Musiklexikon: Was bedeutet Terz?

Terz-Weisheit (Riemann 1882)

Die Terz - Definitionen zu diesem musikalischen Intervall von Musikwissenschaftlern des 19. Jahrhunderts, gesammelt im Online-Musiklexikon von musikwissenschaften.de:

Terz (1865)

Terz (tertia chorda, dritte Saite), ein Intervall, welches drei Stufen umfasst und in drei verschiedenen Gattungen, nämlich als große, kleine und verminderte Terz, erscheint. Große und kleine Terz sind Konsonanzen(1), und zwar unvollkommene Konsonanzen(2), die verminderte Terz ist Dissonanz.

A) Die große Terz

Sie besteht aus zwei ganzen Tönen, zum Beispiel c-e oder fis-ais, wird daher von den Alten auch Ditonus genannt. Ihr seit Zarlino geltendes einfacheres konsonierendes Verhältnis ist 5:4, harmonisch in einen großen und kleinen ganzen Ton zerfallend (9:8 + 10:9 = 5:4). Im Pythagoräischen oder reinen Quintsystem hat sie das Verhältnis 81:64, um 81:80 größer als 5:4, deshalb zu scharf, um konsonieren zu können.

B) Die kleine Terz

Sie besteht aus einem großen ganzen und großen halben Ton, z. B. a-c oder c-es, hat das Verhältnis 6:5 (9:8 + 16:15 = 6:5). Im Pythagoräischen Quintsystem beträgt sie 32:27, ist mithin um 81:80 zu klein(3).

In der modernen Musik beruht der Charakterunterschied zwischen harter und weicher Tonart auf dem Enthaltensein der großen oder kleinen Terz in den drei Hauptakkorden der Tonart, dem tonischen, dem Ober- und dem Unterdominantakkord. In der Durtonart haben diese drei Hauptdreiklänge große Terzen über ihren Grundtönen, also zum Beispiel in C-Dur: C-E-g, G-H-d und F-A-c; in Moll hingegen kleine z. B. in A-Moll: A-C-e, E-G-h und D-F-a, doch wird in der weichen [Moll] Tonart für diejenige Fälle, in denen die Modulation das Semitonium modi (die große Septime der Tonart) fordert, die kleine Terz des Oberdominantdreiklangs in eine große Terz verwandelt.

C) Die verminderte Terz

Sie besteht aus zwei großen halben Tönen, ihr Verhältnis ist 256:225. Sie ist nur als ein durch melodische Erhöhung ihres unteren Gliedes aus der kleinen Terz entstandenes alteriertes Intervall anzusehen, zum Beispiel dis-f statt d-f oder ais-c statt a-c. In den auf dem Rameauschen System fußenden Harmoniesystemen nimmt man auf der 2. Stufe der Molltonart einen Septimenakkord an, dessen leitereigene kleine Terz, durch Alteration in eine große verwandelt, mit der verminderten Quinte des Akkordes eine verminderte Terz bildet, also zum Beispiel in A-Moll statt h-d-f-a dann h-dis-f-a. Durch Umkehrung dieses Akkordes wird der bekannte übermäßige Terzquartakkord f-a-h-dis gewonnen. Doch sind diese Umkehrung wie auch ihr Grundakkord eben nur als alterierte Akkordbildungen anzusehen, in denen das betreffende Intervall in reim melodischem Interesse verändert ist und die daher keine harmonisch selbstständige Bedeutung haben. Das untere Glied der verminderten Terz (in der Umkehrung das obere der übermäßigen Sexte) resolviert seiner Natur gemäß aufwärts, das obere (untere der übermäßigen Sext) abwärts. Der Akkord dis-f-a-h löst sich nach e-e-gis-h und seine Umkehrung f-h-a-dis' nach e-gis-h-e' auf.

