Musiklexikon: Was bedeutet Falsch?

Falsch (1865)

Falsch.
A) Ehemals Benennung der aus zwei ganzen und zwei halben Tönen bestehenden unvollkommenen (verminderten) Quint, [zum Beispiel:] h-f, cis-g. Manche ältere Tonlehrer machen hierin noch eine Unterscheidung und nennen die leitereigenen verminderten Quinten (also die auf dem Unterhalbtone [Leitton] der Dur- und Molltonart sowie die auf der zweiten Stufe der letzteren liegenden) kleine Quinten; hingegen die durch chromatische Verengung aus ursprünglich reinen Quinten der Tonart entstandenen (also zum Beispiel cis-g aus c-g, dis-a aus d-a) falsche Quinten.

Wir haben sowohl diese Unterscheidung als auch die Benennungen falsche und kleine Quinte ganz aufgegeben und nennen alle Quinten von oben erwähntem Toninhalt [Umfang], gleichviel ob sie leitereigen oder durch chromatische Veränderung eines der Glieder einer ursprünglich reinen Quinte entstanden sind, verminderte. Unter falschen Quinten verstehen wir durchaus nichts anderes als die fehlerhaften Parallelen zweier reinen Quinten in gleichen Stimmen. Siehe Fortschreitung der Intervalle.

B) Alles Irrationale, mögen es Verstöße sein gegen die Richtigkeit der Harmonieverbindung, Melodiebildung, Stimmführung, Reinheit der Intonation, Stimmung oder überhaupt gegen alles das, worauf die kunstgemäße Einrichtung und Darstellung eines Tonwerkes beruht. [Dommer Musikalisches Lexicon 1865, 293]

Falsch (1840)

Falsch bedeutet in der Musik das Unreine, Fehlerhafte, Unwahre. Wenn die Sängerin schmunzelnd fragt, wie sie denn heute gesungen, und man antwortet der Wahrheit gemäß: falsch, so ist man ein ungeschliffener Wicht, und wenn sich überall auch in der Intonation, im Takte, im Gesange überhaupt die Abweichung vom Richtigen auf das Zudringlichste bemerkbar gemacht hat. Eine falsche Stimme, voix fausse, ist die, welche die Töne nicht rein, sondern aus Mangel an gehörig fester Organisation der Stimmwerkzeuge bald zu hoch, bald zu niedrig angibt. Falsch nennt man die ungleich gesponnenen und daher unrein klingenden Darmsaiten. Ebenso eine unrichtige Stimmung. In der Fortschreitung der Stimmen pflegt man auch die verbotenen Oktaven- und Quintenfolgen falsch zu nennen: falsche Oktaven, falsche Quinten.

Falsch (unwahr) ist ferner sehr oft die Rezensentenkritik, wiewohl es ihr an gehörig fester Organisation der Stimmwerkzeuge eben nicht gebricht. [Gathy Encyklopädie Musik-Wissenschaft 1840, 120]

Falsch (1807)

Falsch wird

  1. als Prädikat derjenigen Quinte gebraucht, die um einen kleinen halben Ton kleiner ist als die reine und die man auch die verminderte Quinte nennt,
  2. bedient man sich dieses Wortes, um das Fehlerhafte in der Fortschreitung der Intervalle zu bezeichnen, und
  3. wird es gebraucht, wenn dieser oder jener Ton eines Instruments nicht rein gestimmt ist oder wenn ein Ton nicht rein intoniert wird.

[Koch Handwörterbuch Musik 1807, 145]