Musiklexikon: Was bedeutet Horn?

Horn (1871)

Horn. das, (ital. Cornu), ein unentbehrliches Orchester-Instrument von Messing, wird im Violin- und Bassschlüssel geschrieben und hat einen Umfang von 2 Oktaven.

Es gibt

  1. das Natur-, Wald- oder Jagdhorn. Die Tongattung und Kraft wird durch den Ansatz der Lippen auf das Mundstück reguliert oder durch das Stopfen (mit der rechten Hand) in der auslaufenden Stütze. Das Horn hat demnach Naturtöne (offen) den folgenden:
    Naturtöne des Horns (Waldhorn)

    Naturtöne des Natur-, Wald- bzw. Jagdhorns

    Ferner gestopfte Töne fis, gis, a, h, cis, dis, welche durch Hilfe des Stopfens erzeugt werden und dumpfer klingen. Es gibt

  2. das Ventilhorn, bei welchem die künstlichen (gestopften) Töne wegfällig werden, weil solche durch die Ventile (Klappen) leicht und offen, wie die Naturtöne, zur Ansprache kommen.

Siehe auch unter Ventilhorn. [Schuberth Conversations-Lexikon 1871, 180]

Horn (1882)

Horn (ital. Corno, franz. Cor, engl. Horn), das bekannte, durch Weichheit des Tons vor allen anderen ausgezeichnete Blechblasinstrument, entweder als Naturinstrument (Naturhorn, Waldhorn, Corno di caccia, Cor de chasse, French horn) oder (in neuerer Zeit fast ausnahmslos) mit Ventilen, Zylindern, Pistons, d. h. einem Mechanismus, welcher die Schallröhre durch Einschaltung kleiner "Bogen" verlängert und dadurch die Naturskala verschiebt (Ventilhorn), ist ein sogenanntes "Halbinstrument", d. h. es ist so eng mensuriert, dass der tiefste Eigenton nicht anspricht, sondern sogleich in die Oktave überschlägt. Obgleich die Schallröhre etwa 16 Fuß lang ist (im Kreis gewunden), so ist doch der tiefste Ton des C-Horns das achtfüßige (große) C. Der gewöhnliche Umfang des Horns erstreckt sich vom tiefsten Naturton (dem zweiten der Obertonreihe) bis zum c'', cis'' oder d'' (zweigestrichen), d. h. da die Hörner als transponierende Instrumente geschrieben werden, der tiefste Ton stets als

Horn, Notation des tiefsten Tons

so sind die Grenzen der verwendbaren Töne in der Tiefe je nach der Stimmung (Tonart) des Instruments:

Horn, Notation im Bassschlüssel

Man schreibt nämlich seltsamerweise diejenigen Töne des Horns, welche man im Bassschlüssel notiert, eine Oktave tiefer, als man sie im Violinschlüssel notieren würde, so dass

Horntöne, Transposition

identisch sind. Während so in der Tiefe der Umfang stets durch denselben Ton der Naturskala begrenzt wird (dem zweiten Ton der Reihe, vergleiche Klang), bestimmt in der Höhe die wirkliche Tonhöhe die Grenze für den Orchestergebrauch. Der höchste gute Ton ist daher

Horntöne, Notation

Die Skala der Naturtöne des Horns weist nach der Tiefe hin immer größere Lücken auf, diese werden zum Teil ausgefüllt durch gestopfte Töne. Es kann nämlich jeder Naturton um einen halben, zur Not auch um einen ganzen Ton vertieft werden dadurch, dass der Bläser die Hand in die Stütze schiebt. Die gestopften Horntöne haben einen gedrückten Klang, der von den Komponisten zum Ausdruck von Angst etc. verwertet wird. Die um einen Ganzton vertieften (sozusagen "doppelt gestopften") Töne sind rau und unsicher in der Ansprache, so: b d' f und besonders as'. Die Töne a und des', dreifach gestopft, sind nicht zu brauchen.

Die Einführung der Ventile beseitigt die Notwendigkeit des Gebrauchs gestopfter Töne, belasst aber die Möglichkeit ihrer Anwendung. Der Komponist kann sie auch von Ventilinstrumenten fordern.

