Ripieno (1879)
Ripieno, italienisch, voll, ausfüllend, mit vollem Chor (Orchester) nach einem Solospiel. Ripieno, [auch] Stimmenfüllung. [Riewe Handwörterbuch 1879, 222]
Der musikalische Fachbegriff Ripieno, kompetent erklärt von Musikologen des 18. und 19. Jahrhunderts in deutschsprachigen Musiklexika der Zeit.
Rubrik: Handwörterbuch Tonkunst 1879 / Ripieno | Autor: F. Riewe
von F. Riewe · Published 28. November 2023
Ripieno, italienisch, voll, ausfüllend, mit vollem Chor (Orchester) nach einem Solospiel. Ripieno, [auch] Stimmenfüllung. [Riewe Handwörterbuch 1879, 222]
Rubrik: Musikalisches Conversations-Lexikon 1870-1883 / Ripieno | Autor: August Reissmann (Hg.)
von August Reissmann (Hg.) · Published 16. Oktober 2023 · Last modified 9. November 2023
Ripieno (italienisch), voll, ausgefüllt (repletus). Daher bezeichnet man mit Ripienstimmen die (chormäßig) von mehreren Personen ausgeführten Stimmen eines Vokal- und Instrumentenwerkes, also die Chorstimmen, und beim Orchester die Streichinstrumente. Ihnen gegenüber treten die Solostimmen, die nur von einer Person ausgeführt werden. Für diese sind als Begleitung nicht selten die sämtlichen Ripienstimmen zu stark, und deshalb werden die Solostellen häufig nur mit einer kleineren Zahl dieser Ripienstimmen begleitet. In den Tuttis nur spielen dann alle Ripienstimmen mit, und dies wird dann durch ripieno angezeigt.
Für große Aufführungen in weiten Räumen hat man auch Ripienchöre und ein Ripienorchester, die nur aufgeboten werden, um bei gewissen, besonders auszuführenden Stellen mitzuwirken. Dann erhalten in der Regel auch die Holzblasinstrumente Ripienspieler. Auch diese Instrumente werden doppelt und mehrfach besetzt, wie dies in den Militärorchestern ohnehin schon der Fall ist. Sie wirken aber dort, bei jenen Aufführungen, wie die Ripienisten nur in Chören und im Tutti mit.
In neuerer Zeit ist die Bezeichnung etwas außer Gebrauch gekommen, weil man in der Regel auch die Soli durch die sämtlichen Ripienisten begleiten lässt. Spielt dabei nur ein Teil, so ist Regel, dass beim Tutti sämtliche mitwirken, weshalb es dann keiner besonderen Bezeichnung bedarf. Demnach heißt der Bass Ripienbass, wenn er, im Gegensatz zu dem, der von einem oder einzelnen Instrumentalisten gespielten, von den Ripienisten ausgeführt wird.
Wie oben erwähnt wurde, begleitet bei Solovorträgen meist nur ein Teil der Instrumentalisten, und nur in den Tuttis wirken alle mit. Das gilt natürlich auch vom Basse. Ferner wurde früher, als es noch üblich war, die Rezitative und wohl auch Arien nur mit einem Tasteninstrument zu begleiten, zur Unterstützung des Basses noch ein oder mehrere Kontrabässe und Cellis hinzugezogen. So wurde der Bass [sic] continuo zugleich zum Ripienbass [Basso ripieno]. [Mendel/Reissmann Musikalisches Lexikon 1877, 360f]
Rubrik: Encyklopädie Musik-Wissenschaft 1840 / Ripieno | Autor: August Gathy (Hg.)
