Musiklexikon: Was bedeutet Hugbald?

Hugbald, Hucbald, Hugbaldus (1882)

Hugbald (Hucbald, Hugbaldus, Ubaldus, Uchubaldus), Mönch im Kloster zu St. Amand bei Tournay [sic], geboren um 840, gest. 25. Juni oder 21. Okt. 930 oder 20. Juni 932 in St. Amand; zuerst Schüler seines Oheims Milo, welcher die dortige Sängerschule leitete, zeitweilig Leiter einer Sängerschule zu Nevers, später Nachfolger seines Oheims. Hugbald ist wohl der wichtigste Musikschriftsteller des 10. Jahrhunderts, berichtet zuerst von den Anfängen mehrstimmiger Musik (vgl. Organum) und hat persönliche Verdienste um unsre Notenschrift, da er sich, soviel bekannt, zuerst zur genaueren Darstellung der Tonhöhenveränderungen der Linien bediente. Die Unsicherheit der Tonbedeutung der Neumen war schon damals sehr fühlbar, und Hugbald sann daher auf allerlei mehr oder minder praktische Wege der Abhilfe. So dachte er daran, die Neumenschrift, deren Vorzüge er durchaus nicht verkannte, mit der griechischen Notenschrift zu verbinden, die ihm oberflächlich aus Boetius bekannt war. Ebenso ging aus einer nicht hinreichend klaren Erkenntnis des Wesens der griechischen Tetrachordenlehre seine Einteilung der Skala in Gruppen von vier Tönen (Tetrachorde) hervor sowie die sogenannte Dasian-Notierung [Dasia-Notation], welche die tiefsten resp. höchsten und mittleren Töne dieser falschen (weil nicht gleichmäßig gebauten) Tetrachorde mit ähnlichen Zeichen ausdrückte, nämlich:

Hugbald: Dasia-Notation (Riemann 1882)

Dasia-Notation

Die Traktate Hugbalds: "De harmonica institutione", Musica enchiriadis" (oder "Enchiridion musicae", "Liber enchiriadis"), Fragmente unter dem Titel: "Alia musica" und endlich "Commemoratio brevis de tonis et psalmis modulandis" sind bei Gerbert ("Scriptres", I) abgedruckt. Interessante Varianten bietet der Abdruck der "Musica enchiriadis" aus andern Handschriften bei Coussemaker ("Scriptores", II), dem wir auch eine interessante Monographie über Hugbald (1841)[1] verdanken. [Riemann Musik-Lexikon 1882, 406]

1 E. de Coussemaker: Mémoire sur Hucbald et sur ses traités de musique, suivi de recherches sur la notation et sur les instruments de musique, Paris 1841.

Hugbald (1882)

Hugbald (auch Hucbald, Ubaldo), Mönch des Klosters St. Amand der Diözese Tournay in französisch Flandern, wurde um das Jahr 840 geboren und starb 932. In seiner "Musica enchiriadis" gibt er eine vollständige Abhandlung der Elemente der Musiknissenschaft nach griechischen Prinzipien und verschiedene Anweisungen zur musikalischen Notation. [Reissmann Handlexikon 1882, 210]