Musiklexikon: Was bedeutet Schalmei?

Schalmei (1882)

Schalmei, sonst Schalmey geschrieben, ein uraltes Hirteninstrument, das zuerst aus Baumrinde, später aus Rohr und dann aus Holz gefertigt wurde. Die Schalmei ist der Stammvater eines zahlreichen Geschlechts: der Bomharte (Pommern, Bombarden), der Krumbhörner [sic], der Schryary, der Racketten, Sordunen, der Bassanelli, aus welchen die jetzt noch gebräuchlichen Orchesterinstrumente mit Rohrmundstück, nämlich die Oboe, das Fagott, die Klarinette, die Bassklarinette, das Bassethorn und das englische Horn hervorgingen. [Reissmann Handlexikon 1882, 464f]

Schalmey (1865)

Schalmey [heutige Schreibweise: Schalmei], Chalumeau, Schäferpfeife, Piffaro (Gingrina, von gingrire, dem Gackern der Gans),

  1. Altes Holzblasinstrument, die kleinste Gattung der Bombarden oder Pommern (der Diskantpommer, siehe Pommer). Der Name Schalmei stammt von Calamos, Rohr, woraus sie in den ältesten Zeiten verfertigt wurde. Er verblieb ihr auch, als man sie später aus Buchsbaum und anderem Material arbeitete. Sie besteht aus einem gebohrten und abgedrehten Rohre mit sechs Tonlöchern für die Finger und einer Klappe. Unten hat sie einen Schallbecher, ähnlich der von ihr abstammenden Oboe, und gleich dieser wird sie mittels eines Rohres intoniert, nur dass dieses etwas länger und schmaler, außerdem aber die Art des Anblasens noch sehr unvollkommen ist. Denn das Rohr selbst wird nicht mit den Lippen gefasst, sondern es ist eine Büchse oder Kapsel darüber geschoben, die oben in der Mitte ein Mundloch hat, in welches hineingeblasen wird, so dass das Rohr die Luft von selbst auffangen muss, ungefähr wie die Zunge bei den Rohrwerken der Orgel. Von einer ähnlich feinen Einwirkung der Modifikationen des Ansatzes und Lippendruckes auf das Rohr wie bei der Oboe kann hier nicht die Rede sein. Der Klang der Schalmei ist in der Tat auch roh, unbiegsam, dem Gänsegeschrei ähnlich, davon denn auch jener Name Gingrina herstammt. Ihr Umfang erstreckt sich von f1 bis a2, man hat sie aber auch mit zwei Klappen, in welchem Falle sie dann in der Höhe c2 erreicht. Gegenwärtig [um 1865] trifft man sie nur noch bei Landleuten und herumziehenden Musikanten an. Wann ihre Umbildung zur Oboe begonnen hat, weiß man ebenso wenig als durch wen sie vollzogen wurde, doch kann man sie wohl in die Zeit der Umgestaltung des Basspommer zum Fagott, also in die ersten Jahrzehnte des 16. Jahrhundert setzen. Nur machte die Oboe anfänglich bei weitem langsamere Fortschritte, zu Anfang des vorigen Jahrhunderts [des 18. Jh.] war sie noch ziemlich unvollkommen und kann erst etwa gegen 1720 hin mehr an Reinheit und Spielgeläufigkeit gewonnen haben.
  2. In der Orgel ein offenes Rohrwerk von 16-, 8- und 4-Fußton, gemeinhin ziemlich blökend.
  3. Zuweilen die am Dudelsack befindliche Pfeife mit Tonlöchern.

[Dommer Musikalisches Lexicon 1865, 743f]