Tempo (1865)
Tempo, der Schnelligkeitsgrad der Gesamtbewegung eines Tonstückes, das relative Zeitmaß, insofern, je nachdem das Tempo schneller oder langsamer ist, eine und dieselbe Notengattung bald mehre, bald mindere Zeitdauer hat. So hat die halbe Note im Largo oder Adagio eine beträchtliche Zeitdauer, im Allegro hingegen nur geringe.
Das Tempo eines Tonstückes ist nichts Willkürliches, sondern charakteristische Eigenschaft desselben, mit der gesamten Art der Tonbewegung in innigstem Zusammenhang stehend, folglich auch von Einfluss auf die Beschaffenheit derselben, wenigstens insofern im schnellen Tempo alle Taktglieder und Gliedteile dichter aneinanderrücken, im langsamen mehr sich ausbreiten, vergriffenes Tempo daher notwendigerweise störenden Einfluss auf die Charakteristik des Tonganges üben muss.
Im Wesentlichen bleibt das richtige Erkennen des einem Tonstücke eigenen Tempo dem Ausführenden oder Dirigenten überlassen. Was vom Metronom und metronomischen Bezeichnungen zu halten [ist], ist im gleichnamigen Artikel gesagt.
Insgemein unterscheidet man drei Hauptgattungen von Tempobewegungen: langsame, mittlere oder gemäßigte und schnelle, deren jede mehrere Untergrade enthält, welche mit folgenden italienischen Ausdrücken angezeigt werden:
- langsame: Largo, Grave, Lento, Adagio, Larghetto;
- mittlere oder gemäßigte: Andante, Moderato, Maestoso, Andantino, Allegretto;
- schnelle: Allegro, Vivace, Presto, Prestissimo.
Die meisten dieser einzelnen Grade erfahren nun noch Modifikationen, wodurch noch eine Anzahl von zwischen ihnen liegenden Mittelgraden entstehen. Man bezeichnet sie durch Beifügung näher bestimmender Ausdrücke, als: poco, non tanto, molto, assai, als zum Beispiel Molto Allegro, recht schnell, sehr schnell; Allegro non tanto, nicht zu schnell; Poco Andante, etwas mäßig; Presto assai, in sehr schneller Bewegung, etc. Die einzelnen Ausdrücke findet man in eigenen Artikeln erklärt. Im Übrigen vergleiche auch [den Artikel] Vortrag.
Tempo, statt [kurz für] a Tempo, im Zeitmaß. [Dommer Musikalisches Lexicon 1865, 830]