None, ein dissonantes Intervall, welches neun Stufen umfasst und in drei verschiedenen Größen erscheint, nämlich als
- kleine None ([zum Beispiel] H-c, e-f')
- große None (c-d', d-'e)
- und alterierte oder übermäßige None (F-gis, C-dis).
Als einzelnes Intervall an sich betrachtet sind Nonen nichts als Sekunden, die um eine Oktave vom Grundton entfernt liegen. Die übermäßige hat auch keine andere Bedeutung als die eines Vorhaltes aufwärts vor der Dezime oder Terz. Die große und kleine aber sind in harmonischer Beziehung von den ihnen entsprechenden Gattungen der Sekunde verschieden. Denn bei der Sekunde dissoniert das untere Intervallglied gegen das obere, sie erscheint zu dem Ton, gegen den sie dissoniert, im Verhältnis einer umgekehrten Septime (Beispiele 1a, 1b [in nachfolgendem Notenbeispiel]). Bei der None hingegen dissoniert das obere Glied gegen das untere, sie erscheint als Aufhaltung der Oktave des Grundtons (Beispiel 1c):
Sekunde versus None
Nicht selten sieht die Sekunde wie eine None aus, indem sie eine Oktave unter ihrem oberen Gliede liegt, und die None wie eine Sekunde, indem sie unmittelbar vor dem Grundton sich befindet. Doch liegt dem nichts als eine nur örtliche Versetzung um eine Oktave zu Grunde, wodurch an dem Wesen beider Intervalle nichts geändert wird, denn dem ungeachtet bleibt bei der Sekunde das untere, bei der None das obere Glied die Dissonanz. Darnach richten sich auch Vorbereitung und Auflösung beider Intervalle. Wie die Sekunde am unteren Ende gebunden und aufgelöst wird, während das obere Intervall entweder liegen bleibt (woraus eine Terz entsteht) oder fortschreitet, so wird die None am oberen Ende gebunden und regulär ebenfalls abwärts (nämlich die große und kleine, die übermäßiger [aber] aufwärts) aufgelöst, woraus dann verschiedene Intervalle entstehen, je nachdem das untere Glied liegen bleibt oder fortschreitet.
Am Gewöhnlichsten erfolgt die Auflösung in
- die Oktave, indem der Bass auf seiner Stufe liegen bleibt (Beispiel 2a); doch darf sie in diesem Falle nicht durch die Oktav vorbereitet werden, weil sonst fehlerhafte Oktavparallelen entstehen (Beispiel 2b). Fernere Auflösungen erfolgen in
- die Terz (Beispiel 2c),
- die Sext (Beispiel 2d) und
- die Quint (Beispiel 2e); mittels Vorausnahme einer durchgehenden Note in
- die Septime (Beispiel 3a, entstanden aus 3b);
- verminderte Quint (Beispiel 3c) und in
- die Sekunde (Beispiel 3d).
Auflösungen der None
Selbstverständlich muss die None nicht immer in der Oberstimme, sondern darf ebenso gut in einer der mittleren Stimmen liegen.
Die große None löst sich zuweilen eine Stufe aufwärts auf, wenn sie, meist mit der großen Septime verbunden, auf dem Bass der Tonika liegt. Der Zusammenklang erscheint dann als Verzögerung der zwei oder drei oberen Intervalle des tonischen Dreiklangs durch den Dominantakkord (Beispiel 4a, 4b).
Die alterierte oder übermäßige None, durch die Quinte des übermäßigen Dreiklangs der III+ in Moll vorbereitet, löst sich aufwärts auf, ist auch als freie Wechselnote sehr gewöhnlich (Beispiele 4c, 4d). Außerdem kommen die große und kleine None in freier Schreibart oft sowohl auf gutem [betontem] als durchgehend auf schlechtem [unbetontem] Taktteil ohne Vorbereitung vor (Beispiele 4e, 4f). Auch kann die Auflösung unterbrochen werden, wie unter 4g, durch Zusammenziehung aus [Notenbeispiel] 4h entstanden:
None - Besonderheiten
Im Kontrapunkt und in strenger Schreibart tritt die None, wenn auf gutem Taktteil und nicht nur durchgehend, stets gebunden auf und ist als Vorhalt anzusehen, demnach haben die durch den Nonenvorhalt entstehenden Akkordbildungen nicht als selbstständige Stamm- oder abgeleitete Akkorde zu gelten, sondern nur als zufällige, auf melodischem Wege entstandene Akkordgestaltungen. Von einem Nonenakkord ist daher in keiner anderen Bedeutung zu sprechen, als etwa von einem Quintquart-, Sekundquint- oder Quartseptimenakkord, die eben nichts anderes als Vorhaltsakkorde sind. In der freien Instrumentalmusik treten aber wenigstens zwei Akkorde, in denen eine None enthalten ist, sehr häufig ohne Vorbereitung auf, und dieser Umstand sowie der dem Septimenakkord ähnliche Terzenbau der eine None enthaltenden Akkorde ist vielen Theoretikern Veranlassung gewesen, einen reellen Nonenakkord anzunehmen – siehe den folgenden Artikel [Nonenakkord]. [Dommer Musikalisches Lexicon 1865, 604f]