Musiklexikon: Was bedeutet Phrygische Tonart?

Phrygischer Kirchenton


Alle Kirchentonarten bzw. Kirchentöne im Überblick, notiert im Violin- und Bassschlüssel - zum Downloaden und Ausdrucken (pdf): Kirchentonarten.


Siehe auch: Phrygisch und Kirchentöne.

Phrygische Tonart, phrygischer Schluss (1929)

Phrygische Tonart,
1) bei den Griechen siehe Griechische Musik.

2) Als mittelalterliche Kirchentonart die Skala

e^f g a h^c d e

(siehe Kirchentöne).

Der phrygische Schluss mit dem Halbtonschritt von oben (f^e) und der Harmonie:

Phrygische Tonart (Einstein 1929)

Phrygischer Schluss

steht in der Zeit der Verdrängung der Kirchentöne durch das moderne Dur und Moll als letztes charakteristisches Überbleibsel des älteren Tonartwesens, nimmt aber immer mehr die Bedeutung eines überleitenden Halbschlusses an. Noch im 18. Jahrhundert ist er als solcher (meist adagio) überaus häufig, wenigstens im Corelli-Stil; der neue (Mannheimer) Stil merzt ihn aus.

In der Zeit der Alleinherrschaft der Kirchentöne bedeutet die phrygische Tonart für ganze Tonstücke (Finalis Mi) eine andre Lage der Hand, wenn die charakteristischen Halbtonschlüsse abwärts an anderer Stelle als f-e auftreten (für c-h ist g = Ut, für b-a ist f = ut, für es-d ist b = Ut, für as-g ist es = Ut). Vgl. Solmisation. [Einstein/Riemann Musiklexikon 1929, 1388]

Phrygische Tonart, phrygischer Schluss (1882)

Phrygische Tonart,
1) bei den Griechen, siehe Griechische Musik.

2) Als mittelalterliche Kirchentonart die Skala

e^f g a h^c d e

(ohne Vorzeichen).

Der phrygische Schluss war für die letzten Jahrhunderte [in Hugo Riemanns Retrospektive des 19. Jahrhunderts] der ewige Verlegenheitsmacher, da man harmonische Auffassungen in diese Tonreihen hineingetragen hatte, welche ihnen zur Zeit der homophonen Musik, welcher die Gregorianischen Melodien angehören, absolut fremd waren. Bekanntlich entspricht die phrygische Tonart der dorischen der Griechen, das heißt, wie wir jetzt wissen, der Skala des reinen Mollgeschlechts (siehe Molltonleiter), welche die umgekehrten Verhältnisse der Durtonleiter aufweist, d. h. der tonische Akkord der Skala ist nicht der E-Moll-Akkord, wie man annahm, sondern der A-Moll-Akkord, dessen Hauptton im Sinn der neueren Theorie des Moll nicht a, sondern e ist. Der Schluss f-e entspricht daher vollständig dem h-c der C-Dur-Tonart, und wie diese mit G-Dur - C-Dur zu harmonisieren ist, so jener mit D-Moll - A-Moll (1). Statt dessen suchte man vergeblich nach einem guten Schluss zum E-Moll-Akkord, der ohne Erhöhung von f und d nicht möglich war, und da man mit Recht das f als conditio sine qua non der Tonart ansah, so verfiel man schließlich auf den Halbschluss D-Moll - E-Dur (2), der in der Tat dem Geiste der Tonart nicht widerspricht, aber nur kein Schluss ist:

Phrygische Tonart (Riemann 1882)

phrygischer Schluss

Phrygische Tonart (Riemann 1882)

[Riemann Musik-Lexikon 1882, 700]

Phrygische Tonart (1840)

Phrygische Tonart, eine der authentischen Tonarten der alten Griechen, nach Plinius eine der ältesten. In ihrer Tonleiter liegen die beiden halben Töne zwischen der ersten und zweiten und zwischen der fünften und sechsten Stufe, sie entspricht daher unserer Tonleiter

e^f g a h^c d

[Anmerkung: Dies entspricht dem Phrygischen Kirchenton des Christentums, siehe phrygisch.]

Folgende Kirchenlieder sind mit Modifizierung einzelner Töne in dieser Tonart gesetzt: Herr Jesus Christ, wahr'r Mensch und Gott…; Es woll' uns Gott gnädig sein…; Christus der uns selig macht…; Ach Herr mich armer Sünder…; Christum wir sollen loben schon…; Ach Gott vom Himmel sieh darein… [Gathy Encyklopädie Musik-Wissenschaft 1840, 358]