Musiklexikon: Was bedeutet Trio?

Trio (1840)

Trio,

  1. ein dreistimmiges Instrumentalstück, d. h. von drei wesentlichen oder obligaten Stimmen; in kontrapunktischer sowohl als in ästhetischer Hinsicht die höchste Gattung. Beethoven, Prinz Louis Ferdinand und Ries lieferten Vortreffliches der Art.
  2. Vormals auch Sonate a tre [sic] genannt, ist eine untergeordnetere Gattung, die mehr den Charakter der Sonate trägt, ist ein Tonstück für zwei Hauptstimmen und einen begleitenden Bass (worin Cramer Vorzügliches geleistet) oder auch nur für eine Hauptstimme und zwei begleitende Instrumente.
  3. Siehe unter Kirchentrio.
  4. Auch Menuetto secondo oder Alternativo genannt, heißt der zweite Satz kleiner Tonstücke, als Menuette, Walzer, Märsche etc., welcher dem Hauptsatz angehängt ist und mit demselben abwechselt (alterniert). Dieser wurde zur Unterscheidung von dem ersten oder eigentlichen Teil dreistimmig gesetzt, daher die Benennung Trio.

[Gathy Encyklopädie Musik-Wissenschaft 1840, 473]

Trio (1882)

Trio (ital., "dreistimmiges Tonstück"),

  1. eine Komposition für drei Instrumente; heute [um 1880] versteht man unter Trio schlechthin meist das Trio für Klavier, Violine und Cello, tut jedoch besser, dies als Klaviertrio zu bezeichnen. Das Streichtrio besteht in der Regel aus Violine, Bratsche und Cello oder aus zwei Violinen und Cello. Alle anderen Kombinationen von Instrumenten müssen näher bezeichnet werden. Kompositionen im älteren Stil (aus dem 17. bis 18. Jahrhundert) werden häufig als Trio bezeichnet, wenn sie für drei konzertierende Instrumente geschrieben sind (zum Beispiel 2 Violinen und Viola da Gamba), zu denen als viertes nicht mitgezähltes das einen Basso continuo ausführende kommt (Cello, Theorbe, Klavier, Orgel).
  2. Bei Tanzstücken (Menuetten etc.), Märschen, Scherzi etc. für Klavier heißt ein dem lebhafteren und rauschenderen Hauptthema gegenüberstehender Mittelsatz von ruhigerer Bewegung und breiterer Melodik Trio – und zwar darum, weil solche Sätzchen früher dreistimmig gesetzt zu werden pflegten, während das Hauptthema sich überwiegend zweistimmig hielt.
  3. Dreistimmige Orgelstücke für 2 Manuale und Pedal, also für drei Klaviere [Klaviaturen], deren jedes anders registriert ist, so dass sich die drei Stimmen scharf gegeneinander abheben. Eine Eigentümlichkeit des Orgeltrios ist, dass die eine Hand eine gebundene Melodie in derselben Tonlage vortragen kann, in welcher die andere (auf dem zweiten Klavier) Figurenwerk ausführt.

[Riemann Musik-Lexikon 1882, 938]