cont. (contano) = sie zählen, pausieren, aufgeführt. Gehen zwei Stimmen, die auf gesonderten Systemen verzeichnet sind, längere Zeit im Einklang oder in Oktaven, so kann man sich dabei begnügen, nur einmal die Stimme auszuschreiben und in der anderen anzuzeigen, dass sie mit jener im Einklange oder in Oktaven geht; es geschieht dies durch die Bezeichnung: col Flauto, Oboe usw. oder: all' 8va col.

Wird eine länger ausgeführte Stelle später wiederholt, so schreibt man die Wiederholung wohl auch nur in der Oberstimme hin und quer durch die übrigen Stimmen: come sopra, oder: accompagne come sopra - um anzuzeigen, dass diese wie früher geführt werden sollen. Es sind dies mehr Erleichterungen für den Schreiber, nicht auch für den Partiturlesenden und den Dirigenten, und deshalb werden diese Hilfsmittel in neuerer Zeit nicht mehr angewendet; man schreibt alles aus. Erwähnt sei noch, dass in Frankreich der Klavierauszug Partition heißt, unsere Partitur aber Grande Partition. [Reissmann Handlexikon 1882, 365f]