Dur. Mit diesem von dem lateinischen Worte durus (hart) abgekürzten Beiworte bezeichnet man anjetzt teils den Dreiklang mit der großen Terz, den man oft schlechtweg den Durakkord nennet; teils und hauptsächlich wird es auch zur Bezeichnung derjenigen unserer beiden Haupttonarten gebraucht, in welcher die große Terz des Grundtones herrschend ist, oder in welcher man von dem Grundtone vermittelst der großen Terz aufwärts steiget; daher sagt man z. B. die Tonart C-Dur, Es-Dur usw.
Vor diesem wurde mit diesem Beiworte
- die um einen kleinen halben Ton erhöhte B-Saite oder unser modernes h bezeichnet. In der Tonleiter der älteren Musik, die mit dem Tone A angefangen wurde, hatte keine Stufe zwei verschiedene Saiten, ausgenommen die zweite Stufe b. Eine dieser Saiten machte gegen den Grundton A einen ganzen Ton und war daher unserem h gleich. Jene wurde mit einem gewöhnlichen b bezeichnet und b moll genannt, diese aber bezeichnete man mit einem viereckigen b oder mit dem Zeichen ♮ und nannte sie b dur. Wenn nun zu jener Zeit ein Tonstück in Noten gesetzt wurde, so musste allemal angezeigt werden, ob der Ausführer die hohe oder niedere Saite der zweiten Stufe intonieren sollte, und dieses geschah vermittelst der Vorzeichnung des ♮ oder b. Machte es die Tonart nötig, dass b vorgezeichnet wurde, so nannte man den Gesang cantus mollis; war hingegen die Vorzeichnung des ♮ nötig, so wurde er cantus durus oder cantus b duri genannt. Daher wurde
- auch derjenige Gesang mit dem Ausdrucke dur bezeichnet, in welchem die höhere B-Saite oder unser modernes h gebraucht wurde.
Hier und da bezeichnet man noch bis jetzt [um 1800] mit dem Ausdrucke B-Dur unsere H-Saite und nennet die B-Saite zum Unterschiede B-Moll. [Koch Musikalisches Lexikon 1802, 505f]