Man unterscheidet im Orchester erstes und zweites Horn, bei stärkerer Besetzung Gruppen zu je zwei Hörnern, von denen eins als erstes, das andere als zweites Horn behandelt wird. Das erste Horn gebietet über die höchsten, das zweite über die tiefsten Töne. Jenes hat ein engeres Mundstück als dieses. Ein Mittelding, dem die höchsten wie die tiefsten Töne schwer werden, aber ein großer mittlerer Umfang zu Gebote steht, ist das von französischen Hornvirtuosen in Aufnahme gebrachte Cor mixte.

Zu bemerken ist, dass das Ventilhorn sich in der Klangfarbe nicht unerheblich vom Waldhorn unterscheidet. Der eigentümliche, elegische Ton des Horns ist bei ihm beinahe verwischt.

Das Horn ist als Soloinstrument sehr beliebt, und wenn auch Hornvirtuosen, welche Konzertreisen machen, heute ziemlich rar sind, so finden sich doch mehr oder weniger lange Hornsoli in Orchesterwerken und Opern sehr häufig. Berühmte Hornvirtuosen waren und sind: Mares, Stich (Punto), Lebrun, Domnich, Duvernoy, J. K. Wagner, Amon […]. Ausgezeichnete Hornschulen schrieben: Domnich, Duvernoy, Dauprat, Gumbert (vgl. die Biographien). Aus der nicht gerade reichen Literatur für Horn sei Schumanns Quadrupelkonzert für vier Hörner (Op. 86) hervorgehoben. [Riemann Musik-Lexikon 1882, 403f]

Horn, cornu (1882)

Blasinstrument - historisches Horn

Blasinstrument (Horn) in Form eines Auerochsenhorns

Horn (lat. cornu, ital. corno, franz. cor), ein Blasinstrument, dessen Name schon darauf hindeutet, dass sein Ursprung in den frühesten Zeiten der beginnenden Kultur zu suchen ist. Ursprünglich diente das Horn der Tiere, des Widders und Stiers, als Blasinstrument, und als man es dann aus anderen Stoffen verfertigte, hielt man die ursprüngliche Form bei, und bis auf unsere Zeit hat das Jäger- oder Hüfthorn diese nicht verändert. Auch das Horn des Auerochsen diente in derselben Weise zum Muster, denn die wie ein S geformten Hüfthörner sind ebenfalls keine Seltenheit in jener Zeit.

Horn in S-Form

ein aus Bronze gegossenes Horn in S-Form

Mit der Erweiterung der Tonleiter auch für diese Instrumente musste man allmählich auch ihr Rohr verlängern, und da dies schließlich für die Handhabung unbequem wurde, war es ganz natürlich, dass man es umbog, und so entstand die gewundene Form des Jagd- oder Waldhorns, das man zur Zeit Mersennes schon nicht nur zu Signalen, sondern in einem Quartett anwandte.

Beim Beginn des 18. Jahrhunderts wurde das Instrument auch schon im Orchester mit verwendet und am Ausgange des Jahrhunderts war es zum notwendigen Orchesterinstrument geworden. Es hatte zunächst nachstehend verzeichnete Naturtöne,

Naturtöne des Horns

Naturtöne des Horns

die, beiläufig erwähnt, eine Oktave tiefer erklingen und leicht zu erzeugen sind. Die anderen hier fehlenden Töne mussten durch das sogenannte Stopfen hervorgebracht werden. Dadurch war ihr Gebrauch natürlich sehr beschränkt und deshalb kam man auf das Auskunftsmittel [sic], dass man Hörner in verschiedenen Stimmungen baute, in D, Es, F, G, a usw., um sie so für die verschiedenen Tonarten verwenden zu können. Weiter erfand man, um dem einen Horn eine andere Stimmung zu geben, den sogenannten Stift, einen kleinen Bogen, der zum Ausblaseende eingesteckt wurde; das führte dann den Hornisten Hampel in Dresden darauf, die Umstimmung durch sog. Einsatzbogen, durch welche die ursprüngliche Röhre beliebig verlängert werden konnte, zu bewerkstelligen. Da indes auch dies Umstimmen immer umständlich erscheint, so machte man fortgesetzt Versuche, um die sämtlichen Töne auf einem Instrument zu gewinnen. In diesem Sinne konstruierte der Hornist Koelbel in Petersburg sein Klappenhorn, wobei indes der Charakter des Instruments leidet. Erst mit den durch den Waldhornisten Heinrich Stölzel, gemeinschaftlich mit dem Berghoboisten Blühmel, erfundenen Ventilen wurde ein entsprechender Mechanismus gewonnen (s. Ventile). Auf dem Ventilhorn können außer den Naturtönen des Waldhorns alle dazwischenliegenden Töne leicht hervorgebracht werden in einem Umfange von etwa drei Oktaven. [Reissmann Handlexikon 1882, 208f]

