Gigue, Gique, ein Instrument der Menestrels im 12. und 13. Jahrhundert, über dessen Beschaffenheit man nichts Bestimmtes weiß. Im 12. Jahrhundert scheint das Wort erst, anstelle des deutschen Ausdrucks Fiedel, auf die Geige übertragen, vordem aber ein Zither- oder lautenartiges Instrument gewesen zu sein. Einige halten es sogar für eine Flötenart. [Dommer Musikalisches Lexicon 1865, 382]
Giga (italienisch), Gique (französisch [auch: Gigue]), ein älterer Tanz und in Suiten und Partiten häufig zu findendes Tonstück im Charakter dieses Tanzes. Mattheson (Kern melod. Wissensch., Hamburg 1737) führt vier Arten von Giquen an, die englischen, spanischen, canarischen [sic] und welschen. Die gewöhnlichen oder englischen Giquen "haben zu ihrem eigentlichen Affect einen hitzigen und flüchtigen Eifer, einen Zorn der bald vergehet". Die spanischen Giquen, Loures genannt, sind langsamer und zeigen "ein stolzes, aufgeblasenes Wesen, deswegen sie bei den Spaniern sehr beliebt sind". Die canarischen [sic] "müssen grosse Begierde und Hurtigkeit mit sich führen, aber dabei ein wenig einfältig sein". Die welschen Giquen endlich dienten nicht zum Tanzen, sondern nur zum Geigen, wovon denn auch ihr Name (Giga, Geige) herkommen mag, und "neigen sich gleichsam zu der äussersten Schnelligkeit oder Flüchtigkeit, doch mehrentheils auf eine fliessende und keine ungestüme Art, etwa wie der Strom-Pfeil eines Baches". Von dieser Art sind die meisten in Klaviersuiten vorkommenden Giquen.
Im Allgemeinen haben diese Arten Tonstücke einen munteren und lebhaften Charakter und müssen mehr oder weniger schnell, mitunter aber auch sehr schnell vorgetragen werden, bei Händelschen Giquen (in den Klaviersuiten) findet sich mehrfach die Bezeichnung Presto. Sie stehen meistenteils in gerader Taktart, aber mit ungerader (dreiteiliger) Gliedteilung, also zum Beispiel im 12/8 oder mit 4/4 mit Triolen. Die fast durchgängig musterhaft schönen Giquen Händels sind größtenteils im 12/8 (Ausg. der deutschen Händelges. Bd. II. Samml. I. Suite 1, 4, 6, 7; Samml. II. Suite 3, 8 u. a. m.) gesetzt, auch finden sich bei ihm Beispiele von 12/16 und 24/16 (Samml. II. Nr. 4 und 5), bei S. Bach von 4/4 und 4/2 (Bachausg. Bd. III. S. 98, 133). Beispiele im 6/8-Takt sind ziemlich häufig, im einfach oder zusammengesetzt dreiteiligen seltener (im 3/8, vergleiche Händel a. a. O. Bd. II. Samml. II. Nr. 7; im 9/16, Bach, Bachausg. III).
Ist die Melodie zum Tanzen bestimmt, so besteht sie aus zwei Repetitionen von je acht Takten und pflegt keine geschwinderen Noten als Achtel zu enthalten. In größeren Tonstücken, als Satz im Charakter der Giga, ist ihr Umfang, wie auch der aller übrigen Tanzarten in dieser Verwendung, nicht allein an keine bestimmte Taktzahl gebunden, sondern auch das Metrum gestattet Abweichungen, indem zuweilen das zweite Achtel des Taktes in zwei oder die zwei ersten Achtel in vier Sechzehntel (a, b) zerteilt erscheinen. In der Loure (welche auch noch als ein Tanz von ernstem langsamem Wesen in Dreivierteltakt vorkommt, siehe Loure) pflegt das erste Achtel punktiert zu sein (c) und ebenso auch in den canarischen Giquen, nur das letztere kurz sind, im 3/8-Takt stehen und sehr geschwind vorgetragen werden.
Giga/Gique [Gigue]
Bei Händel jedoch, dessen Giquen man, wie gesagt, als mustergültig ansehen kann, findet sich die Teilung der ersten Achtel in Sechzehntel nicht vor, sondern es herrscht fast durchgängig eine in gleichen Noten (meist Achteln oder Sechzehnteln) fortlaufende Bewegung, verhältnismäßig nur selten kommen andere Metren vor. Bei manchen von Bachs Giquen findet sich diese metrische Gleichförmigkeit ebenfalls, andere hingegen sind mannigfaltiger rhythmisiert. Die Abteilung des ganzen Satzes in zwei Repetitionen ist auch in den Giquen der Suiten meistenteils beibehalten, doch finden sich auch Ausnahmen, in denen der Satz ohne Wiederholungszeichen in einem Zuge fortlaufend geschrieben ist (Händels Werke a. a. O. Samml. II. 6).Wie die Benennungen der meisten Tanzmelodien diente auch der Ausdruck a tempo di Giga als Vortrags- und Tempobezeichnung für andere Sätze, die keine wirklichen Giquen, sondern nur im Charakter derselben geschriebene Gesänge, fugierte Tonstücke und dergleichen sind. [Dommer Musikalisches Lexicon 1865, 381f]