Ripieno (italienisch), voll, ausgefüllt (repletus). Daher bezeichnet man mit Ripienstimmen die (chormäßig) von mehreren Personen ausgeführten Stimmen eines Vokal- und Instrumentenwerkes, also die Chorstimmen, und beim Orchester die Streichinstrumente. Ihnen gegenüber treten die Solostimmen, die nur von einer Person ausgeführt werden. Für diese sind als Begleitung nicht selten die sämtlichen Ripienstimmen zu stark, und deshalb werden die Solostellen häufig nur mit einer kleineren Zahl dieser Ripienstimmen begleitet. In den Tuttis nur spielen dann alle Ripienstimmen mit, und dies wird dann durch ripieno angezeigt.
Für große Aufführungen in weiten Räumen hat man auch Ripienchöre und ein Ripienorchester, die nur aufgeboten werden, um bei gewissen, besonders auszuführenden Stellen mitzuwirken. Dann erhalten in der Regel auch die Holzblasinstrumente Ripienspieler. Auch diese Instrumente werden doppelt und mehrfach besetzt, wie dies in den Militärorchestern ohnehin schon der Fall ist. Sie wirken aber dort, bei jenen Aufführungen, wie die Ripienisten nur in Chören und im Tutti mit.
In neuerer Zeit ist die Bezeichnung etwas außer Gebrauch gekommen, weil man in der Regel auch die Soli durch die sämtlichen Ripienisten begleiten lässt. Spielt dabei nur ein Teil, so ist Regel, dass beim Tutti sämtliche mitwirken, weshalb es dann keiner besonderen Bezeichnung bedarf. Demnach heißt der Bass Ripienbass, wenn er, im Gegensatz zu dem, der von einem oder einzelnen Instrumentalisten gespielten, von den Ripienisten ausgeführt wird.
Wie oben erwähnt wurde, begleitet bei Solovorträgen meist nur ein Teil der Instrumentalisten, und nur in den Tuttis wirken alle mit. Das gilt natürlich auch vom Basse. Ferner wurde früher, als es noch üblich war, die Rezitative und wohl auch Arien nur mit einem Tasteninstrument zu begleiten, zur Unterstützung des Basses noch ein oder mehrere Kontrabässe und Cellis hinzugezogen. So wurde der Bass [sic] continuo zugleich zum Ripienbass [Basso ripieno]. [Mendel/Reissmann Musikalisches Lexikon 1877, 360f]