Gamma (1882)
Gamma (Γ), der griechische, unserem G entsprechende Buchstabe, welcher als Name des unserem (großen) G
entsprechenden Tones zuerst bei Odo von Clugny [heutige Schreibung: Odo von Cluny] (gestorben 942) vorkommt, also nicht von Guido erfunden ist. Da man in jener Zeit die Buchstaben nicht wie heute von C bis H, sondern von A bis G ordnete (vergleiche Buchstabenschrift), so fehlte für den tiefsten Ton des damaligen Systems (unser großes G) ein unterscheidendes Zeichen, und man griff zu dem griechischen Buchstaben. Da bis zum 14. Jahrhundert dieser Ton nach der Tiefe die Grenze blieb, so ist es begreiflich, dass nach ihm die Tontreppe (Skala), die Reihe der Töne vom tiefsten zum höchsten (e''), benannt wurde und in Frankreich "gamme" heute [um 1880] "Tonleiter" bedeutet. Das Γ gehörte unter die Schlüsseltöne (Claves signatae) und erscheint in alten Notierungen in Gesellschaft des F-Schlüssels:
Der Solminationsname des Γ ist Gamma ut (siehe Mutation). [Riemann Musik-Lexikon 1882, 287]