Musiklexikon: Was bedeutet Mordent?

Mordent, Notation und Ausführung

Der Mordent, eine musikalische Verzierung bzw. Manier, seine Notation und Ausführung, erläutert von Musikologen in ihren berühmten Musiklexika des 19. Jahrhunderts, gesammelt im Online-Musiklexikon von musikwissenschaften.de

Mordent (1879)

Mordent, Mordant, französisch, Mordente, italienisch, Halb- oder Pralltriller (umgekehrter), Doppelschlag, Schneller. Eine Spielmanier, die zur Verzierung der Melodie gebraucht wird. Man unterscheidet den langen oder doppelten Mordent, bezeichnet durch

Mordent (Riewe 1879)

lang

und den kurzen oder einfachen Mordent, bezeichnet durch

Mordent (Riewe 1879)

kurz

Sie werden trillerähnlich mit dem Ton, worüber der Mordent angezeigt [notiert] ist, und dem unmittelbar darunter liegenden schnell ausgeführt. Der Akzent oder Melodieton fällt jedes Mal auf den Hauptton (vergleiche Doppelschlag, Pralltriller, Battement).

Der Mordent (umgekehrter Pralltriller)

Ein- oder zweimaliger Wechsel des Haupttones mit dem unteren Hilfston (Untersekunde).

Mordent (Riewe 1879)

Mordent, Notation und Ausführung

Mordent, Ausführung (Riewe 1879)

[Riewe Handwörterbuch 1879, 164]

Mordent (1882)

Mordent ("Beißer", französisch: Pincé, Mordant) heißt die Verzierung, welche aus einem einmaligen schnellen Wechsel der Hauptnote mit der unteren kleinen Sekunde besteht und durch [das Mordent-Zeichen - siehe erstes Notenbeispiel] gefordert wird. Muss die Hilfsnote chromatisch verändert werden, so werden  etc. unter das Zeichen gesetzt, doch muss auch, wenn dieses fehlt oder irrtümlich darüber gesetzt ist, die kleine Untersekunde genommen werden:

Mordent (Riemann 1882)

Mordent, Notation und Ausführung

Der Mordent löst nur einen Teil des Notenwerts auf. Der lange Mordent [siehe Zeichen im nachfolgenden Notenbeispiel] ist entsprechend auszuführen als ein zwei- oder dreimaliger Wechsel der beiden Töne.

Mordent (Riemann 1882)

langer Mordent, Notation und Ausführung

Ein ganz ähnliche, aber mit der Nebennote beginnende Verzierung, für die indes kein besonderes Zeichen existiert, sondern kleine Noten geschrieben werden müssen, ist das Battement (siehe dort). Vergleiche Pralltriller und Triller. [Riemann Musik-Lexikon 1882, 600f]

Mordent (1840)

Mordent (Beißer, Kräusel), Pincé (französisch), ein abgekürzter Triller des Haupttons (auf welchen der Akzent fällt) mit dem unmittelbar darunter liegenden Ton (Hilfston). Es gibt einen kurzen (Beispiel k) und einen langen (Beispiel l), von welchem letzteren sich das Battement dadurch unterscheidet, dass es mit dem Hilfston anhebt [beginnt].

Mordent (Gathy 1840)

Mordent, kurz und lang

[Gathy Encyklopädie Musik-Wissenschaft 1840, 311]

Mordent (1865)

Mordent, Mordant, Beißer. Eine Spielmanier, in welcher ein melodischer Hauptton einmal oder mehrmals mit der nächst darunter liegenden Stufe schnell abwechselt. Der Hauptton steht voran und ist akzentuiert, der Nebenton schlägt akzentlos nach.

Es gibt zwei Arten:

  1. Der einfache, kurze Mordent. Der Nebenton tritt, sowohl bei stufen- wie sprungweiser Tonfolge, einmal zwischen den Hauptton und dessen Wiederholung, Notenbeispiel 1a) ist das Zeichen, 1b) die Ausführung.
  2. Der doppelte oder lange Mordent. Der Nebenton wechselt zwei- bis dreimal mit dem Haupttone ab, Zeichen und Ausführung siehe Notenbeispiel 2a) und b). Für gewöhnlich kommt er bei stufenweise steigender Tonfolge vor.
Mordent (Dommer 1865)

kurzer und langer Mordent, Notation und Ausführung

Der Wechsel von Haupt- und Nebenton muss im Vortrag sehr geschwind und rund (nicht etwa mit jedesmaliger Akzentuation des wiederkehrenden Haupttons) ausgeführt werden. Einige erklären das Battement mit dem Mordent für einerlei, doch weicht es von ihm ab, wie man im gleichnamigen Artikel [Battement] sehen kann. Gegenwärtig [um 1865] versteht man unter Mordent für gewöhnlich den Doppelschlag, siehe dort. [Dommer Musikalisches Lexicon 1865, 576]