Musiklexikon: Was bedeutet Flûte à bec?

Flöte à bec (1840)

Flöte à bec, oder Flùte douce, Englische Flöte, Schnabelflöte, ein fast ganz außer Gebrauch gekommenes Instrument von hohem Altertum, welches schon die Hebräer besaßen und davon Männer-, Knaben- und Jungfernflöten hatten. Es wird nicht wie die Flöte [Querflöte] durch ein Mundloch, sondern durch ein Mundstück mit einem Kern intoniert, hat sieben Tonlöcher für die Finger und auf der unteren Seite ein Tonloch für den Daumen und wird beim Blasen wie die Oboe und Klarinette gehalten.

Die älteren Instrumente dieser Art hatten das unterste Loch doppelt nebeneinander liegen, um nach Bequemlichkeit die rechte oder die linke [Hand] gebrauchen zu können. Eins von beiden aber musste jederzeit mit Wachs verstopft werden. Der Umfang dieses Instruments beträgt eine Decima sexta, nämlich vom eingestrichenen f bis zum dreigestrichenn g durch alle Töne der diatonisch-chromatischen Tonleiter. Bei manchen Tönen wurden die Löcher bloß halb bedeckt (gekniffen), wie beim Flageolet.

Vor einigen Jahrhunderten führte die Flöte à bec den Namen Ploch- oder Plockflöte (Blochflöte) und wurde in verschiedenen Größen verfertigt. So hatte man eine Bassflöte (Flötenbass), deren Umfang sich vom großen F bis zum eingestrichenen d erstreckte, und eine Tenorflöte vom großen B bis zum eingestrichenen g. Beide waren mit einer Klappe versehen, mussten aber wegen ihrer Länge, um die tiefen Töne darauf hervorzubringen, vermittelst einer krummen Röhre, wie das Fagott-S, intoniert werden. [Gathy Encyklopädie Musik-Wissenschaft 1840, 131]

Flöte à bec (1882)

Flöte à bec [Flûte à bec] (flûte douce, englische Flöte, Schnabelflöte, auch Ploch- oder Plockflöte und Flachflöte), die, wie erwähnt [im Lexikonartikel "Flöte"], in der Weise geblasen wurde, wie Oboen und Klarinetten. Man blies am oberen Ende durch einen Spalt, der dadurch geschaffen war, dass man das obere Rohrende mit einem Kern versah, der nur an der Seite, an welcher die Tonlöcher angebracht waren, einen schmalen Teil der Schallröhre offen ließ, durch welchen die Luft eingeblasen wurde. An dem Ende des Kerns hatte die Schallröhre ein Loch, dessen der Spalte entgegengesetzte Seite geschärft war. Um nun diesen Teil bequem in den Mund stecken zu können, wurde das Rohr nach der Spaltseite hin zugespitzt, so dass es die Gestalt eines Vogelschnabels erhielt, und daher heißt das Instrument Schnabelflöte. Wie erwähnt [im Lexikonartikel "Flöte"], waren auch diese Flöten in vier Arten, als Diskant-, Alt-, Tenor- und Bassflöten vorhanden. Der Flötenbass ist daher eine Bassflöte, die tiefste Art dieser oder der Querflöte, wie sie im 18. Jahrhundert noch im Gebrauch waren. Die Flöte d'amour (Flûte d'amour), welche eine Terz tiefer stand als die große oder D-Flöte, war noch Anfang unseres Jahrhunderts [19. Jh.] beliebt. Im Übrigen entspricht ihre Technik und alles andere dem bereits Erörterten. [Reissmann Handlexikon 1882, 143]

Flöte à bec, Flute douce (1802)

Flöte à bec [sic], oder Flute douce, ist ein außer Gebrauch gekommenes Blasinstrument von Holz mit sieben Tonlöchern für die Finger* und auf der unteren Seite mit einem Tonloche für den Daumen. Es wird bei seinem Traktement wie die Hoboe [Oboe] und wie das Clarinett [sic] gehalten, erfordert aber zu der Intonation der Töne keine so genau bestimmte Lage der Lippen, oder keinen so bestimmten Ansatz, wie andere Blasinstrumente, sondern es spricht an, wenn nur Luft in das Mundstück gebracht wird, weil es in seiner Höhlung einen Kern und einen Aufschnitt hat, wie eine Stimmpfeife. Die Höhlung desselben ist jedoch gebohrt und läuft abwärts verjüngt zu, und das Äußere desselben ist abgedrechselt. Der Kern ist an dem oberen Ende eingesetzt und samt der Rundung des Instrumentes ausgeschnitten, wodurch das Mundstück entsteht, welches eine entfernte Ähnlichkeit mit dem Schnabel verschiedener Gattungen des Federviehes erhält und die Veranlassung zu dem Namen Flute à bec [bec = Schnabel] gegeben hat.

Der Umfang dieses Instrumentes beträgt eine Decima sexta, denn es beginnt seinen Ambitus mit dem eingestrichenen f und geht bis zum dreigestrichenen g durch alle Töne der diatonisch-chromatischen Tonleiter. Weil es mehr Höhe als Tiefe hat, so pflegt man die Notenstimmen für dasselbe in den französischen Violinschlüssel zu schreiben, um bei den höheren Tönen der vielen Nebenlinien der Noten überhoben zu sein.

Vor einigen Jahrhunderten führte dieses Instrument insbesondere den Namen Ploch- oder Plockflöte und wurde in sehr verschiedenen Dimensionen gebraucht, denn man hatte eine Bassflöte, deren Umfang sich von dem großen F bis zum eingestrichenen d erstreckte; und eine andere kleinere Bassflöte, die man auch die Tenorflöte nannte, ging von dem großen B bis zum eingestrichenen g. Beide waren mit einer Klappe versehen, mussten aber wegen der Größe des Korpus - und damit das Instrument eine solche Richtung bei dem Blasen bekam, dass die rechte Hand die Tonlöcher erreichen konnte - vermittelst einer solchen krummen Röhre intoniert werden, die man an dem Fagotte das Es nennet. Eine dritte Art, die Altflöte genannt, hatte den Umfang von dem ungestrichenen f bis zum zweigestrichenen d und war eine Oktave höher als die Bassflöte, hatte aber keine Klappe. Nächst diesem brauchte man sie noch in verschiedenen kleineren Formen als die oben beschriebene Flöte à bec.

Den Namen Flute douce führt auch eine Orgelstimme, die gewöhnlich von Holz gearbeitet ist und bei welcher die Pfeifen von dem Kerne an verjüngt zulaufen und oben schief gedeckt sind, so dass die obere Öffnung des Pfeifwerks weder ganz zu noch ganz offen ist.

* Die älteren Instrumente dieser Art hatten das unterste Tonloch doppelt nebeneinander, so dass man sowohl die rechte als auch die linke Hand unten haben und mit Bequemlichkeit des Fingers das eine Loch bedecken konnte. Eines von beiden musste aber jederzeit mit Wachs verstopft werden.

[Koch Musikalisches Lexikon 1802, 584ff]