Musiklexikon: Was bedeutet Boutade?

Boutade (1865)

Boutade, von dem alten Worte bouter (setzen, mettre), eine in der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts [des 18. Jh.] und auch schon vordem gebräuchliche Benennung für eine phantasie- oder capricenartige Gattung von Tonstücken. Eine nähere Charakterisierung derselben ist nicht aufzufinden gewesen; Mattheson sagt nur (Beschütztes Orchester 1717, S. 225), das Wort bedeute "un mouvement prompt et impetueux; un caprice, eine hurtige Bewegung, einen schnellen plötzlichen Einfall, einen Satz, den man aus blosser Caprice so hinsetzet" etc. Und ferner, dass sonst die Solos auf der Viola da gamba, welche so eingerichtet waren, als wenn sie ex tempore hervor kämen, diesen Namen geführt hätten. Im Vollk. Capellm. (S. 232) führt er die Boutade nebst dem Capriccio, Präludium, der Toccate u. a. unter den Phantasien auf. Auch fand sie in der Suite Aufnahme (vergl. Walther, Lex.), woselbst man sie, nach Richelet, neben dem als einen unter Ludwig XIII. erfundenen Tanz von jäher und geschwinder Bewegung beschrieben findet. Denselben Tanz wird auch Rousseau (Dictionnaire) unter Boutade verstehen, indem er sie für ein altes kleines Ballett erklärt, welches man aus dem Stegreife ausführte oder doch auszuführen schien. [Dommer Musikalisches Lexicon 1865, 118]

Boutade (1802)

Boutade war vor Zeiten ein kleines Ballet, welches man aus dem Stegreife aufführte oder aufzuführen schien. - In dem ersten Viertel des verwichenen Jahrhunderts bezeichnete man mit diesem Worte, welches anjetzt außer Gebrauch gekommen ist, eine gewisse Art von Fantasie, deren eigentümlichen Charakter man aber nicht angezeigt findet. So teilt zum Beispiel Matheson in seinem vollkommenen Kapellmeister die Fantasie ein in die Boutade, in das Capriccio, in die Toccate und in das Präludium. [Koch Musikalisches Lexikon 1802, 271]

Boutade, bouter (1732)

Boutade (gall.) s. f. [feminin] kommt her vom alten Wort bouter (dessen sich der gemeine Pöbel in Frankreich annoch bedienet und so viel als mettre oder setzen heisset), bedeutet eine hurtige Bewegung, einen schleunigen, plötzlichen Einfall, einen Satz, den man aus bloßer Caprice so hin setzet, sans façon, wie der Bauer den Hut auf den Kopf. […] [Walther Musicalisches Lexicon 1732, 110]