Musiklexikon: Was bedeutet Pause?

Ausführliche Erläuterungen zu den Pausen und Pausenzeichen in der Musik, gesammelt im historischen Online-Musiklexikon von musikwwisenschaften.de

Pause (1879)

Pause, lateinisch: Pausa, griechisch: Pausis, Stillstand, Ruhepunkt, das Schweigen von einer, mehreren oder auch allen Stimmen (Generalpause) zwischen dem Ende des eines Tones und dem Anfang des anderen.

Gleichwie für die Geltung der Töne, so sind auch für die Pausen Zeichen vorhanden, welche ihre Zeitdauer genau bestimmen. Die größte Art von Pausen, soweit sich dieselben auf den Umfang eines einzigen Taktes erstrecken, ist die ganze Pause. Sie entspricht einem 4/4- oder Allabrevetakt und besteht in einem dicken waagerechten Strich unterhalb einer Linie, der vierten,

Pause (Riewe 1879)

Ganze

hat also den Wert der ganzen, darunter stehenden Note. Die halbe Pause wird durch einen starken Strich oben an der dritten Linie [von unten gezählt]

Pause (Riewe 1879)

Halbe

angedeutet. Sie hat den Wert von einer halben oder von zwei Viertelnoten. Die 1/4-Pause haben wir [um 1880] in zwei verschiedenen Gestalten:

Pause (Riewe 1879)

Viertel

Die zweite (eine umgekehrte Achtelpause) kommt nur selten in Anwendung [wird heutzutage nicht mehr gebraucht]. Der Wert entspricht demjenigen einer Viertelnote. Die 1/8-Pause, einer Achtelnote an Wert, hat einen Haken [Fähnchen]:

Pause (Riewe 1879)

Achtel

Die 1/16-Pause mit 2 Haken:

Pause (Riewe 1879)

16tel

Die 1/32-Pause mit drei Haken [Fähnchen]:

Pause (Riewe 1879)

32tel

Die 1/64-Pause mit 4 Haken etc.

Auf welchen Linien diese Zeichen zu stehen kommen, ist gleichgültig. Alle diese Pausen können wie die Noten durch Punkte und Doppelpunkte um die Hälfte und Dreiviertel ihres Wertes vermehrt [verlängert] werden.

Für größere Pausen, deren man besonders in mehrstimmigen Kompositionen bedarf, sind noch folgende Zeichen anzuführen: für 2 ganze Noten oder für 2 Takte

Pause (Riewe 1879)

2 Takte

für 4 ganze Noten oder für 4 Takte

Pause (Riewe 1879)

4 Takte

für 6 ganze Noten oder für 6 Takte

Pause (Riewe 1879)

6 Takte

für 8 ganze Noten oder für 8 Takte

Pause (Riewe 1879)

8 Takte

Durch Aneinanderreihung dieser Zeichen kann jede beliebige Anzahl von Pausen ausgedrückt werden. In der Regel jedoch zieht man in diesem Falle durch die [Noten-]Linien zwei Querstriche und schreibt die Anzahl der Pausen darüber, z. B.

Pause (Riewe 1879)

35 Takte

Pausen von geringem Zeitwert, welche durch Zerlegung eines Taktes entstehen [wie oben abgebildete 16tel- und 32tel-Pause] nennt man auch Sospieren (siehe dort). Die Generalpause (siehe dort) unterbricht auf eine bestimmte Zeit den voraussetzlichen [sic] Gang des Satzes, um ihn dann um so kräftiger einschreiten oder eine neue kontrastierende Wendung nehmen zu lassen. Sie unterscheidet sich von der Fermate (siehe dort) dadurch, dass ihre Geltung streng pausiert und die Taktbewegung dadurch nicht gestört wird. Neben den Pausen als Ruhepunkte gibt es auch sogenannte Gefühls-Pausen. [Riewe Handwörterbuch 1879, 196f]

Pause (1840)

Pause, Schweigezeichen, Silence (französisch), Rest (englisch), Zeichen des in einer Stimme eintretenden Stillstandes. Man teilt die Pausen in veränderliche (deren Dauer von der vorgeschriebenen Taktart abhängt) und unveränderliche (deren Wert in jeder Taktart gleich ist). Zu den letzteren gehören alle von der halben Taktpause an herab, und diese können, wie die Noten, durch Punkte verlängert werden.

Den verschiedenen Gestaltungen der Noten (siehe dort) entsprechen die verschiedenen Formen von Pausen. Auch hier, wie bei den Noten [siehe unter Zeichen, Noten a-i], bedeutet jede dieser Figuren das Doppelte der nachfolgenden:

musikalische Zeichen

Pausenzeichen

Fig. a) acht Ganze, Fig. b) vier Ganze, Fig c) zwei, Fig d) eine usw. Will man eine größere Pausenzahl andeuten, so zieht man ein oder zwei starke Striche schräg durch das Liniensystem und schreibt die Zahl darüber (Fig. k).

Emphatisch nennt man solche Pausen, durch welche der Komponist den Strom seiner Gedanken unterbricht, um die Einbildungskraft des Hörers zu spannen oder auf den ferneren Erguss wirksamer vorzubereiten ([siehe nachfolgendes] Beispiel).

Pause (Gathy 1840)

emphatische Pause

Eine Pause durch sämtliche Stimmen eines Tonstücks nennt man Generalpause und Sospieren alle kleineren Schweigezeichen. Wie diese zu komischer sowohl als zu schauerlicher Wirkung benutzt werden können, ist aus [folgenden Notenbeispielen] zu ersehen. Vergleiche Malerei.

Pause (Gathy 1840)

Pausen, Notenbeispiel

Pause (Gathy 1840)

Pausen, Notenbeispiel

[Gathy Encyklopädie Musik-Wissenschaft 1840, 352f]

Pausa, Pause (1865)

Pausa, die Pause; in der Mensuralmusik speziell die Pause der Brevis.
Pausa maxima, Pausa longa, Pausa Semibrevis, Pausa Fusae, Pausa Semifusae, die Pausen der gleichnamigen Notengattungen.
Pausa generalis, Generalpause, alle Stimmen des Tonstücks schweigen.
Pausa initialis, modalis, die in der Mensuralmusik zu Anfang der Stimmzeile vor das Tempuszeichen gesetzten Pausen der Maxima oder Longa, welche aber nicht als Schweigezeichen, sondern als Taktzeichen für den Modus major oder minor dienten. Siehe Mensuralnotenschrift.

Die Pausen in der modernen Musik siehe Notenschrift. [Dommer Musikalisches Lexicon 1865, 674]