Musiklexikon: Was bedeutet Mensur?

Mensur (1882)

Mensur,

  1. das Verhältnis der Weite einer Orgelpfeife zu ihrer Länge, wobei man eine weite (zum Beispiel Hohlflöte), mittlere (Prinzipal-Mensur) und enge (Gamben-Mensur) Mensur unterscheidet. Die Mensur differiert etwa zwischen 1:10 und 1:24. Weite Mensur gibt einen weichen, enge einen scharfen, streichenden Ton. Vergleiche Register, Labialpfeifen und Zungenpfeifen.
  2. Bei anderen Instrumenten allerlei Maßverhältnisse, zum Beispiel bei Flöten die Bestimmung der Stellen für die Tonlöcher, bei Saiteninstrumenten die Länge der Saiten etc.
  3. Ein heute veralteter, aber historisch sehr wichtiger Begriff: die Bestimmung der verschiedenen Geltung der Notenwerte je nach den Taktvorzeichen in der sogenannten Mensuralmusik (siehe dort). In der Hauptsache unterschied man dreiteilige und zweiteilige Mensur, nannte jene die vollkommene (Mensura perfecta, im Hinblick auf die göttliche Trinität), diese die unvollkommene (Mensura imperfecta). Bei perfekter Mensur galt eine Note drei der nächst kleineren Wertgattung, zum Beispiel eine Longa drei Breves, bei imperfekter nur zwei. Es gab aber eine Anzahl Kombinationen von dreiteiliger und zweiteiliger Mensur, zum Beispiel wenn die Longa drei Breves galt (Modus perfectus, die Brevis aber nur zwei Semibreves (Tempus imperfectum). Die dreiteilige Geltung der Brevis wurde durch einen Kreis O, die zweiteilige durch einen Halbkreis C angedeutet, welch letzterer sich bis heute als Zeichen des 4/4-Taktes erhalten hat.

[Riemann Musik-Lexikon 1882, 574]

Mensur (1877)

Mensur (Mensura), das Maß, kommt in verschiedener Bedeutung in Anwendung. So bezeichnet man damit einfach das Zeitmaß, den Wert der verschiedenen Notengattungen und die Alten nannten den aus Tönen von verschiedenem, genau gemessenem Zeitwert bestehenden Gesang Mensuralgesang und Mensuralmusik zum Unterschiede vom Cantus planus, dem aus gleichwertigen Tönen bestehenden Gesang.

Weiterhin begreift man unter Mensur das gemeinsame Maß, welches verschiedene Notengrößen zur Takteinheit zusammenfasst, bei den Franzosen heißt der Takt: la mesure.

Endlich versteht man darunter auch wohl das Tempo, das bestimmte Zeitmaß, nach welchem durch ein Tonstück oder einen Satz hindurch der Zeitwert der verschiedenen Notengattungen gemessen wird.

Mensur ist aber auch ein terminus technicus bei den Instrumentenmachern und bezeichnet das Verhältnis der Länge und Breite der Pfeifen. Bei den offenen Hauptflötenstimmen der Orgel, den Prinzipalstimmen, die eine Länge von 16, 8 oder 4 Fuß haben, enthält die Länge das Maß der Weite etwa 14 mal und das Verhältnis heißt Prinzipalmensur und ist grundleglich für die Orgel. Die übrigen Flötenstimmen sind enger oder weiter und heißen demnach von enger oder von weiter Mensur; jene, die engmensurierten sind etwa 15 bis 24 mal so lang als weit, die weitmensurierten nur 12 bis 14 mal. Auch auf die Saiten wendet man diese Bezeichnung an, und zwar in dem gleichen Sinne auf das Verhältnis der Länge, Stärke und Spannung zu der geforderten Tonhöhe. Saiten, die nicht in die richtige Tonhöhe gebracht werden können, sind falsch mensuriert. [Mendel/Reissmann Musikalisches Lexikon 1877, 127f]

Mensur (1840)

Mensur heißt bei den Instrumentenmachern diejenige mathematische Einteilung, nach welcher die Länge oder Kürze der Saiten, der Umfang des Steges – mit einem Worte, die Verhältnisse der wesentlichen Teile eines Instrumentes bestimmt werden, oder auch diese Proportion selbst; beim Orgelbau dasjenige Maß, nach welchem das Verhältnis der Länge der Pfeifen zu ihrer Weite berechnet wird. Bei den offenen Hauptstimmen hat nämlich die Pfeife des großen C eine solche Weite, dass zu dem Rohr derselben, vom Kern an gerechnet, 16, 8 oder 4 Fuß Länge notwendig ist. Dieses Verhältnis der Weite und Breite nennt man Prinzipalmensur. Das übrige Pfeifwerk der Flötenarten, welches entweder weiter und kürzer oder enger und länger ist, wird sodann Pfeifwerk von weiter oder enger Mensur genannt.

Mensur (im Sinne von Zeitmaß), siehe Taktmesser und Tempo. [Gathy Encyklopädie Musik-Wissenschaft 1840, 302]