Villanelle Canzoni villanesche, Villote, bezeichnet ursprünglich einen Dörfler- oder Bauerngesang (von villa, Dorf - villano, ein Dörfler, Bauer), wie solche vom Landvolke in Italien schlichthin gesungen, wohl auch kunstlos mit Schalmeien oder Geigen begleitet wurden. Nach der Mitte des 16. und durchs ganze 17. Jahrhundert nahmen italienische Komponisten sich dieser volkstümlichen Liedergattung an und - neben den gehaltvollen mehrstimmigen Madrigalen - komponierten sie eine Unzahl solcher Villanellen gewöhnlich zu drei, aber auch zu vier Singstimmen und fanden damit viel Anklang und Absatz, so dass sie im Verein mit Dichtern sie schockweise in die Welt schickten, auch für Laute arrangierten oder arrangieren ließen.
In Deutschland fand das leichtfertige, frivole Wesen der welschen Villanellen am Ende des 16. Jahrhunderts ebenfalls Eingang. Übersetzungen und Nachahmungen der italienischen Versform und Melodien wurden reichlich in der Kunstmusik lange Zeit gefunden und dem heimischen deutschen Volkslied vorgezogen, ja der herzige deutsche Volksgesang wurde durch solchen italienischen und italienisierenden Singsang zurückgedrängt, ohne dass durch dergleichen leichte Unterhaltungsmusik der Kunst nur irgendwelcher Nutzen erwuchs. Importiert wurden nach Deutschland besonders die Villanellen und Madrigale von Luc. Maurenzo. Die ersten deutschen Nachbildungen des Villanellenstils besorgte wohl Jac. Regnart in seinen viel begehrten und in vielen Auflagen verbreiteten dreistimmigen Liedern nach Art der Neapolitanischen, 1574 zuerst gedruckt. Seitdem konnte man auf hunderten von deutschen mehrstimmigen Liederbüchern (z. B. bei F. J. Brechtel, 1590, V. Hausmann, 1606, Gregorio Turino, 1590 u. a.) lesen: deutsche Liedlein mit 3 Stimmen "nach Art der Welschen Villanellen".
Die Texte dieser Villanellen im Original von italienischen Kunstdichtern wie in deutschen Nachbildungen waren nach ihrem Versbau wohl glatter und mannigfaltiger als das Volkslied, aber dem Inhalte nach das, was man eben wollte: nicht bloß harmloser kecker Scherz, Humor und Zärtlichkeit wie im Madrigal fand in den Villanellen, Villoten und Canzonen alla Napolitana seinen Ausdruck, sondern ihr Ton war oft ziemlich derb, leichtfertig, prickelnd, stark frivol. Letzteres gilt besonders von den neapolitanischen Villoten, darin sich italienische Singmeister bemühen, jungen Damen die Anfangsgründe der Musik beizubringen. Man vergleiche z. B. Proben in Kiesewetter, "Weltl. Gesänge", Beilage Nr. 22 und 23. [Mendel/Reissmann Musikalisches Lexikon 1879, 68f]