Tonart (1882)
Tonart ist die Bestimmung des Tongeschlechts (ob Dur oder Moll) und der Tonstufe, auf welcher ein Stück seinen Sitz haben soll. Statt unserer heutigen beiden Tongeschlechter nahmen die Alten (Griechen, Römer, Araber, Inder, das Abendland im Mittelalter) deren eine größere Anzahl an (vergleiche Griechische Musik, Araber, Kirchentöne). Über die Bedeutung dieser verschiedenen Oktavengattungen wie der Tonleitern überhaupt vergleiche Tonleiter. Jede Oktavengattung kann beliebig transponiert werden, d. h. dieselbe Intervallfolge kann von jedem Ton aus gebracht werden. Schon die Griechen hatten 15 Transpositionsskalen, die Kirchentöne wurden freilich lange Zeit nur in die Quarte und erst später auch in die Quinte transponiert. Die Einführung noch mehrerer Transpositionen im 16.-17. Jahrhundert war schon das Anzeichen des Untergangs der alten Lehre.
Die heutigen Transpositionen der beiden Grundskalen (C-Dur und A-Moll) sind:
A. Durtonarten und Durakkorde
B. Molltonarten und Mollakkorde
Zur bequemeren Orientierung über die Vorzeichen mögen folgende Anhalte dienen: Die Transposition der Grundskalen in die große Oberterz ergibt 4 Kreuze [♯] (E-Dur, Cis-Moll), die Transposition in die große Unterterz 4 Been [sic] (As-Dur, F-Moll), die Transposition in die übermäßige Oberquarte ergibt 6 Kreuze (Fis-Dur, Dis-Moll), die Transposition in die übermäßige Unterquarte (Ges-Dur, Es-Moll) 6 Been [♭]. [Riemann Musik-Lexikon 1882, 924f]