Musiklexikon: Was bedeutet Pastorale?

Pastorale (1882)

Pastorale (französisch: Pastourelle), eigentlich so viel wie "Hirtenstück", "Schäferspiel", d. h. Idyll, ländliche Szene, kommt zuerst als Name kleiner Bühnenstücke und zwar schon vor der Erfindung des Stilo rappresentativo (siehe Oper) vor, zu einer Zeit, wo auch die Rede einzelner auf Madrigalenweise mehrstimmig gesungen wurde (im 15.-16. Jahrhundert). Der Name hielt sich später für das kleinere idyllische Genre der Opern.

Instrumentalstücke, die etwa ein Musizieren der Hirten auf der Schalmei oder dergleichen vorstellen könnten, einfach im Rhythmus, Melodie und Modulation gehalten, in der Regel im ungeraden Takt, heißen ebenfalls Pastorales. [Riemann Musik-Lexikon 1882, 681]

Pastorale (1882)

Pastorale, Scbäferstück, Schäferspiel, ist französischen Ursprungs - Pastourelle - und bezeichnete ein Gedicht, welches das Hirtenleben besingt. Die Pastourelle gab dann den Anstoß zu einem selbständigen Instrumentalstück - dem Pastorale - ländlich einfachen Charakters im 6/8- oder 12/8-Takt, das vorwiegend die Weise der Schalmeien nachahmt. Händel in seinem "Messias" wie Bach
in seinem Weihnachtsoratorium leiten mit einem derartigen Instrumentalsatz die Verkündigung der Geburt des Heilands durch die Engel an die Hirten ein. Bach behandelt das Pastorale auch als Orgelstück. Seitdem haben noch eine Reihe von Meistern die Poesie des Landlebens in Tönen offenbart, am großartigsten Beethoven in seiner Pastoralsinfonie. [Reissmann Handlexikon 1882, 368]

Pastorale (1840)

Pastorale (italienisch und französisch), ländlich, idyllisch;

  1. eine Hirtenmusik, meist im 6/8- und 9/8-Takt und von einfachem, dabei zärtlichem Charakter.
  2. ein Tanz, der viel ähnliches mit der Musette und dem Siciliano (siehe dort) hat, nur mit dem Unterschiede, dass er langsamer vorgetragen wird, als die erste, und nicht so viel punktierte Noten hat, wie die zweite.
  3. Auch bezeichnet man mit diesem Worte ein kleines Singspiel aus der idealen einfältigen Schäferwelt, wo alles, Liebe, Zorn, Leidenschaft und Rache, wundersüß und lieblich ist.

Was aber Beethoven unter Pastorale verstand, hat er in dem wunderbaren Hymnus der Natur, seiner sechsten Sinfonie, ausgesprochen. [Gathy Encyklopädie Musik-Wissenschaft 1840, 351]

Pastorale (1879)

Pastorale, lateinisch, Pastorello, italienisch, Schäferlied, Hirtenmusik von ländlich einfachem, idyllischem, zärtlichem Charakter, meist im 6/8-Takt und 9/8-Takt gesetzt.

Pastorale auch ein kleines Tanzstück von demselben Charakter mit mäßig langsamer Bewegung und vielen Ligaturen, gewöhnlich im 6/8-Takt geschrieben.

Pastorale ferner ein kleines Singspiel (kleine Oper, Schäferspiel), das seinen Stoff aus der idealen Schäferwelt nimmt. Berühmt ist die Pastoralsinfonie von Beethoven. [Riewe Handwörterbuch 1879, 195]