Musiklexikon: Was bedeutet Durchführung?

Durchführung (1873)

Durchführung nennt man im Allgemeinen die thematische Verarbeitung eines Tongedankens mit Hilfe des einfachen oder doppelten Kontrapunkts, der Imitation, des Kanons usw., die Zerlegung desselben in seine einzelnen Bestandteile und die Bildung neuer Perioden aus diesen Stücken und Stückchen. Über das Verfahren selbst und die dabei zu verwendenden Mittel handelt der besondere Artikel Thematische Arbeit (siehe dort).

Im Besonderen bezeichnet Durchführung diejenigen Teile größerer Tonsätze, in denen eine thematische Verarbeitung der Hauptgedanken seine Stelle zu finden hat, in der Sonatenform zum Beispiel im Mittelsatz oder zweiten Teil. Siehe Sonate. Ebenso bedeutet in der Fuge der Ausdruck Durchführung die auf die Exposition folgenden Nachahmungen und Zergliederungen des Hauptsatzes in allen zur Verwendung kommenden Stimmen. Siehe Fuge.

Auch in kleineren Tonformen kann die Durchführung mit Erfolg vollzogen werden, zum Beispiel im zweiten Teil des Scherzo und Trio. Siehe Sonate. [Mendel Musikalisches Lexikon 1873, ]

Durchführung (1882)

Durchführung heißt in größeren Kompositionen der Teil, in welchem die (vorher aufgestellten) Hauptgedanken (Themen) des Satzes frei verarbeitet, d. h. die Motive bunt durcheinander geworfen und in neuer Weise kombiniert werden. Speziell bei der wichtigsten aller neueren Instrumentalformen [um 1880], der Sonatenform, folgt die Durchführung unmittelbar der Reprise (Wiederholung), steht also in der Mitte zwischen der erstmaligen Aufstellung der Themen und ihrem abschließenden letzten Auftritt.

Bei der Fuge heißt das einmalige Durchlaufen des Themas (als Dux und Comes) durch sämtliche beteiligte Stimmen eine Durchführung, so dass man auch von einer zweiten und dritten Durchführung in der Fuge spricht; jedenfalls stammt der Name Durchführung von der Fuge her, denn auch die Durchführung des Sonatensatzes nahm früher gern einen fugenartigen Anlauf. [Riemann Musik-Lexikon 1882, 231]

Durchführung (1802)

Durchführung. Unter diesem Ausdruck, der am gewöhnlichsten bei der Fuge gebräuchlich ist, versteht man die jedesmalige Nachahmung des Hauptsatzes der Fuge in allen vorhandenen Stimmen. Sieh Fuge.

Bei Tonstücken, die nicht in der strengen Form der Fuge gesetzt sind, versteht man darunter die Beibehaltung und stete Bearbeitung des Hauptgedankens in verschiedenen Wendungen oder Modifikationen. [Koch Musikalisches Lexikon 1802, 506]

Durchführung (1865)

Durchführung bedeutet

  1. im allgemeinen: die thematische Verarbeitung eines Tongedankens mit Hilfe des einfachen und doppelten Kontrapunktes, der Imitation, des Kanons etc., die Zerlegung desselben in seine einzelnen Bestandteile und die Bildung neuer Perioden aus diesen Bestandteilen. Näher beschrieben sind das Verfahren und die dabei in Anwendung kommenden Mittel im Artikel Thematische Arbeit.
  2. Speziell: diejenigen Teile größerer Tonsätze, in denen jene thematische Verarbeitung der Hauptgedanken vollzogen wird. So nennt man in der Sonatenform (siehe Sonate) den Mittelsatz oder zweiten Teil, in welchem nur thematische Arbeit herrscht, die Durchführung. Ebenso in der Fuge die auf die Exposition folgenden Nachahmungen und Zergliederungen des Hauptsatzes in allen vorhandenen Stimmen (siehe Fuge). Ferner auch in kleineren Formen die namentlich zur Aufnahme thematischer Arbeit bestimmten Periodengruppen, z. B. den zweiten Teil des Scherzo und Trio (siehe Sonate).

[Dommer Musikalisches Lexicon 1865, 271f]

Durchführung (1840)

Durchführung, Conduite, im weiteren Sinne die Beibehaltung und Bearbeitung des Hauptgedankens oder Hauptthemas in verschiedenen Wendungen und Modifikationen; im engeren, die jedesmalige Nachahmung des Hauptsatzes der Fuge in allen vorhandenen Stimmen. [Gathy Encyklopädie Musik-Wissenschaft 1840, 106]