Musiklexikon: Was bedeutet Suite?

Suite (1840)

Suite (französisch, so viel wie Folge) kam (wahrscheinlich Anfangs des 17. Jahrhunderts) zuerst in Frankreich in Aufnahme, und zwar unter dem dort üblicheren Namen Sonata da Camera oder dei Baletti, Kammersonate, Tanzsonate. Sie besteht in einer in damaliger Zeit sehr genau beobachteten Aufeinanderfolge von mehreren kleinen Tonstücken aus einer und derselben Tonart, aber ohne inneren Zusammenhang der einzelnen Teile, als: Einleitung (auch Sonatina, Entrée, Allegro, Ouvertüre genannt), Allemande, Pavane, Courante und andere ernste Tänze oder Arien, worauf die Gigue, Passacaille, Gavotte, Menuet [sic], Chaconne und heitere Arien folgen. Doch finden sich auch Suiten in veränderter Form und Tonart.

Volle hundert Jahre und darüber war diese Gattung allgemein beliebt. Als Vorgängerin der Klaviersonate ist sie von Bedeutung und trug wesentlich zur höheren Ausbildung des Klavierspiels bei. Aus ihr entsprang das Divertimento, das sich bis in unsere Tage [um 1840] erhalten hat. [Gathy Encyklopädie Musik-Wissenschaft 1840, 451]

Suite (1802)

Suite (französisch). Man bezeichnete mit diesem Worte eine ehedem sehr beliebte Art der Tonstücke für das Klavier oder andere Instrumente, die anjetzt [um 1800] ganz außer Gebrauch gekommen ist und aus einer Folge verschiedener charakteristischer Tanzmelodien, zum Exempel aus der Allemande, Courante, Sarabande und Gigue, bestand. Bei den älteren Suiten war es Sitte, dass die Allemande, als ein Produkt von deutscher Erfindung, den übrigen Sätzen vorher ging (siehe Matthesons vollkommenen Capellmeister, Teil II, das 13. Hauptstück).

Gegen die Mitte des verwichenen Jahrhunderts [um 1750] verwandelten sich die Suiten in die sogenannten Parthien [sic], in welchen man außer den Tanzmelodien auch ein Allegro, Andante oder Presto von willkürlichem Charakter aufnahm. Aber auch diese Parthien sind seit geraumer Zeit wieder aus der Mode gekommen. Anjetzt gibt man den Namen Parthie (Parthia oder Partita) denjenigen Tonstücken, die für mehrere Arten von Blasinstrumenten gesetzt sind, in welchen aber, außer der Menuet [sic], selten andere charakteristische Tanzmelodien vorkommen. [Koch Musikalisches Lexikon 1802, 1463]