Baß (1882)
Baß [heutige Schreibweise: Bass] (italienisch: Basso, französisch: Basse),
- die tiefste der menschlichen Stimmgattungen. Man unterscheidet den tiefen (zweiten) Bass und hohen (ersten) Bass (Bassbariton, siehe Bariton). Der Umfang des Basses ist regulär F-f', der tiefe Bass reicht etwas weiter hinab, in einzelnen Fällen bis Kontra-B und weiter, der hohe nicht so weit (bis groß A), während in der Höhe bei beiden die Grenze dieselbe ist oder höchstens um 1 bis 1½ Töne differiert (indem der tiefe nur bis eingestrichen es, der hohe allenfalls bis fis' hinaufkommt). Bezüglich der Klangfarbe unterscheidet man seriöse Bässe, deren Ton voll und mächtig ist, und Buffobässe, die meist etwas Schreiendes, minder Edles haben und für welche Zungenfertigkeit erstes Erfordernis ist.
- Auch die Instrumente, welche die tiefsten Parte der Instrumentalmusiken auszuführen haben, heißen Bässe, und zwar versteht man unter Bass schlechtweg in Deutschland jetzt meist den Kontrabass, früher aber das Violoncello, unter Bassi (Bässe) dagegen Celli und Kontrabässe, unter Harmoniebass das tiefste Bassinstrument eines Harmonieorchesters (Basstuba, Helikon etc.).
- Der tiefste Part einer Komposition selbst (vergleiche Basis), welcher als Stütze, Grundlage der Harmonien eine besondere Art der Behandlung erfordert (siehe Stimmführung). In den Kompositionen der großen Periode des imitatorischen Stils (siehe Niederländer), in der es eine selbständige Instrumentalmusik bis auf einfach Tanzstücke noch nicht gab, existierte auch eine Bassstimme in unserem Sinne noch nicht, wenn auch gewisse unabweisliche Rücksichten sich schon damals geltend machten (Quarten- oder Quintenschritte in Kadenzen). Der Erfinder der Bassstimme im modernen Sinn ist Viadana, sein Basso continuo ist eine wirkliche Stützstimme. Man muss wohl unterscheiden Basso continuo (Generalbaß) und Fundamentalbass (franz. basse fondamentale). Der letztere, eine Erfindung Rameaus (auch Grundbass genannt), ist gar keine reelle Stimme, sondern eine bei der Analyse einer Komposition theoretisch konstruierte, die Folge der Grundtöne der einander folgenden Harmonien (siehe Klangfolge).
- In Zusammensetzung mit Namen von Instrumenten (z. B. Bassklarinette, Bassposaune, Basstrompete, Basse de Viole, Basse de Cromorne etc.) deutet Bass auf die Tonlage des Instruments (vergleiche die einfachen Namen). In der Orgel bedeutet der Zusatz Bass, dass die Stimme zum Pedal gehört, z. B. Gemshornbass etc.
[Riemann Musik-Lexikon 1882, 73f]