Scherzo, im allgemeinen Sinne ein Tonstück von leichtem und heiterem Charakter, in welchem Humor und scherzhafte Laune mit den Gefühlen ein munteres Spiel treiben, wovon das Kapriziöse und Burleske keineswegs ausgeschlossen ist. Daher verlangt es im Vortrag auch mehr Rundung in der Ausführung der Notenfiguren als Nachdruck, mehr eine gemilderte als hervorstechende Stärke des Klanges und mehr abgestoßene und zierliche als getragene und aneinandergeschleifte Noten. Und wenn auch das Markierte nicht ausgeschlossen ist, so erhebt es sich jedoch nicht zum Leidenschaftlichen, sondern überschreitet nicht die Grenzen des Munteren oder Launenhaften. Demnach ist das Tempo zwar schnell, aber mehr leicht fließend als leidenschaftlich oder feurig.
Seine eigentliche Bedeutung hat das Scherzo erst in neuester Zeit gewonnen, die Benennung kommt schon früher vor. Bei Bach zum Beispiel, in der III. Partite des 1. Teils der Clavierübungen [sic], findet sich ein solcher, aus zwei Wiederholungsteilen bestehender, Scherzo genannter Satz, der sonst aber nicht gerade viel zu bedeuten hat. Außerdem dient das Wort Scherzando als Vortragsbezeichnung für Sätze von vorhin erklärtem Charakter, häufig mit Allegretto oder Allegro verbunden, und wird auf Tonstücke von jeder beliebigen Form angewendet.
In der modernen Sonatenform aber erlangte das Scherzo eine hervorragende Geltung, indem es von Beethoven an die Stelle der bis dahin ausschließlich, später zwar auch noch aber doch weniger, gepflegten Menuett gesetzt und zu einer an Inhalt und Umfang bedeutungsvollen Form ausgebildet wurde. Die [sic] Menuett, wenn auch von Haydn und Mozart und früher schon von Bach in vollkommenen Beispielen hingestellt, konnte doch eine ähnlich Freiheit in der Gestaltung nicht erreichen wie das Scherzo. Denn wenngleich in der Suite und Symphonie vom bedingten Zwecke, zum Tanze aufgespielt zu werden, abgelöst und freier behandelt, blieb sie doch immer an die Tanzform gebunden. Das Scherzo schließt dieser zwar ebenfalls sich an, doch nur in Betreff der allgemeinen Umrisse. Es bildet in den zyklischen Formen, je nach Absicht des Komponisten, den zweiten oder dritten Satz, je nachdem es entweder die etwa leidenschaftliche Bewegung des ersten Satzes durch Scherz und Humor so weit zu mildern hat, dass das Gefühl sanfteren Stimmungen im Adagio zugänglich wird, oder die etwaigen Empfindungen des Schmerzes und der Trauer im Adagio durch Witz und Munterkeit verscheuchen und das Gemüt wiederum zu lebhafterer Bewegung im letzten Satz anregen soll.
Mit weiteren Aufzählungen solcher Möglichkeiten würde aber nichts erreicht, es sind auch im Artikel Sonate und Zyklische Formen einige Andeutungen über die Geltung des Scherzo und seinen Verhalt zu den übrigen Sätzen gegeben. Genug, es hat die wichtige Aufgabe, Stimmung und Tonbewegung der beiden Sätze, zwischen denen es steht, zu vermitteln. Der modernen Symphonie, welche eine noch strengere organische Entwicklung beansprucht als die Sonate, fehlt es daher niemals, oder es wird wenigstens durch die Menuett oder einem Satz von ähnlichem Charakter vertreten. In der Sonate hingegen, welche nicht selten aus nur drei oder gar nur zwei Sätzen besteht, bleibt es in solchen Fällen fort. – Ein allgemeiner Formumriss des Scherzo ist ebenfalls unter Sonate (der dritte Satz) zu finden. [Dommer Musikalisches Lexicon 1865, 744f]