Viola d'amore (1865)

Viola d'amore, Viole d'amour, Liebesgeige. Ein ehemals sehr beliebtes, jetzt [Mitte des 19. Jahrhunderts] fast gänzlich verschwundenes Bogeninstrument (in Paris findet es sich noch vor). Es war in mehreren Arten gebräuchlich. Gewöhnlich war sein Korpus etwas größer als das der Viola oder Bratsche, die Zargen waren höher, Hals und Griffbrett breiter, der Steg näherte sich in Anbetracht der Größe dem des Violoncello. Der Boden des Korpus war gewöhnlich nicht gewölbt, sondern ganz flach gearbeitet, wie bei der Gitarre. Der Bezug war fünf-, auch siebensaitig, gemeinhin aber sechssaitig (Darmsaiten, die drei unteren mit Draht übersponnen; Mattheson gibt den Bezug fünfsaitig an, 4 Stahl- oder Messingsaiten (?) und eine Quint von Därmen). Die Stimmung der Saiten aber wechselte je nach Bedürfnis der Tonart, in welcher das vorzutragende Stück sich bewegte, deren tonischer Dreiklang ihr zu Grunde lag. Wollte man aus F-Dur spielen, so stimmte man die Saiten in F A c f a c', in C-Moll stimmte man sie in G c es g c' es' etc. Neben diesen Darmsaiten, welche mit dem Bogen gestrichen wurden, hatte das Instrument noch ebenso viele Messing- oder Stahlsaiten. Diese waren an Stifte unter dem Saitenhalter angehängt, liefen dann, durch im Steg angebrachte Löcher, in eine Höhlung unter dem Griffbrett, aus welcher sie oben bei der Schnecke wieder herauskamen, wo sie, ähnlich wie die Darmsaiten, an Wirbeln befestigt waren. Sie wurden mit den über dem Steg liegenden Saiten in den Einklang oder in die Oktav gestimmt, aber nicht selbst angespielt, sondern nur durch die angestrichenen Saiten in Mitschwingungen gesetzt, dienten also nur zur Verstärkung und Färbung des Klanges. Dieser war "argentin oder silbern, dabei überaus angenehm und lieblich - sie will viel languissantes und tendres ausdrücken", sagt Mattheson, I. Orch. 282.

Nachher hat man die mitklingenden Saiten auch fortgelassen und nur eines einfachen Bezuges von 6 oder 7 Darmsaiten sich bedient. Ein ausgezeichneter Virtuose auf der Viola d'amore war der Ritter v. Esser in der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts [18. Jh.]; eine von seinem Schüler F. A. Weber, Arzt zu Heilbronn, verfasste Abhandlung von der Viol d'amour [sic] steht in der Speierschen Realzeitung 1789, Nr. 31ff. [Dommer Musikalisches Lexicon 1865, 927f]