Musiklexikon: Was bedeutet Ziehharmonika?

Siehe auch: Akkordeon.

Ziehharmonika (1911)

Die Ziehharmonika. Ein kleines Blasinstrument mit mechanischer Winderzeugung ist die Ziehharmonika, die vielfach auch als Akkordion, Bandonion und Konzertina bezeichnet wird. Sie wurde im Jahre 1829 von Damian-Wien [sic! Cyrill Demian] erfunden, der seiner Erfindung das chinesische Tscheng und die Mundharmonika zugrunde legte.

Akkordion um 1900

Akkordion um 1900

Das Instrument wird in den verschiedentlichsten Formen gebaut und in den Handel gebracht. Die aus gefaltetem Leder bestehenden Seitenwände bilden einen Blasebalg, der durch Aufziehen und Niederdrücken von dem Spieler in Bewegung gesetzt wird. Die linke Hand bedient an kleineren Instrumenten gleichzeitig zwei nur in demselben Tone gestimmte Bassklappen, während die rechte durch eine Art Klaviatur eine Anzahl Ventile regiert. Die kleineren Instrumente haben also nur eine diatonische Skala. An den größeren sind dagegen für beide Hände Tasten für chromatische Skalen angebracht. Die Stimmen bilden durchschlagende Zungen, die in der Ober- und Unterplatte des Balges eingelagert sind. Ein Teil der Zungen ist nach innen, der andere nach außen zu gebogen. Erstere erklingen, wenn der Balg zusammengedrückt, letztere, wenn dieser auseinandergezogen wird.

Bandonion um 1900

Bandonion um 1900

Jede Taste gibt demnach zwei Töne, den einen durch den Druck, den anderen durch den Zug. Die Akkorde stehen stets in dem Verhältnis der Tonika zu der Dominante.

Der chromatische Tonumfang ist meist von c bis g'''.

Die Ziehharmonika ist eines der beliebtesten und verbreitetsten Volksinstrumente. In der Hand eines geschickten Spielers sind besonders die größeren Instrumente nicht ohne jeden musikalischen Kunstwert. Früher gab es Virtuosen, die sich sogar auf Instrumenten mit Pedalen hören ließen. In der Berliner Instrumentensammlung befindet sich ein diesen Virtuoseninstrumenten ähnliches. Es führt die Bezeichnung Melophone und hat die äußere Form einer Gitarre. In den Schallkörper war ein Blasebalg eingefügt, der durch eine mit der Hand bewegte Zugstange bedient wurde.

Concertina um 1890

Concertina um 1890

Lehr-, Unterrichts- und Vortragswerke:

  • Band, A., Tonleitern und Akkorde in allen Dur- und Molltonarten für Bandonion
  • Bauer, M., Sammlung beliebter Tänze, Märsche und Lieder für 3reihige Harmonika
  • Dienst, E., Neueste Harmonika-Schule ohne Noten für das 2-reihige Akkordion
  • Luther, Bandonion-Album
  • Ullrich, C., Melodienkranz für 40- und 44-tönige Konzertina
  • Steyer, Louis, Bandonion-Schule. Die Kunst des Spielens des 88-, 100- und 130-tönigen Bandonions

[Teuchert/Haupt Musik-Instrumente 1911, 153f]

Ziehharmonika, Akkordion (1882)

Ziehharmonika (Akkordion), die kleinste Art der orgelartigen Instrumente, d. h. der Blasinstrumente mit Klaviatur und mechanischer Winderzeugung. Die Ziehharmonika wird in sehr verschiedener Größe gebaut; die größten und besten sind in der Hand geschickter Spieler nicht ganz ohne Kunstwert. Den Namen Ziehharmonika hat das Instrument von der Art seiner Behandlung. Durchschlagende Zungen (wie beim Harmonium) liegen in der Ober- und Unterplatte eines vielfaltigen (Laternen-)Balges, und zwar sind die Zungen teils nach inwendig, teils nach auswendig abgebogen. Die ersten sprechen an, wenn der Balg zusammengepresst, die letzteren (saugend, wie bei den amerikanischen Orgeln), wenn er aufgezogen wird.

Kleine Akkordions haben nur eine diatonische Skala für die rechte Hand und für die linke wenige Harmoniebässe, die eine freie Modulation unmöglich machen, große dagegen, wie sie zuerst der Engländer Wheatstone in den Handel brachte (Melophon, Concertina), für jede Hand eine chromatische Skala durch mehrere Oktaven. [Riemann Musik-Lexikon 1882, 1030]

Ziehharmonika, Accordion (1865)

Ziehharmonika, Accordion [sic], ein Instrument, dessen Töne (ähnlich wie bei der Physharmonika) an durchschlagenden, durch einen Luftstrom in Oszillation gesetzten Zungen entstehen. Ein unter den Zungen angebrachter Faltenbalg wird durch die Hände des Spielers selbst aufgezogen und zusammengepresst, wobei die konprimierte Luft gegen die Zungen gedrückt wird und sie in Schwingungen setzt, während die rechte Hand eine Art Klaviatur mit Ventilen regiert. Die verschiedenen Tonhöhen entstehen nur durch die verschiedene Größe der Zungen, Schalltrichter sind nicht vorhanden.

Der Klangcharakter des Instrumentes ist durchaus gemein, es wird auch bloß auf den Straßen herumgetragen und zum Tanzspielen gebraucht, wiewohl auch Virtuosen darauf sich haben hören lassen. Man hat es auch als Pedal, zum Spiel mit den Füßen. [Dommer Musikalisches Lexicon 1865, 970]

Ziehharmonika (1879)

Ziehharmonika, Accordion [sic], heißt ein Instrument, dessen Töne, wie bei der Physharmonika, vermittelst durchschlagender, durch einen Luftstrom in Oszillation gesetzter Zungen entstehen. Der Luftstrom wird durch einen unter den Zungen angebrachten Faltenbalg dadurch erzeugt, dass der Spieler diesen selbst aufzieht und wieder zusammenpresst, wobei die komprimierte Luft gegen die Zunge gedrückt wird und sie in Schwingung ersetzt, während die rechte Hand die mit Ventilen versehene Klaviatur regiert. Die verschiedene Größe der Zungen bestimmt die Verschiedenheit der Tonhöhe. Der Klang des Instruments lässt es nur als brauchbar für Straße und Tanzboden erscheinen. [Mendel/Reissmann Musikalisches Lexikon 1879, 477]

Zieharmonika, Handharmonika (1879)

Zieharmonika, Handharmonika, eine Physharmonika oder ein Harmonium in kleinem Maßstabe, bei welcher der Blasebalg durch die Hand bewegt wird. Die Zungen schlagen nach beiden Seiten aus, so dass sie sowohl beim Gedrücktwerden als beim Saugen des Balges ansprechen. Die Windleitungen werden durch knöpfchenartige Tasten geöffnet (siehe Akkordion). [Riewe Handwörterbuch 1879, 290]