Musiklexikon: Was bedeutet Clarino?

Clarino, Clarin blasen (1929)

Clarino,

  1. italienisch, so viel wie Trompete, in Deutschland früher Name der hohen Solotrompete, die sich nur durch ein engeres Mundstück von der tieferen (Prinzipal-) Trompete unterschied. Clarin blasen ist in der Trompeterkunst des 17.-18. Jahrhunderts so viel wie hohe Solotrompete blasen; Prinzipal blasen so viel wie tiefe Trompete blasen. Der Basspart der Trompetensätze (der eigentlich der Pauke angehört!) heißt Toccato. Die Trompete ging damals erheblich höher als heute (bis d3). Wir würden an den dünnen, spitzen Tönen der höchsten Trompetenlage keinen Geschmack mehr finden. Vgl. Joh. Ernst Altenburg, Versuch einer Anleitung zur heroisch-musikal. Trompeter- und Paukerkunst (1795, Kap. XI: Vom Clarinblasen und von dem dazu erforderlichen Vortrage, auch das daselbst S. 131ff. mitgeteilte Concerto a VII Clarini con Tymp.) sowie H. Eichborn, Die Trompete alter und neuer Zeit (1882) und Das alte Clarinblasen auf Trompeten (1894).
  2. Name des durch Überblasen der Töne des Schalmeiregisters in die Duodezime hervorgebrachten mittleren Registers der darum so genannten Klarinette (h1-c3). Das neue Instrument erbte Namen und Rolle des Clarin [sic].
  3. In der Orgel so viel wie 4-Fuß-Trompete, Oktavtrompete (französisch: Clairon, Clarin, englisch: Clarion).

[Einstein/Riemann Musiklexikon 1929, 323]

Clarino (1882)

Clarino (italienisch; Clarin, französisch: Clairon, englisch: Clarion),

  1. eine ältere, eng mensurierte Trompetenart, die vorzugsweise als Melodieinstrument in Blechmusiken gebraucht wurde; wahrscheinlich ist damit auch die von Seb. Virdung ("Musica getuscht", 1511) erwähnte Clareta identisch.
  2. In der Orgel eine 4-Fußtrompete (Oktavtrompete); in der Panoptikonorgel zu London steht neben Clarion 4' noch Octave 2', in der Marienkirche zu Lübeck ist Clarino 4' eine Labialstimme (halbe Stimme von f' an).

[Riemann Musik-Lexikon 1882, 169f]

Clarino (1865)

Clarino, Clarin, Clairon, die Trompete; und zwar nach Altenburg, heroisch musikal. Trompeter- und Paukerkunst 1795, S. 94, eine kürzere und enger als die gewöhnliche gewundene Trompete, von den Engländern Clarion genannt.

Die Beschreibung des Instrumentes siehe im Artikel Trompete. Hier nur einige Bemerkungen über diejenige Behandlungsweise desselben, welche die gelernten Trompeter speziell Clarino oder Clarinblasen nennen und von der sie den Prinzipal oder das Prinzipalblasen unterscheiden. Unter Clarino verstand man, wie Koch [in seinem Musiklexikon von 1802] sagt, eine sanfte hornartige singende Behandlung der Trompete. Mattheson spricht ihr diese Benennung vorzugsweise zu, wenn sie mittels des Sordun gedämpft ist. Nach Altenburg ist aber eine Clarinstimme ungefähr das, was unter den Singstimmen der Diskant ist, und wird, größtenteils in der zweigestrichenen Oktave sich bewegend, hoch und hell geblasen. Der rechte Ansatz ist ungemein schwer zu erlangen und fordert viel Übung, stärkerer Luftstoß und engeres Zusammenschließen der Zähne und Lippen sind dazu erforderlich. Der Prinzipal hingegen ist eigentlich die tiefste Stimme eines mehrstimmigen Trompetenstücks und nur zuweilen, wenn ein Toccato dabei ist, die nächsthöhere. Ihm ist vorzugsweise ein heftiges schmetterndes und mit Zungenschlägen untermischtes Tractament eigen, wie es in der Feldmusik gebräuchlich ist und ehedem beim sogenannten Tafelblasen und bei Aufzügen angewendet wurde.

Clarino, Clairon, in der Orgel, ältere Benennung der Trompetenstimme. Doch soll der Clairon enger mensuriert sein als unser gewöhnliches Trompetenregister und nur 4 Fuß haben. [Dommer Musikalisches Lexicon 1865, 168]

Clarin, Clarino, Clarinblasen (1802)

Clarin, ital.: Clarino, die Trompete (siehe dort).

Eigentlich muss man unter Dem Ausdruck Clarino insbesondere eine solche Melodie verstehen, die nicht mit schmetterndem Tone und mit Zungenschlägen, wie es in den Feldstücken und bei dem sogenannten Prinzipalblasen gewöhnlich ist, sondern mit sanfterem und sangbarem Tone vorgetragen wird, denn dem Clarinblasen pflegt man bei der Trompete das Prinzipalblasen entgegenzusetzen und unter jener Art ein sanftes, dem Traktement des Hornes ähnliches Traktement der Trompete zu verstehen. Unter dem Prinzipalblasen aber versteht man das heftige, schmetternde und mit Zungenschlägen vermischte Traktement dieses Instrumentes, welches nur in den Feldstücken gewöhnlich ist, und außerdem noch bei dem sogenannten Tafelblasen und bei der dritten Trompetenstimme in Aufzügen, die man Prinzipal nennt. [Koch Musikalisches Lexikon 1802, 331f]