Musiklexikon: Was bedeutet Es?

Es (1865)

Es, Silbenname der vierten Saite unserer diatonisch-chromatischen Skala (von C als Grundton des Tonsystems aus gerechnet), wenn sie als chromatische Halbtonerniedrigung der dritten natürlichen Stufe E erscheint und zu C eine kleine Terz, zu As und B eine reine Quinte und Quarte etc. bildet. Im gleichschwebend temperierten System fällt der Ton Es mit der chromatisch erhöhten zweiten Stufe Dis auf gleicher Taste zusammen, hat demnach unter letzterem Namen auch als große Terz von H, reine Quinte von Gis etc. zu dienen. Nach der Berechnung der reinen diatonischen Tonleiter steht jedoch Es zu C im Verhältnis der kleinen Terz 6:5, Dis zu C hingegen im Verhältnis der übermäßigen Sekunde 75:64, um die Diesis 128:125 kleiner als 6:5. Nach der reinen Quintbestimmung hingegen ist der Ton Dis höher als Es und wird von Sängern und Spielern auf Instrumenten mit bestimmbarer Tonhöhe auch dementsprechend ausgeübt. Siehe Temperatur. [Dommer Musikalisches Lexicon 1865, 289]

Es (1802)

Es. So wird die vierte Saite [Stufe] unserer diatonisch-chromatischen Tonleiter genannt, wenn sie die kleine Terz zu c oder die reine Quarte zu b usw. macht. Wird sie hingegen zum Beispiel als große Terz zu h oder als [reine] Quinte zu gis gebraucht, so erhält sie den Namen dis, weil sie in diesen Fällen in dem Notensystem [Liniensystem] auf eben der Linie vorgestellt werden muss, auf welche der Ton d fällt.

Gegen den Grundton des Tonsystems, nämlich gegen den Ton C, sollte sie eigentlich als kleine Terz in dem Verhältnis 5:6 stehen; weil sie aber zugleich die große Terz zu h und die [reine] Quinte zu gis machen muss, so wird sie aus Ursachen, die schon in dem Artikel As beiläufig erklärt worden sind, in einem kleineren Verhältnis, nämlich in dem Verhältnis 27:32 gebraucht.

Mit dem Namen Es bezeichnet man auch diejenige krumme messingene Röhre an dem Fagott, an welche das Rohr gesteckt wird, weil ihre Form dem lateinischen Versalbuchstaben S gleicht. [Koch Musikalisches Lexikon 1802, 543]