Horn, Waldhorn (1840)

Jägerhorn, um 1600.

"Jäger-Hörner", um 1600. Abb. aus [Praetorius 1619]

Horn oder Waldhorn (ital. Corno, franz. Cor). Ein bekanntes Blasinstrument von Messingblech, gewöhnlich ohne Tonlöcher. Es besteht aus einer langen, sich nach und nach erweiternden Röhre, die sich in einen Schalltrichter oder sogenannte Stürze endigt. Diese Röhre ist in der Form eines Zirkels mehrfach zusammengewunden und dergestalt verlötet, dass sich die aneinander liegenden Windungen nicht aus ihrer Richtung verbiegen können. Das Instrument wird vermittelst eines Mundstücks von Messing oder Silber intoniert, welches einen konischen Kessel und einen schmalen Rand zum Ansatze hat.

Der Ursprung dieses Instruments verliert sich bis in das graueste Altertum, denn schon die ältesten Völker gebrauchten Tierhörner als musikalische Instrumente, und zwar soll ein Chinese Khy-pe der erste gewesen sein, der sie zu diesem Behuf angewendet.

Später verfertigte man Hörner aus Holz, dann bog man sie ein wenig auf die Seite. Im Jahr 1680 kam ein Pariser, dessen Name aber unbekannt geblieben ist, auf den Gedanken, die langen Hörner der Bequemlichkeit halber zu krümmen und die Windungen nebeneinander in ein Zirkelrund zu bringen. Der Graf Franz Anton von Spörken, ein Böhme, der diese neue Erfindung zu Paris hörte, brachte sie in demselben Jahre nach seinem Vaterlande, und von dort verbreitete sie sich bald über ganz Deutschland. Zuerst ist das Horn wohl nur, wie auch der Name Waldhorn (Cor de chasse) andeutet, bei der Jagd gebraucht worden, wo die Jäger sich durch dasselbe Signale gaben. In Deutschland ward es zuerst zur Harmoniemusik verwendet; nach und nach gelangte es in das Orchester und endlich in den Konzertsaal und in die Oper. 1757 wurde es in Frankreich in das Orchester eingeführt.

Die ersten Hörner standen bloß in Es, man musste daher, um auch aus anderen Tonarten blasen zu können, auf Mittel sinnen, diesem Übelstande abzuhelfen. Man verfertigte daher Hörner von verschiedener Größe oder Länge: G-, B- und bald darauf auch F-Hörner. Aus dieser Verlängerung oder Verkürzung des Instruments entstanden endlich die Krummbogen, besondere kürzere oder längere Röhrenwindungen, welche oben auf das Horn, zwischen ihm und dem Mundstück, gesetzt und wodurch der Ton beliebig höher oder tiefer klingend gebildet werden kann. Doch auch diese Verbesserung gab noch keine ganz reine Stimmung, und man musste, war der Ton zu hoch, sich kleiner gerader Stückchen Röhren, Aufsatzstückchen genannt, bedienen. Stand aber das Horn zu tief, so wusste man sich nicht zu helfen, weil man das Horn wohl verlängern, aber nicht verkürzen konnte. Alle diese Schwierigkeiten wurden endlich durch die Inventionshörner beseitigt, welche ein Hornist der königl. Polnisch. Kapelle zu Dresden, Ant. Joh. Hampel, um die Jahre 1753-1755 erfand und von dem dortigen Instrumentenmacher Joh. Werner verfertigen ließ.

