Musiklexikon: Was bedeutet Gamma?

Siehe auch: Gamme (französische Bezeichnung für den griechischen Buchstaben Gamma Γ).

Gamma (1882)

Gamma (Γ), der griechische, unserem G entsprechende Buchstabe, welcher als Name des unserem (großen) G

Gamma (Riemann 1882)

der Ton Γ

entsprechenden Tones zuerst bei Odo von Clugny [heutige Schreibung: Odo von Cluny] (gestorben 942) vorkommt, also nicht von Guido erfunden ist. Da man in jener Zeit die Buchstaben nicht wie heute von C bis H, sondern von A bis G ordnete (vergleiche Buchstabenschrift), so fehlte für den tiefsten Ton des damaligen Systems (unser großes G) ein unterscheidendes Zeichen, und man griff zu dem griechischen Buchstaben. Da bis zum 14. Jahrhundert dieser Ton nach der Tiefe die Grenze blieb, so ist es begreiflich, dass nach ihm die Tontreppe (Skala), die Reihe der Töne vom tiefsten zum höchsten (e''), benannt wurde und in Frankreich "gamme" heute [um 1880] "Tonleiter" bedeutet. Das Γ gehörte unter die Schlüsseltöne (Claves signatae) und erscheint in alten Notierungen in Gesellschaft des F-Schlüssels:

Gamma (Riemann 1882)

Schlüssel Γ

Der Solminationsname des Γ ist Gamma ut (siehe Mutation). [Riemann Musik-Lexikon 1882, 287]

Gamma (1879)

Gamma (italienisch), Gamme (französisch). So nannte man früher das ganze Tonsystem des Guido, von dem großen G bis zum zweigestrichenen e sich erstreckend, nach dem griechischen Buchstaben Gamma (Γ), mit welchem er den Grundton desselben bezeichnete. Jetzt bedeutet Gamme so viel wie Tonleiter oder den Umfang eines jeden Instruments. Auch nennen die Franzosen die ersten Schulübungen gammes, bei welchen die diatonischen Stufen der Tonleiter auf- und abwärts, langsam und geschwind, gespielt oder gesungen werden. [Riewe Handwörterbuch 1879, 153]

Gamma, Gamma graecum (1865)

Gamma, Gamma graecum, Gamma ut, G-ut, Γ, der tiefste Ton des Tonsystems zu Anfang des 11. Jahrhunderts, unser großes G, "den Griechen zu einer sonderlichen Ehrerbietung" so benannt (Martin Agricola, Ein kurtz deutsche Musica, Wittemberg, Rhaw, 1528). Ehedem hatte das A, der Proslambanommenos [sic] der griechischen Musik, den Tonumfang in der Tiefe abgegrenzt.

Man schrieb eben wie die Erweiterung der griechischen Tonhöhe bis zum ee oder e'' in der Höhe so auch die Einführung des Gamma dem Guido von Arezzo zu, einige sagten, er hätte für den neuen Ton G diesen Buchstaben gewählt, um seinem Namen ein Denkmal zu setzen, andere aber, er habe es aus Verehrung gegen die Griechen getan. Beides jedoch kann uns um so gleichgültiger sein, da fast mit Bestimmtheit anzunehmen ist, dass sowohl der Ton G als seine Benennung Γ keine Erfindung des Guido, sondern schon vor ihm vorhanden gewesen sind.

Den Namen G-ut oder Gamma ut führt das G in der Solmisation, indem auf ihm, als dem Grundtone des ersten Hexachordes, stets die Silbe ut gesungen wurde. Da er in keinem anderen Hexachorde vorkam, wurde sein Silbenname auch nicht mutiert (vergleiche den Artikel Solmisation).

Ferner diente das Γ auch als Schlüssel (der tiefste der fünf Claves signatae, siehe die Solmisationstabelle und Artikel Notenschrift), blieb jedoch als solcher nicht lange im Gebrauch, in der Mensuralmusik kommt der Γ-Schlüssel nicht mehr vor (Martin Agricola führt ihn in dem erwähnten Werke noch an, jedoch ohne ihn in den Beispielen anzuwenden). Auch nannte man die ganze damalige Tonreihe, nach ihrem tiefsten Tone, das Gamma, und gegenwärtig gebraucht man den Ausdruck hie und da für Skala und Umfang der Singstimmen und Instrumente von ihrem tiefsten bis höchsten Tone. Die Franzosen haben den Ausdruck Gamme für Tonleiter überhaupt. [Dommer Musikalisches Lexicon 1865, 348f]

Gamma, Gamme (1840)

Gamma (italienisch), Gamme (französisch). So nannte man früher das ganze Tonsystem des Guido, von dem großen G bis zum zweigestrichenen e sich erstreckend, nach dem griechischen Buchstagen Gamma (Γ), mit welchem er den Grundton desselben bezeichnete.

Jetzt bedeutet Gamme so viel als Tonleiter oder den Umfang eines jeden Instruments; auch nennen die Franzosen die ersten Schulübungen gammes, bei welchen die diatonischen Stufen der Tonleiter auf- und abwärts, langsam und geschwind, gespielt oder gesungen werden. [Gathy Encyklopädie Musik-Wissenschaft 1840, 153]