Musiklexikon: Was bedeutet Fundamentalbass?

Fundamentalbaß (1929)

Fundamentalbaß [heutige Schreibweise: Fundamentalbass] (Basse fondamentale) heißt bei J.-Ph. Rameau die Folge der ideellen Grundtöne der Harmonie. Der leitende Gedanke Rameaus, durch Zurückführung aller leitereigenen Akkordbildungen auf wenige Grundakkorde die Logik der Harmoniefolge aufzudecken, wurde von den Zeitgenossen arg verkannt, sofern diese vielmehr die Umkehrbarkeit der Akkorde als das eigentlich Neue seiner Lehre betrachteten und einen geistlosen Schematismus der 3 Lagen der Dreiklänge, 4 Lagen der Septimenakkorde und 5 Lagen der Nonenakkorde usw. (vgl. J. H. Knecht) daraus entwickelten. Freilich ist der Kern von Rameaus Lehre, die Deutung aller Klänge der Tonart im Sinne der drei Harmonien Tonika, Dominante und Subdominante, so stark durch verwirrendes Beiwerk verhüllt, dass es nur ganz allmählich gelungen ist, ihn herauszuschälen.. Vgl. Daube. Erst Riemanns Funktionsbezeichnung ist eine für die Unterrichtspraxis brauchbare Weiterbildung von Rameaus Fundamentalbass; eine Zwischenstufe vor der Entwicklung dieses besonders für die Analyse Dienste leistenden Mittels sind Gottfr. Webers Stufenzahlen (I, V7 usw.). [Einstein/Riemann Musiklexikon 1929, 553]

Fundamentalbass (1882)

Fundamentalbass (Rameaus Basse fondamentale) ist die Bezeichnung der Akkorde durch ihren Hauptton, zum Beispiel:

Fundamentalbass (Riemann 1882)

Fundamentalbass: CCC G F

Rameau wurde bei dieser Aufstellung durch die Erkenntnis geleitet, dass alle Akkorde im Sinn eines Dur- oder Mollakkords verstanden werden, dessen natürlichen Basston er als Fundamentalbass bezeichnete. So gelangte er zur Lehre von der Umkehrung der Akkorde, welche Ballotti, Kienberger, Abt Vogler und andere adoptierten. Leider hat keiner von ihnen den Grundgedanken Rameaus fortentwickelt, der sich zum Beispiel in der Bezeichnung d-f-a-c als F-Dur-Akkord mit Sexte (accord de la sixte ajoutée) und h-d-f als G-Dur-Akkord mit Septime, aber ausgelassenem Grundton ausspricht. Nur Gottfried Weber machte einen Versuch, über ihn hinauszukommen, konnte sich aber von der Kirnbergerschen Aufstellung einer größeren Anzahl von Stammakkorden so wenig losmachen wie andere Theoretiker seiner Zeit. Der Herausgeber dieses Lexikons [Hugo Riemann] hat in seiner "Harmonielehre" (1880) Rameaus Grundgedanken aufgegriffen und im Zusammenhang mit den neueren Fortschritten der Theorie eine neue Art der Akkordbezifferung entwickelt. Siehe Klangschlüssel. [Riemann Musik-Lexikon 1882, 279]