Musiklexikon: Was bedeutet Bebung?

Bebung (Dommer 1865)

Der musikalische Fachbegriff "Bebung", auch "Tremolo", kompetent erläutert von Musikwissenschaftlern des 19. Jahrhunderts - gesammelt im Online-Musiklexikon von musikwissenschaften.de:

Bebung (1929)

Bebung (französisch Balancement) war eine Spielmanier auf dem Klavichord, die auf dem Pianoforte (heutigen Klavier) nicht möglich ist. Sie wird hervorgebracht durch wechselnden Druck des Fingers auf der angeschlagenen Taste, ohne dass die Tangente die Saite loslässt. Die Bebung wurde verlangt durch

Bebung (Einstein 1929)

Bebung, Notation

über der Note.

Etwas dem Ähnliches ist das Beben des Tons der Streichinstrumente, auch der Zither und Gitarre, das in einem leichten Schwanken der Tonhöhe besteht und durch eine schnell zitternde Bewegung des auf die Saite gesetzten Fingers hervorgebracht wird (vibrato). Auch das Vibrato der Singstimme (das von dem fehlerhaften Tremolieren streng zu unterscheiden ist) ist ein damit vergleichbarer Effekt. übermäßiger Gebrauch solcher Manier wirkt abstumpfend und lässt den Vortrag weichlich erscheinen. Großer Beliebtheit erfreute sich um die Mitte des 18. Jahrhunderts das ebenfalls in dieselbe Kategorie gehörige Ondeggiando (siehe dort) der Streichinstrumente.

Irrig ist die durch H. von Bülow aufgebrachte Meinung, dass die mit Bögen versehenen Tonrepetitionen in Beethovens op. 69, 106 und 110 sowie im Adagio des Quartetts op. 59II und in der Quartettfuge op. 133 ein der Bebung ähnliches schwaches Wiederangeben des Tons bedeuten (op. 133):

Bebung (Einstein 1929)

Beethoven, Opus 133

Vielmehr soll in allen diesen Stellen der Bogen nur anzeigen, dass der erste Ton voll ausgehalten und der zweite abgestoßen wird, die zweite Tongebung aber ohne Bogenwechsel nur durch verstärkten Druck hervorgebracht. Vgl. A. W. Thayer, Beethoven Band V, S.296. [Einstein/Riemann Musiklexikon 1929, 128]

Bebung (1882)

Bebung (französisch: Balancement) war eine Spielmanier auf dem Klavichord, die auf dem Pianoforte (heutigen Klavier) nicht möglich ist; sie bestand in einem leichten Wiegen des Fingers auf der Taste, dem ein sanftes Reiben der Saite durch die Tangente entsprach. Zu den notwendigen Eigenschaften eines guten Klavichords gehörte durchaus, dass es die Bebung deutlich hören ließ. Etwas dem Ähnliches ist das Beben des Tons der Streichinstrumente, auch der Zither und Guitarre, das in einem leichten Schwanken der Tonhöhe besteht und durch eine schnell zitternde Bewegung des auf die Saite gesetzten Fingers hervorgebracht wird (vibrato). Auch das Tremolieren der Singstimme (das die Sänger ebenfalls lieber Bebung oder vibrato nennen) ist ein damit vergleichbarer Effekt. Übermäßiger Gebrauch solcher Manier wirkt abstumpfend und lässt den Vortrag weichlich erscheinen. [Riemann Musik-Lexikon 1882, 79f]

Bebung, Tremolo (1865)

Bebung, Tremolo.