Vermittelst dieser wichtigen Erfindung bedarf man zu allen verschiedenen Tonarten nur eines einzigen Horns, welches so eingerichtet ist, dass man besondere, nach den verschiedenen Tonarten größere und kleinere gebogene Röhren oder Krummbogen mitten in das Rohr des Horns einschieben und also das Instrument in alle Tonarten möglichst rein stimmen kann, ohne dass man nötig hat, sich der Setzstücke zu bedienen. Auch erfand Hampel Dämpfer für dieses Instrument, welche später von Türrschmidt noch verändert wurden. Letzterer verbesserte auch die Inventionshörner (1781) dadurch, dass er die Röhren übers Kreuz legen ließ. Diese Hörner wrden jedoch meist nur bei vollem Orchester oder bei Gelegenheiten, wo aus mehr als einer Tonart geblasen werden soll, gebraucht. Konzertbläser aber bedienen sich gern der einfachen Hörner.

Später bemühte sich Kölbel in Petersburg, dem Horne durch angebrachte Klappen (siehe Klappenhorn) und Stürze auf dem Kessel die möglichste Vollkommenheit zu geben, und Bini verfertigte unter dem Namen Clagget ein tiefes B-Horn. Charles Clagget in London, ein Dilettant, verband zwei Hörner, ein D- und ein Es-Horn, so miteinander, dass beide durch ein gemeinschaftliches Mundstück intoniert wurden. Dabei war ein Ventil angebracht, durch welches der Wind nach Belieben dem einen oder dem andern Horne zugeführt werden konnte. Das Instrument erhielt dadurch zwar die Tonleitern von D und Es in diatonischer Tonfolge, aber die Töne blieben dennoch unrein, zumal da auch das Stopfen an beiden Stürzen mit den Händen und zugleich das Dirigieren der Windklappe zu gleicher Zeit sehr schwierig war. In den neuesten Zeiten verbesserte der Instrumentenmacher Sax in Brüssel auch noch das von Meifried erfundene Cor à pistons und verfertigte ein Horn, welches mit allen Tönen versehen war und das er Cor omni-tonique (alltöniges Horn) nannte. Um ferner alle Ungleichheiten des Messings auszuebnen und auch das durch die Feuchtigkeit beim Blasen erzeugte, für die Gesundheit so schädliche Ansetzen des Grünspans zu vermeiden, erfand der Hornist der königl. Kapelle zu Berlin, Jean Brün, die Vorkehrung, das Horn auf der inwendigen Seite mit Lack zu überziehen, wodurch außerdem noch der Ton an Reinheit gewann.

Der Tonumfang des Horns ist, wenn dasselbe z. B. hoch C steht, vom eingestrichenen bis zum dreigestrichenen c, unter welchen Tönen noch kl. g und c liegen. In der eingestrichenen (seiner ersten) Oktave liegt bloß der Dreiklang: eingestrichenes c, e, g - natürlich, d. h. ohne Kunstmittel. Die zwischen diesen Stufen liegenden Töne müssen durch die Finger der rechten Hand, welche man in den Schalltrichter hält, das sogenannte Stopfen, hervorgebracht werden. Außer diesem Dreiklang liegt das eingestrichene b in der natürlichen Tonleiter, und vom zweigestrichenen c bis zum dreigestrichenen c werden alle halben Töne in diatonischer Folge ohne Schwierigkeit geblasen. Diese Unvollkommenheit des Stopfens hat indessen Stölzel in Breslau dem Instrumente durch eine ganz einfache Vorkehrung ganz benommen. Er brachte nämlich zwei luftdichte Ventile am Horne an, welche mit den Fingern der rechten Hand niedergedrückt und durch Federn von selbst wieder in ihre Lage versetzt werden. Hierdurch ward es möglich, die ganze chromatische Tonleiter von der tiefsten bis zur höchsten Note bequem und leicht ganz rein hervorzubringen, und zwar in ganz vollkommen gleicher Stärke. Auch bedarf diese Art Horn der Umstimmung gar nicht, und man kann dieselbe Passage in jeder Tonart blasen. Desgleichen hat der Petersburger Musikdirektor Levy sein neues chromatisches Waldhorn so verbessert, dass man zur Umstimmung keinen Bogen und bei halben Tönen nicht mit der Hand zu stopfen braucht.

