Musiklexikon: Was bedeutet Dreiklang?

Dreiklang (1929)

Dreiklang (lateinisch: Trias), eigentlich nur so viel wie ein aus drei verschiedenen Tönen bestehender Zusammenklang, doch stets nur im engeren Sinne gebraucht für die aller harmonischen Auffassung zugrunde liegenden aus Prim, (großer) Terz und (reiner) Quinte nach oben oder nach unten bestehenden konsonanten Harmonien, den Dur-Akkord und Moll-Akkord (Trias harmonica, italienisch: Accordo perfetto, französisch: Accord parfait, englisch: Common chord). Zwar spricht man auch von übermäßigen und verminderten Dreiklängen und noch einigen anderen dissonanten Abarten des Dreiklangs, erklärt sie aber durch die Zusätze übermäßig und vermindert usw. von dem konsonanten Dreiklang aus. Nur der Schematismus des Terzenaufbaues der Generalbasssisten brachte es gegen Ende des 18. Jahrhunderts fertig, für den verminderten Dreiklang (z. B. für h-d-f) sogar Konsonanz in Anspruch zu nehmen (Kirnberger; vgl. Riemann, Gesch. d. Musiktheorie, II. Aufl., S. 496). In der Generalbassbezifferung ist, seit ihrem Aufkommen um 1600, bei Fehlen jedes Zeichens der leitereigene Dreiklang der allein selbstverständliche Akkord; dass man von Anfang an nur den Dur-Akkord und den Moll-Akkord als richtige Dreiklänge anerkannte, geht aus den mancherlei eigentlich überflüssigen Zeichen hervor, welche man anwandte, wo man den (leitereigenen) verminderten Dreiklang eingeführt sehen wollte (5♭, 5, 5). Dass der verminderte Dreiklang gewöhnlich als unvollständiger Septimenakkord zu verstehen ist, erkannte zuerst Rameau, der überhaupt den Grund legte zu einer rationellen Lehre von der Harmoniebedeutung der Akkorde. Vgl. Funktionsbezeichnung. [Einstein/Riemann Musiklexikon 1929, 425f]

Dreiklang (Gathy 1840)

Dreiklang, Trias, Akkord, überhaupt jeder aus drei verschiedenen Tönen zusammengesetzter Akkord. Im engeren Sinne die Verbindung eines Grundtones mit seiner Terz und Quinte.

Dreiklang (Gathy 1840)

Dreiklang - ältere Harmonielehre

Man unterscheidet konsonierende und dissonierende Dreiklänge (siehe Dissonanz). Zu den ersteren gehört

  1. die harte [Dur] Dreiklangsharmonie (Trias harmonica major, Accord parfait majeur), auch Hauptakkord mit großer Terz und reiner Quinte, die in der Durtonleiter ihren Sitz auf der ersten, vierten und fünften Stufe hat, in der Molltonleiter auf der fünften und sechsten (Beispiele 401 a, d, e, m, n); und
  2. der weiche [Moll] oder kleine (Mollakkord) mit kleiner Terz und reiner Quinte, auf der zweiten, dritten und sechsten Stufe der Durtonleiter (Beispiele b, c, f) und auf der ersten und vierten der Molltonleiter (h, l)

Zu den dissonierenden gehören

  1. der verminderte oder weichverminderte Dreiklang, bestehend aus kleiner Terz und verminderter Quinte, auf der siebten Stufe der Dur- und auf der zweiten und siebten Stufe der Molltonleiter (g, i, o), wozu ältere Tonlehrer noch einen anderen auf der willkürlich erhöhten sechsten Stufe rechneten (n);
  2. der übermäßige, mit großer Terz und übermäßiger Quinte, auf der dritten Stufe der weichen [Moll] Tonart (k).

Außer diesen gibt es noch zwei uneigentliche Dreiklänge, entstehend aus der willkürlichen chromatischen Modifizierung eines ihrer Intervalle:

    1. der hartverminderte, auf der zweiten Stufe der weichen [Moll] Tonart, bestehend aus Grundton, erhöhter kleiner Terz und kleiner [verminderter] Quinte (Beispiel p);
    2. der doppelverminderte auf der erhöhten vierten Stufe der weichen Tonart, mit verminderter Terz und verminderter Quinte (q).

Ersterer bringt mit hinzugefügter Septime in der zweiten Umkehrung den Terzquartakkord mit der übermäßigen Sexte hervor (r). Letzterer in der ersten Verwechslung [Umkehrung] und mit der Septime verbunden aber den Sextquintakkord mit der übermäßigen Sexte (Beispiel s). Beide sind also einzig und allein zur Erklärung des aus dieser Verwechslung hergeleiteten übermäßigen Sextakkords willkürlich aufgestellt worden.

Unter Beispiel 402 findet man die von Gottfr. Weber als Grundharmonien angenommenen und nach ihm bezeichneten natürlichen oder leitereigenen Dreiklänge der Dur- und Molltonleiter angegeben.

Dreiklang (Gathy 1840)

Stammakkorde nach G. Weber

Die Erklärung der Bezeichnung siehe unter Zeichen. Aus der Umkehrung oder Verwechslung des Dreiklanges entsteht der Sext- und Sextquartakkord (siehe dort). Vergleiche Verdopplung und Signatur. [Gathy Encyklopädie Musik-Wissenschaft 1840, 103]