Musiklexikon: Was bedeutet Largo?

Die Vortragsanweisung und Tempobezeichnung "Largo", kompetent erläutert von Musikgelehrten in ihren Musiklexika des 18. und 19. Jahrhunderts, gesammelt im historischen Online-Musiklexikon von musikwissenschaften.de

Largo (1882)

Largo (italienisch, "breit"), die langsamste aller Tempobezeichnungen, nur zu überbieten durch molto largo, das aber schließlich kaum etwas andres besagt. Ganze Sätze mit der Überschrift Largo sind selten; dagegen sind sehr häufig die Einleitungen der Symphonien mit Largo bezeichnet. Der Grund dafür ist, dass das Charakteristische des Largo bleierne Schwere ist, welche durch Figuration nicht aufgehoben wird. Für einen ganzen Satz ist dieses Ethos meist zu bedrückend, für eine beschränkte Anzahl Takte dagegen von ausgezeichneter Wirkung.

Eine ziemlich unbestimmte Bezeichnung ist poco largo, welches auch im Allegro als mäßige Modifikation des Haupttempos ("etwas breit") vorkommt. [Riemann Musik-Lexikon 1882, 505]

Largo (1876)

Largo (ital.), d. i. breit, gedehnt, ist die Bezeichnung des langsamsten Grades der musikalischen Bewegung (des Tempo). Zu noch genauerer Bestimmung dieses Zeitmaßes finden sich mitunter nähere Bezeichnungswörter diesem Hauptbegriff hinzugefügt, z. B.

[…] Eine kleine Modifikation des Largo ist das Larghetto, welches eine minder langsame Bewegung (mehr schon das Tempo des Andante) und nach der anderen Seite hin das Larghissimo, welches den höchsten Grad des Largo bezeichnet. [Mendel Musikalisches Lexikon 1876, 249f]

Largo (1840)

Largo, breit, weit, gedehnt; der erste Hauptgrad der Bewegung; langsamstes Tempo; im Ausdruck feierlich, düster, schwermütig. Das was im Artikel Adagio von dem Vortrag langsamer Sätze erinnert worden ist, muss hier noch sorgfältiger beobachtet werden. [Gathy Encyklopädie Musik-Wissenschaft 1840, 269]

Largo (1802)

Largo, heißt eigentlich weit oder gedehnt. Man bezeichnet mit diesem Worte den gewöhnlichsten langsamen Grad der Bewegung, der nur solchen Empfindungen angemessen ist, die sich mit einer feierlichen Langsamkeit äußern. Dasjenige, was in dem Artikel Adagio von dem Vortrage langsamer Sätze erinnert worden ist, muss bei dem Largo noch sorgfältiger beobachtet werden. Für die Tonsetzer gibt man in Ansehung eines Satzes von so langsamer Bewegung die Regel, dass dieses Tonstück kurz sein müsse, weil es nicht wohl möglich ist, bei dem Anhören desselben mit dem äußersten Grade der Aufmerksamkeit, der hierzu erfordert wird, lange anzuhalten. [Koch Musikalisches Lexikon 1802, 890]

Largo (1732)

Largo (ital.) sehr langsam, den Takt gleichsam erweiternd und große Takt-Zeiten oder Noten oft ungleich bemerkend etc., welches absonderlich im italienischen Recitativo vorkommt, worin öfters die Noten einander nicht recht gleich gemacht werden, weil er eine Declamations-Art ist, in welcher ein Acteur mehr der auszudrückenden Passion als der Bewegung eines gleichen und ordentlichen Takts folgen muss, siehe Brossards Diction.

Bei etlichen Auctoribus bedeutet es eine etwas geschwindere Bewegung, als adagio erfordert; welches daher abzunehmen ist, weil dieses Wort öfters nach jenem gemeiniglich am Ende eines periodi harmonicae gesetzt gefunden wird. [Walther Musicalisches Lexicon 1732, 354]