Musiklexikon: Was bedeutet Oktavengattungen?

Octavgattungen, Species octava (1882)

Octavgattungen [heutige Schreibweise: Oktavgattungen] (Species octava) sind die von jedem Tone der diatonischen Tonleiter ohne Versetzung gewonnenen neuen Tonleitern, wie sie im griechischen und darnach auch im mittelalterlichen Tonsystem der sogenannten Kirchentöne gewonnen wurden. Gattungen der Oktave heißen sie, weil sie auf den Tönen derselben Oktave konstruiert werden und zugleich, durch die andere Lage der Halbtöne verändert, voneinander wesentlich unterschieden sind. [Reissmann Handlexikon 1882, 332]

Octavengattung (1840)

Octavengattung [Oktavengattung oder Oktavgattung], die nach der verschiedenen Lage der halben Töne [Halbtonschritte] sich charakterisierende Art der Tonfolge innerhalb einer Oktave, je nachdem man von einer oder der anderen Stufe der Tonleiter als dem Grundton ausgeht. So enthält jede Tonleiter ebenso viel Oktavengattungen als Stufen, z. B. in C-Dur:

c d e^f g a h^c
d e^f g a h^c d
usw.

Was die Alten Tonarten nannten, mögen im Grunde wohl nichts gewesen sein als Oktavengattungen, wie z. B. die von Euclid angeführten. Desgleichen auch die sog. Kirchentonarten. [Gathy Encyklopädie Musik-Wissenschaft 1840, 332]

Oktavengattungen (1807)

Oktavengattungen. Die Theoristen [Theoretiker] der Griechen reden oft von Oktavengattungen und verstehen darunter die Verschiedenheit der Lage, welche die beiden halben Töne einer diatonischen Tonreihe von acht Stufen enthält, wenn man die Tonfolge derselben bald mit diesem, bald mit jenem Tone anfängt. So macht z. B. die Tonreihe c d e f g a h c eine andere Oktavengattung aus als die Tonfolge d e f g a h c d, weil in jener die beiden halben Töne zwischen der dritten und vierten und zwischen der siebenten und achten Stufe, in dieser aber zwischen der zweiten und dritten und zwischen der sechsten und siebenten Stufe liegen.

Weil sich auf diesen Unterschied der Lage der halben Töne auch die Verschiedenheit der Tonarten der Griechen gründete, so weiß man heutzutage nicht mehr mit Gewissheit, worin eigentlich bei den Griechen der Unterschied zwischen Tonarten und Oktavengattungen bestanden habe. [Koch Handwörterbuch Musik 1807, 253]