Guido von Arezzo (1882)

Guido von Arezzo (Guido Aretinus), Benediktinermönch des Klosters Pomposa, unweit Ferrara und Ravenna, im 11. Jahrhundert tätig. Hier machte er sich außerordentlich um den Gesangunterricht verdient, und die Erfolge, die er erzielte, weckten den Neid seiner Genossen, so dass er sich genötigt sah, das Kloster zu verlassen. Er fand im Benediktinerkloster zu Arezzo Aufnahme und hier erhielt er die Aufforderung von dem Papst Johann XIX., nach Rom zu kommen und ihn mit den Vorteilen seiner Gesangsmethode bekannt zu machen. Guido leistete Folge, und der Papst war so zufrieden mit ihm, dass er ihn veranlassen wollte, in Rom zu bleiben, was dieser ablehnte.

Das Hauptwerk des gelehrten Mönches ist: "Micrologus Guidonis de disciplina artis musicae", in welchem er nach durchaus praktischen Gesichtspunkten eine Theorie der Musik seiner Zeit gibt; ein zweites: „Musicae Guidonis regulae rhythmicae in antiphonarii sui prologum prolatae", gibt den Inhalt des vorher angeführten Werkes in einzelnen versifizierten Regeln. Die "Epistola Guidonis Michaeli monacho de ignota cantu directa" gibt über seine Lebensverhältnisse wie über seine Lehrmethode mannigfachen Aufschluss.

Neuerdings [um 1882] ist ein Antiphonar mit Graduale und Psalter aufgefunden worden, das unzweifelhaft von Guido herstammt, mit dem von ihm zuerst angewandten Liniensystem von vier Linien, mit welchen er den Sitz der Neumen fester bestimmte. [Reissmann Handlexikon 1882, 179f]