Musiklexikon: Was bedeutet Durchgang?

Durchgang (1879)

Durchgang ist die Verbindung zweier akkordeigener Töne durch einen oder mehrere zunächst liegende, nicht zur Grundharmonie gehörende höhere oder tiefere Töne, vermittelst welcher jene Haupttöne enger miteinander verbunden und melodisch fließender gemacht werden. Um nicht das Gehör durch eine Dissonanz zu stören, müssen die durchgehenden Noten rasch vorübergehen und dürfen daher in langsamem Zeitmaß nicht über eine Achtel, in geschwindem nicht über ein Viertel wert sein. Durchgänge bringen oft neue (eigentlich nicht beabsichtigte) Harmonien hervor, füllen Intervalle aus und unterhalten die Bewegung. Wie einzelne Durchgangstöne, so treten auch zuweilen Durchgangsreihen (aus Durchgängen, Wechselnoten und harmonischen Tönen bestehend) zu gleichem Zwecke auf.

Durchgang (Riewe 1879)

Notenbeispiele von Durchgängen bzw. Durchgangstönen


Unterschieden werden:

  1. der diatonische
  2. der chromatische
  3. der harmonische Durchgang, auch Akkordbrechung genannt.

[Riewe Handwörterbuch 1879, 81]

Durchgang, Transitus (1807)

Durchgang, Transitus, bezeichnet diejenigen Töne oder Akkorde, die auf die schwachen oder unakzentuierten Teile oder Glieder des Taktes fallen. Man braucht daher dieses Wort

  1. anstatt des Kunstwortes [Fachbegriffs] Arsis oder schlechter Taktteil, denn man pflegt z. B. zu sagen, der Dominantenakkord sei im Durchgange gebraucht, wenn er im schlechten Taktteil angeschlagenworden ist;
  2. braucht man es bei denjenigen nicht zur Harmonie gehörigen Tönen, die in dem Nachschlage stehen und die man durchgehende Noten nennet.

[Koch Handwörterbuch Musik 1807, 124]

Durchgang (1840)

Durchgang, Transitus, Transition, der Fortschritt eines Haupttones zum anderen durch zunächst liegende, nicht zur Grundharmonie gehörende höhere oder tiefere Töne, vermittelst welcher jene enger miteinander verbunden und melodisch ausgebildet werden. In der Tonleiter C-Dur z. B. sind die zur Grundharmonie gehörenden Stufen 1, 3, 5 [c, e, g]; der Durchgang findet statt auf den Stufen 2, 4, 6, 7 [d, f, a, h].

Ferner versteht man unter Durchgang auch die Arsis oder den schlechten Taktteil. Wenn von Dissonanzen gesagt wird, dass sie im Durchgange vorkommen, so versteht man darunter, dass sie ohne Auflösung liegen bleiben – oder doch nicht auf die sonst gewöhnliche Art fortschreiten. [Gathy Encyklopädie Musik-Wissenschaft 1840, 106]