  1. Eine Vortrags- oder Spielmanier, deren man auf Bogen- und einigen Blasinstrumenten sowie im Gesang sich bedient; auch auf den alten Clavichorden mit Tangenten ließ sie sich gut herausbringen. Möglich ist sie nur an Instrumenten, deren Ton eine Zeit lang fortklingend erhalten werden kann, und besteht in einer Modifikation der eigentlichen genauen Tonhöhe durch eine wechselweise auf- und abwärts neigende Schwebung, also in einer abwechselnden fast unmerklichen Vertiefung und Erhöhung des Tons. Auf Streichinstrumenten wird sie durch ein schnelles Hin- und Herwiegen des Fingers auf dem durch ihn bestimmten Grenzpunkte der Saite, am Clavichord durch eine ähnliche Bewegung des Fingers auf der Taste, wodurch die Tangente etwas an der Saite reibt, hervorgebracht. Auf manchen Blasinstrumenten, z. B. Oboe und Flöte, ist die Bebung nicht nur sehr gut ausführbar, sondern auch von sehr guter Wirkung, daher die in einer neueren Abhandlung über den Klang(1) aufgestellte entgegengesetzte Behauptung auf einem Irrtum beruht und mindestens darauf zu reduzieren ist, dass man auf Blasinstrumenten nur noch einen gegen früher eingeschränkten Gebrauch von der Bebung zu machen pflegt. Auf den Flageolettönen der Saiteninstrumente ist sie allerdings nicht ausführbar.
  2. Auch die Tremulanten in der Orgel kann man zu den Bebungen zählen, wenngleich hier nicht der Finger des Spielers die Klangbewegung hervorruft, mithin der dadurch bewirkte Ausdruck auch für den einzelnen Ton nicht in der Gewalt des Spielers liegt, sondern nur im Großen und Ganzen durch einen mechanischen Zug hergestellt werden kann. Außerdem beruht die Bebung der Orgeltremulanten nicht auf abwechselnder Erhöhung und Vertiefung des Tones, sondern auf einem stoßartigen Intermittieren des Luftstromes (siehe Tremulant). Den Namen Bebung insbesondere führt ein sanfter, nur für zartere Stimmen dienender Orgeltremulant, der keine Stöße, sondern nur ein weiches wellenartiges Schwingen oder Schweben des Klanges bewirkt.

Mit Geschmack am gehörigen Orte verwendet, kann die Bebung im Gesange und Spiel auf Streich- und Blasinstrumenten von einer gewissen rührenden und ausdrucksvollen Wirkung sein; übertrieben und zur Manier geworden, ist sie unleidlich, wie bei manchen Sängern, die den Ton nicht festhalten können oder ein fortwährendes Tremulando für eine Schönheit ansehen, mehr wiehern als singen, ebenso bei manchen Geigern, die in einem fortwährenden Beben und Wimmern dahinzuschmelzen drohen.

Übrigens ist ein Zeichen für diese Vortragsmanier nicht eingeführt; bei manchen Tonsetzern soll jedoch zuweilen eine solche Anzahl Punkte über den Noten, als die Bebung Schläge machen soll, sich vorfinden.

1 Chrysanders Jahrb. f. musikal. Wissensch., Abhandl. I (von M. Hauptmann), S. 22. "Ein bebender Blaston ist so unmöglich wie ein bebender Flageoletton, und in diesem Sinne geht eben den Blasinstrumenten ein Ausdrucksmittel ab, das die Saiteninstrumente, Violin, Viola und Violoncell, allein mit der Singstimme gemein haben".

[Dommer Musikalisches Lexicon 1865, 100f]

Bebung, Tremulant, Tremolo (1840)

Bebung, Tremulant; Tremolo; Balancement. Eine Verzierung, bestehend in dem Abwechseln der Stärke und Schwäche oder dem fortgesetzten und wiederholten Druck auf einen Ton, nach welchem man jedesmal etwas nachlässt - und zwar in ziemlicher Geschwindigkeit hintereinander.

Diese Manier kann auf dem Klavier nicht ausgeführt werden; wo sie vorkommt, werden die Akkorde geteilt und sehr schnell nacheinander, wie ein Triller, gespielt, wobei mehr auf die genaue Ausfüllung des Zeitraums als auf den Vortrag geachtet wird. Man bezeichnet die Bebung durch eine Reihe Punkte oder durch das Wort tremolando, tremolo, oder abgekürzt trem. über der Note. [Gathy Encyklopädie Musik-Wissenschaft 1840, 35]

Bebung, Tremolo (1807)

Bebung, ital. Tremolo. Eine etwas veraltete Spielmanier, deren man sich noch zuweilen auf dem Clavier und auf den Bogeninstrumenten bei Tönen, die einige Zeit fortklingen, bedient und die darin besteht, dass der Finger, der diesen Ton greift, sanft hin und her wiegt und eine Schwebung des Tones verursacht. Weil man zur Bezeichnung dieser Spielmannier kein bestimmtes Zeichen angenommen hat, so bedienen sich verschiedene Tonsetzer so vieler Punkte über den Noten, als der Finger Bewegungen machen soll. [Koch Handwörterbuch Musik 1807, 52]