Musiklexikon: Was bedeutet Gigue?

Gigue, Gique (1865)

Gigue, Gique, ein Instrument der Menestrels im 12. und 13. Jahrhundert, über dessen Beschaffenheit man nichts Bestimmtes weiß. Im 12. Jahrhundert scheint das Wort erst, anstelle des deutschen Ausdrucks Fiedel, auf die Geige übertragen, vordem aber ein Zither- oder lautenartiges Instrument gewesen zu sein. Einige halten es sogar für eine Flötenart. [Dommer Musikalisches Lexicon 1865, 382]

Gigue (1882)

Gigue,

  1. ursprünglich französischer Spottname für die ältere Form der Violen (Viellen, Fideln), welche einem Schinken (gigue) nicht unähnlich war, zum Unterschied von der neueren platten mit Seitenausschnitten. Der Name taucht im Lexikon des Johannes de Garlandia (1210-32) zuerst auf. In Deutschland blieb die ältere Form lange die beliebtere, schon der Troubadour Adenès ("Romans di Cléomadès") spricht von Gigéours d'Allemagne (deutsche Fiedler). In Deutschland selbst nahm man in der Folge den Namen Gigue (Geige) allgemein an, das Wort "giga" taucht auch im Mittelhochdeutschen zu Anfang des 13. Jahrhunderts neben Fidel auf, ist aber nicht deutschen Ursprungs.
  2. Ältere Tanzform im Tripeltakt (3/8, 3/4 oder zusammengesetzt 6/8, 6/4, 9/8, 9/4, 12/8, 12/16 etc.), selten und irregulärerweise im 4/4-Takt (einigemal bei Bach). Als wirkliche Tanzmusik bestand die Gigue aus zwei achttaktigen Reprisen, in Suiten (Partiten) ist jedoch ihre Ausdehnung eine größere.

[Riemann Musik-Lexikon 1882, 314]

Gigue, Giga, Hüpfer (1840)

Gigue (französisch), Giga (italienisch), Hüpfer. Eine veraltete Tanzmusik im 6/8- oder 12/8-Takt, bestehend aus zwei achttaktigen Reprisen. Die gewöhnlichen oder englischen Giguen, sagt Mattheson, haben zu ihrem Abzeichen einen hitzigen und flüchtigen Eifer, einen Zorn, der bald vergeht. Die canarischen müssen große Begierde und Hurtigkeit mit sich führen, aber dabei ein wenig einfältig klingen. Die welschen zwingen sich gleichsam zur äußersten Schnelligkeit.

Vormals bediente man sich der Gigue auch in größeren Tonstücken, wo sie dann zu bedeutenderem Umfange entwickelt wurde. Es gibt sehr hübsche Kompositionen der Art von älteren Meistern, z. B. von J. W. Häßler. [Gathy Encyklopädie Musik-Wissenschaft 1840, 169]