Musiklexikon: Was bedeutet Sarabande?

Sarabande, Sarabanda (1882)

Sarabande (Sarabanda), eine ursprünglich spanische Tanzform im Tripeltakt von gemessener, gravitätischer Bewegung (wenig kurze Noten), ursprünglich nur aus zwei Reprisen von acht Takten bestehend. Die Sarabande beginnt auf dem vollen Takt und liebt die Verlängerung des zweiten Taktteils durch Punktierung oder Verschmelzung mit dem dritten:

Sarabande (Riemann 1882)

typischer Rhythmus einer Sarabande nach Riemann

In der Suite hat sie ihren regelmäßigen Platz zwischen Courante und Gigue. [Riemann Musik-Lexikon 1882, 799]

Sarabande (1882)

Sarabande wird gewöhnlich für einen alten spanischen Tanz erklärt. Das ist er, aber sein Ursprung ist orientalisch und seine Einführung in Spanien erfolgte unbezweifelt durch die Mauren. Er wurde vom Volke ursprünglich gesungen und mit Kastagnetten begleitet. Im 16. Jahrhundert (um 1588) durch französische Balletmeister in Frankreich als Gesellschaftstanz eingeführt und ins Ballett aufgenommen, hat er sich, trotz aller gegen die Üppigkeit desselben eifernden Sittenrichter, in letzterem lange erhalten, dass er noch vor hundert Jahren [= um 1780] darin vorkam, wenn er auch als Gesellschaftstanz längst weichen musste.

Seine Musik (ohne Text) wurde im 17. und 18. Jahrhundert als Instrumentalstück für die Laute und später bis zu Bachs und Handels Zeit in die Suite für Klavier aufgenommen. In der Reihenfolge der zur Suite gehrauchten Tänze steht die Sarabande gewöhnlich nach der Allemande und geht der Giga voran und bildet darin meist den gehaltvollsten Bestandteil.

Die Musik der Sarabande, wie sie uns in Suiten und in älteren Opern erhalten ist, hat stets Tripeltakt (3/2- oder 3/4-Takt) und stellt sich in zwei Teilen von je 8 oder 10 Takten dar. Der Charakter ist ernsthaft und gravitätisch. [Reissmann Handlexikon 1882, 460f]

Sarabande (1865)

Sarabande. Eine ältere Tanzmelodie, sowohl zum Tanzen selbst und dann von Kastagnetten begleitet, als auch zum Singen und Spielen auf Instrumenten gebräuchlich gewesen. Wie man glaubt, spanischen Ursprungs, an Bewegung und Charakter langsam und ernsthaft. Jederzeit steht sie in ungerader Taktart (Dreiviertel- oder Dreihalbetakt), beginnt mit dem Niederschlag und enthält zwei Wiederholungsteile, deren jeder acht Takte lang ist.

Die Tanzsarabande, welche übrigens noch Ende des vorigen Jahrhunderts [des 18. Jh.] in Balletten vorkam, lässt nach Mattheson (Kern melod. Wissensch. 119) "keine lauffende Noten zu, weil die Grandezza solche nicht leiden kann, sondern ihre Ernsthaftigkeit steiff und fest behält". Als Lauten- und Klavierstück wie auch in Suiten wurde sie, gleich allen anderen Tanzmelodien, freier behandelt, namentlich der zweite Teil erweitert. Auch findet sich wohl, dass sie mit dem Auftakte beginnt (z. B. S. Bach, Bachausg. 111. 76), außerdem schlossen sich ihr zuweilen einige Doubles (siehe dort) an (z. B. Händel, deutsche Händelausg. II. 82).

Mitunter kommt sie zwar auch in der Suite von ganz einfacher Bildung vor, doch verträgt sie in dieser Verwendung Notenfiguren von allen Gattungen und verlangt gemeinhin einen nach Art des Andante, der Arie oder Allemande ausgezierten Vortrag. Als man in der Reihenfolge der zur Suite gehörenden Tänze noch eine feste Ordnung einhielt, pflegte sie nach der Allemande und vor der Giga zu stehen. [Dommer Musikalisches Lexicon 1865, 742]

Sarabande (1879)

Sarabande, eine sonst in Spanien beliebte und gebräuchliche Tanzmelodie von ernsthaftem Charakter, die im Tripeltakt gesetzt, einen etwas ausgezierten, dabei ziemlich raschen Vortrag verlangt und meist aus zwei Teilen von gewöhnlich acht Takten besteht. Beim Tanz treten die Paare wie bei der Ecossaise oder Menuett an. [Riewe Handwörterbuch 1879, ]