von August Gathy (Hg.) · Published 12. Dezember 2018
Ripieno (voll), bedeutet, dass verstärkende Stimmen im Chor oder Orchester (Ripienstimmen), die bisher pausierten, wieder eintreten sollen. [Gathy Encyklopädie Musik-Wissenschaft 1840, 381]
Rubrik: Musik-Lexikon 1882 / Ripieno | Autor: Hugo Riemann
von Hugo Riemann · Published 22. Dezember 2016 · Last modified 9. November 2023
Ripieno (italienisch, "voll") ist der Gegensatz von Solo oder Obligato, also ungefähr identisch mit Tutti. Ripienstimmen sind die Stimmen der (mehrfach besetzten) begleitenden Instrumente in Werken mit Soli (Konzerten etc.). Doch bezeichnet die Vorschrift "r." in Partituren speziell das Einsetzen sämtlicher Streichinstrumente (oder in Militärorchestern der Klarinetten etc.) im Tutti, da früher während der Dauer eines Solos nur ein Teil der Ripienisten zu begleiten pflegte, was bei manchen Konzertinstituten noch heute geschieht. [Riemann Musik-Lexikon 1882, 772]
Rubrik: Musikalisches Lexikon 1802 / Ripieno | Autor: Heinrich Christoph Koch
von Heinrich Christoph Koch · Published 22. Dezember 2016 · Last modified 12. Dezember 2018
Ripieno (voll, ausgefüllt) ist das Beiwort, womit man 1) solche Hauptstimmen bezeichnet, die bei der Ausführung vielfach besetzt oder von mehreren Personen zugleich vorgetragen werden, wie z. B. die vier Singstimmen eines Chors - oder wie bei voller Orchester-Musik die vier Hauptstimmen, nämlich die erste und zweite Violine, die Viola und der Bass. Man unterscheidet demnach durch das Beiwort ripieno oder durch den Ausdruck Ripienstimme die vielfach besetzten Hauptstimmen eines Chores oder eines Orchesters von solchen Hauptstimmen eines Tonstückes, die nur von einer einzigen Person vorgetragen werden und die man konzertierende oder obligate Stimmen nennt (siehe konzertierend).
Von dem charakteristischen Unterschied einer Solo- und Ripienstimme ist schon in dem Artikel Arie gehandelt und bemerkt worden, dass die Solostimmen den Ausdruck der Empfindungen einzelner Personen, die Ripienstimmen aber den Ausdruck der Empfindungen einer ganzen Menge zum Gegenstand haben.
Mit dem Worte ripieno werden 2) auch diejenigen Stimmen bezeichnet, die bloß zur Ausfüllung und Verstärkung eines Tonstückes dienen. Von dieser Beschaffenheit sind teils die sogenannten Füllstimmen, z. B. die Trompeten, Hörner, Oboen oder Klarinetten, wenn sie nicht obligat gearbeitet, sondern bloß zur Ausfüllung und Verstärkung der Harmonie oder zur Verstärkung der Hauptstimmen gesetzt sind, teils auch die vervielfältigten Hauptstimmen, die nur bei vollem Chore gebraucht werden. So bezeichnet z. B. in einem Konzerte oder in einer Arie der Ausdruck Basso ripieno diejenige Grundstimme, die nur die Ritornelle verstärken, aber bei der Begleitung der Solostimme schweigen soll, damit das Akkompagnement die Hauptmelodie nicht übertöne. [Koch Musikalisches Lexikon 1802, 1260f]
Rubrik: Musicalisches Lexicon 1732 / Ripieno | Autor: Johann Gottfried Walther
von Johann Gottfried Walther · Published 22. Dezember 2016 · Last modified 24. Juni 2017
Ripieno, pl. ripieni (ital.) ein aus ri und pieno zusammengesetztes Wort, heißt: mit vollem Chor. Wird öfters durch ein bloßes R angedeutet; auch als ein Stimm-Titul [Titel] gebraucht und über diejenigen Stimmen gesetzt, welche nur zur Ausfüll- und Verstärkung einer Musik beigefügt werden. [Walther Musicalisches Lexicon 1732, 528]
Jean-Baptiste Lully:
Menuett in D-Moll
Noten für Klavier zum Nachspielen
die übermäßige Prime im harmonischen Satz bei Mozart