Über die Bezifferung der Terz im Generalbass möge man unter Generalbass nachlesen, über ihre Geltung im Dreiklang unter Dreiklang. Erinnert möge hier noch werden, dass die Terz des Dur- und Molldreiklangs nicht selten Mediante genannt wird, als mittlerer und vermittelnder Ton zwischen Grundton und reiner Quinte(4), welcher diese beiden Intervalle zur harmonischen Einheit des Dreiklangs verbindet und die Leere ihres Zusammenklanges erfüllt. Und zwar ergibt sich die große Terz (auf dem Grundton, als untere Terz des Durdreiklangs) als Mittel zwischen Grundton und Quint auf dem Wege harmonischer Teilung, die kleine Terz (als unteres Verhältnis des Molldreiklanges) auf dem Wege arithmetischer Teilung der reinen Quinte. Daher werden nur die Terzen der beiden konsonanten Dreiklänge mit reiner Quinte Mediante genannt, und zwar führt im Besonderen eigentlich nur die Terz derjenigen Tonart, in welcher Gesang und Harmonie sich bewegen, die tertia modi oder toni der alten Tonleiter, und ähnlich wie wir die Quinte und Quarte Dominanten nennen, diesen Namen. Manche neuere Tonlehrer sprechen zuweilen auch von einer Untermediante als der Unterterz des Grundtones einer Tonart, von zum Beispiel c also A.

1 In alter Zeit jedoch als Dissonanzen angesehen, siehe Konsonanz und Dissonanz.
2 Siehe ebenfalls Konsonanz und Dissonanz.
3 Marpurg nahm auf den Rat eines Unbekannten in seinen Historisch-kritischen Beiträgen, Bd. V, 521, die Verhältnisse 81:64 und 32:27 geradezu für übermäßige und verminderte Terz.
4 Siehe Dreiklang.

[Dommer Musikalisches Lexicon 1865, 833f]

Terz (1882)

Terz (lat. Tertia),

  1. die dritte Stufe in diatonischer Folge. Dieselbe kann sein: groß, klein, vermindert oder übermäßig; z. B.:
    Terz (Riemann 1882)

    Terzen: groß, klein, vermindert, übermäßig

    Von hervorragender Bedeutung für das elementare Studium der Harmonielehre ist die große Terz, denn sie ist, wie die Quinte, eins der den Dur- und Mollakkord konstituierenden Grundintervalle. Wie schon Zarlino, Tartini und in neuerer Zeit besonders M. Hauptmann betonten, hat der Mollakkord nicht eine kleine Terz (diese hat er nur im Generalbass), sondern, wie der Durakkord, eine große Terz, aber von oben, da der ganze Mollakord von oben herunter zu denken ist: e-c-a. Der Harmonieschüler braucht sein Gedächtnis nicht mit den kleinen Terzen zu beladen; es genügt, wenn er die großen sicher kennt. Er lernt sie auf mechanische Weise am bequemsten, wenn er festhält, dass die Töne der Grundskala (ohne Vorzeichen) nur drei große Terzen aufweisen, nämlich:

    große Terzen (Riemann 1882)

    große Terzen der Grundskala

    alle anderen aber einen Halbton zu eng (kleine Terzen) sind und daher durch Erhöhung des höheren (durch ) oder Vertiefung des tieferen (durch ) zu großen erweitert werden:

    große Terzen mit Versetzungszeichen (Riemann 1882)

    große Terzen mit Versetzungszeichen

    Von den Terzen mit gleichen Vorzeichen (beide Töne mit ♯ oder ♭) sind nur die von c-e, f-a und g-h abgeleiteten große

    Terzen (Riemann 1882)

    Terzen

    die übrigen sind wieder zu eng, bedürfen daher für den obersten Ton eines Doppelkreuzes oder für den unteren eines Doppelbe:

    Terzen mit Doppelvorzeichen (Riemann 1882)

    Terzen mit Doppelvorzeichen

    Die Terzen von allen Tönen ohne Vorzeichen wie von denen mit einfachem ♯ und ♭ müssen ebensowohl nach oben wie nach unten dem Schüler geläufig sein.

  2. Orgelstimme, siehe Tertia.

[Riemann Musik-Lexikon 1882, 912f]

Terz, Terzie, Tierce, Third (1840)

Terz, Terzie, Tierce (französisch), Third (englisch), Hauptintervall von 3 Stufen; da sie zwischen Grundton und Dominante liegt, auch Mediante genannt, je nachdem sie groß (Tierce majeure, Major third) oder klein (Tierce mineure, Minor third) ist. Das charakteristische Merkmal der Dur- und Molltonarten; siehe unter Intervall.

Mathematisches Verhältnis der großen Terz ist 4:5, der kleinen 5:6. Die verminderte, eigentlich 225:256, hat in der Praxis das Verhältnis des großen ganzen Tons 8:9 [Ganzton bzw. große Sekunde]. Doch werden diese reinen Verhältnisse durch die Temperatur modifiziert. [Gathy Encyklopädie Musik-Wissenschaft 1840, 462]