Übrigens bleibt sich die obrige Tonfolge auf dem Horne bei allen acht Gattungen desselben immer gleich; die Hornstimme wird in C dur geschrieben, das Instrument durch aufgesetzte Krummbogen in die Tonart gestimmt, aus welcher das Musikstück geht, und nur Corno in B, in A, G, F, Es, D oder in C über die Stimme gesetzt.

Jeder Hornbläser muss indessen Sänger sein und vor allem ein gutes Gehör haben, da er die Töne alle selbst suchen muss und sie nicht durch Löcher und Klappen, wie bei anderen Instrumenten, bestimmt an ihrem Platze findet. [Gathy Encyklopädie Musik-Wissenschaft 1840, 218f]

Horn, Waldhorn (1807)

Horn, Waldhorn, ital. Corno die Caccis, franz. Cor de chasse. Dieses allgemein bekannte Blasinstrument von Blech ohne Tonlöcher, welches aus einer langen aber rund zusammengewundenen Röhre besteht, die sich in einen weiten Schalltrichter endigt, wird vermittelst eines metallenen Mundstückes mit einem konischen Kessel und schmalen Rande zum Ansatze intoniert.

Das Horn steht, wegen der Länge seines Rohres, um eine Oktave tiefer als die Trompete, beide Instrumente haben aber folgendes gemein,

  1. dass dabei, wegen Mangel an Tonlöchern, die Verschiedenheit der Töne bloß durch den Ansatz hervorgebracht werden muss;
  2. dass ihre Tonleiter von den Tonleitern der übrigen Instrumente ganz verschieden ist, weil sie bloß die sogenannte harmonische Tonleiter angeben, die sich nach den Gesetzen der Natur des Klanges in jedem Tone mitklingend entwickelt - und die man in dem Artikel Verhältnis der Intervallen [sic] findet;
  3. dass (weil beide Instrumente in der Tiefe nur die Töne eines harten Dreiklanges, in der Höhe aber nur vorzüglich die diatonische Tonleiter des Grundtons dieses Dreiklangs angeben) zu einer anderen Tonart auch ein anderes Instrument gebraucht werden muss, welches nach dieser Tonart mensuriert ist, und
  4. dass man wegen der zuletzt angezeigten Beschaffenheit dieser beiden Instrumente die für sie bestimmten Notenstimmen jederzeit in die Tonart c schreibt.

Der Weitläufigkeit, sich ebenso viel Paar Hörner und Trompeten in einem Orchester zu bedienen, als verschiedene Tonarten gebräuchlich sind, ist man durch die Erfindung der sogenannten Inventions-Hörner und Trompeten zuvorgekommen. Zu Folge dieser wichtigen Erfindung bedarf man zu allen verschiedenen Tonarten nur eines einzigen Instrumentes, welches so eingerichtet ist, dass man größere und kleinere gebogene Röhren, deren Länge nach den Grundtönen der verschiedenen Tonarten gerichtet ist, mitten ins Rohr des Instrumentes einschieben und also vermittelst derselben das Instrument in alle Tonarten einstimmen kann.

Die Hornisten haben ein Mittel erfunden, nicht allein die Töne b, f, fis und a (die, auf dem Horne angegeben [geblasen], mit unserem temperierten Tonsysteme nicht völlig übereinstimmen) nach dem Tonsysteme zu verbessern, sondern auch diesem Instrument solche Töne zu entlocken, die es von Natur nicht angibt. Dieses Kunstmittel, welches sie das Stopfen nennen, besteht darin, dass sie bei der Intonation der Töne durch mehr oder weniger Hineinschieben der Hand in den Schalltrichter der Luft den Ausgang mehr oder weniger verhindern - und also auf eine ähnliche Art verfahren, wie der Orgelbauer bei dem Stimmen der offenen Flötenregister. Bei der Trompete kann dieses Kunstmittel, wegen der Form des Instrumentes, nicht benutzt werden. [Koch Handwörterbuch Musik 1807, 136f]