Musiklexikon: Was bedeutet Sextole?

Sextole (1882)

Sextole, eine Figur von sechs Noten, welche so viel gelten sollen als sonst vier derselben Art.

Die Bedeutung der Sextole ist entweder die der untergeteilten Triole oder die der Doppeltriole. Da die Triole, wie die Sextole, in der Regel eine Steigerung gegenüber der zu Grunde liegenden Bewegungsart ist, so wird die Wahl der einen oder anderen Auffassung von der Bewegungsart abhängen, d. h. die Sechzehntelsextole wird bei Achtelbewegung als untergeteilte Triole:

Sextole, 1. (Riemann 1882)

Sextole (unterteilte Triole)

bei Sechzehntelbewegung als Doppeltriole zu fassen sein:

Sextole (Doppeltriole)

In der Notenschrift wird für gewöhnlich eine Unterscheidung nicht gemacht, sondern jede Sextole mit 6 bezeichnet. Es empfiehlt sich aber, da die 6 in den Taktvorzeichnungen stets die Verbindung zweier dreiteiliger Takte bedeutet (6/8 = 3/8 + 3/8), auch die Sextole nur dann mit einer 6 zu bezeichnen, wenn sie als Doppeltriole gemeint ist, sonst aber als einfache Triole mit 3:

Sextole, 3. (Riemann 1882)

Sextole als Triole notiert

[Riemann Musik-Lexikon 1882, 852f]

Sextole (1878)

Sextole, eine Figur, bei welcher sechs Töne [Noten] so viel gelten, wie gewöhnlich vier von gleichem Wert:

Sextole (Mendel/Reismann 1878)

Sextolen

Sextole (Mendel/Reissmann 1878)

Diese andere Einteilung der Viertelnote in sechs statt in vier Sechzehntelnoten muss natürlich angezeigt werden. Es geschieht dies durch die darüber gestellte 6. Man muss übrigens bei der Ausführung darauf achten, dass die Sextole nicht in zwei Triolen aufgelöst wird. Die Sextole hat nur einen leichten Akzent auf ihrer ersten Note, nicht auf der vierten, die durchaus nicht vor den übrigen heraustreten darf, weil sonst die Sextole in zwei Triolen zerlegt wird. [Mendel/Reissmann Musikalisches Lexikon 1878, 242]

Sextole (1865)

Sextole. Eine durch Auflösung einer Note in sechs unter sich gleiche Teile entstehende Notenfigur. Geschrieben wird sie mit Noten derjenigen Gattung, von welcher die aufgelöste Note in gewöhnlicher geradzahliger Teilung vier enthält, eine zum Beispiel durch Auflösung einer Viertelnote entstandene Sextole also mit Sechzehntelnoten, eine durch Auflösung einer Halben entstandene mit Achtelnoten etc. Weil unsere Tonzeichen aber geradzahlige Teilung voraussetzen lassen, schreibt man zur näheren Kennzeichnung die Zahl 6, mit oder ohne Bogen, über die Sextolenfigur, wie unter Notenbeispiel a).

Dem äußeren Ansehen nach scheint die Sextole aus zwei Triolen zu bestehen, doch ist sie hinsichtlich der Akzentuation etwas anderes. Denn bei der Triole, als dreigliedriger Auflösung der nächsthöheren Notengattung, hat jede erste Note einen leisen Akzent, der wenn auch häufig nur äußerst schwach, so doch wenigstens so viel als zur Kenntlichmachung der dreiteiligen Gliederung hinreicht, markiert wird (Beispiel b). Die Sextole hingegen ist nicht zusammengesetzt dreiteilige, sondern einfach sechsteilige Gliederung, hat nur einen Akzent auf dem ersten Gliede, keinen auf dem vierten; ihre letzten fünf Glieder werden durchaus gleichmäßig stark und vollkommen rund ausgeführt.

Sextole (Dommer 1865)

Sextolen versus Triolen

Sextolen vs. Triolen (Dommer 1865)

Notationsvariante

[Dommer Musikalisches Lexicon 1865, 766]

Sextole (1802)

Sextole. So wird diejenige Notenfigur genannt, welche entsteht, wenn eine Hauptnote des Taktes, z. B. eine Weiße [halbe Note] oder ein[e] Viertel, in sechs Noten von gleicher Zeitdauer zergliedert wird. Weil unsere Noten nur eine solche Zergliederung vorstellen können, bei welcher die Hauptnote in zwei, vier oder acht gleiche Teile zerfällt wird, so ist man genötigt, die Zergliederung derselben in sechs Noten mit eben solchen Zeichen darzustellen, mit welchen man die Zerfällung derselben in vier gleiche Teile bezeichnet [notiert]. Daher kommt es, dass man da, wo für den Ausführer dadurch eine Verwirrung in der Takteinteilung entstehen könnte, diese Figur mit der Zahl 6 bezeichnet. Diesem nach nehmen sechs solcher Achtel, Sechzehntel usw., die eine Sextole bilden, eben nicht mehr Zeitraum ein, als bei der geradzahligen Einteilung deren nur vier einnehmen.

Die Sextole besteht eigentlich aus zwei Triolen. Weil aber bei den Triolen jede erste Note derselben einen gelinden Akzent im Vortrage bekommt, so schreiben die Tonsetzer, im Falle nur die erste unter sechs solchen Noten diesen Akzent erhalten soll, statt der Triolen Sextolen.

Es ist demnach in Ansehung des Vortrages des folgenden Satzes ein Unterschied zu machen, wenn er, so wie bei Fig. 1 in Triolen, und wenn er wie bei Fig. 2 in Sextolen vorgestellt ist:

Sextole (Koch 1802)

Im ersten Fall bekommt jede erste Note der Triole, im zweiten Fall aber nur jede erste Note der Sextole den erwähnten gelinden Akzent. [Koch Musikalisches Lexikon 1802, 1372ff]