Musiklexikon: Was bedeutet Prinzipal?

Prinzipal (1929)

Prinzipal (italienisch: Principale, französisch: Montre, englisch: Open diapason, spanisch: Baxoncillo) heißen in der Orgel die eigentlichen "Hauptstimmen", offene Labialstimmen von mittlerer Mensur und kräftiger, gesunder Intonation.

Größere Orgeln haben für jedes Klavier, mit Ausnahme des Echowerks, ein (abweichend intoniertes) 8-Fuß-Prinzipal, besonders große sogar im Hauptmanual zwei verschieden intonierte Prinzipale nebeneinander. Die Normalstimme des Pedals ist Prinzipal 16 Fuß, das übrigens auch in sehr großen Orgeln im Hauptmanual vorkommt (St. Sulpice in Paris hat sogar zwei Prinzipale 16 Fuß im Hauptmanual, eins davon ist noch dazu überblasend (harmonique), d. h. eigentlich 32-füßig, schlägt aber in die Oktave über). Prinzipal 32 Fuß (Großprinzipal, Subprinzipal) kommt nur im Pedal vor und erfordert für das tiefste C eine Länge von fast 40 Fuß. Die kleineren Prinzipalstimmen heißen gewöhnlich Oktav, Prinzipal 4 Fuß auch Kleinprinzipal, französisch: Prestant; Prinzipal 2 Fuß Superoktav, französisch: Doublette oder Quart de nasard (Quarte des Nasat, d. h. der Quinte 22/3 Fuß), spanisch: Quincena (= Doppeloktav); Prinzipal 1 Fuß Superoktävlein, französisch: Fifre, Piccolo, lateinisch: Vicesima secunda […].

Eine Abart des Prinzipals ist das enger, mehr nach Gambenart mensurierte Geigenprinzipal. Das Material der Prinzipalregister ist wo möglich Zinn (vgl. Orgelmetall). nur die allzu großen Pfeifen der 16-Fuß- und 32-Fuß-Register werden meist aus Holz gefertigt. [Einstein/Riemann Musiklexikon 1929, 1431]

Principal (1865)

Principal [heutige Schreibweise: Prinzipal], Praestant, Primaria (sc. regula) in der Orgel. Die tiefste offene Flötenstimme eines Klavieres [der Orgel]. Er muss von reinem englischen Zinn, sehr sorgfältig und dauerhaft, mit starken Pfeifenwänden gearbeitet sein und wird, da man ihn im Prospekt der Orgel (Prospektpfeifen) aufstellt, fein poliert. Stärke und Güte des Materials verursachen, dass die Prinzipale, neben reinem und sonorem Klang, auch mehr Standhaftigkeit in der Stimmung haben als das andere Pfeifenwerk, daher man bei Stimmung der Orgel die Prinzipale zuerst rein intoniert und dann die anderen Register danach reguliert. Die Pfeifenkörper sind zylindrisch oder, wenn sie, wie bei den ganz großen Prinzipalen für die tiefsten Töne zu geschehen pflegt, von Holz gearbeitet werden, prismatisch, in beiden Fällen oben und unten durchaus gleichweit. Wegen ihrer weiten Mensur fordern sie starken Luftzufluss, daher ihre Intonation kräftig und voll, aber zugleich rund, weich und gewöhnlich etwas lispelnd ist.

Das ein- für allemal für die Pfeifenkörper der Prinzipale angenommene Verhältnis der Weite zur Länge heißt Prinzipalmensur (siehe Mensur). Im Manual kommt der Prinzipal zu 16 (Großprinzipal), 8 (Aequalprinzipal) und 4 Fuß (Klein- oder Oktavprinzipal) vor, und man ist gewohnt nach der Fußtongröße desselben die Größe des ganzen Orgelwerkes zu bezeichnen, es ein 16-füßiges (Ganzwerk) zu nennen, wenn im Hauptmanual ein Prinzipal von 16 Fuß, ein 8-füßiges (Halbwerk), wenn ebenda ein Prinzipal von 8 Fuß disponiert ist. Hat die Orgel drei Manualklaviere, so steht im Hauptwerk gewöhnlich ein 16-, im Rückpositiv ein 8- und im Oberwerk ein 4-füßiger Prinzipal. Von 32 Fuß (Groß Subprinzipal-Bass) kommt er nur im Pedal vor. Die tiefsten Pfeifen sind dann (wie häufig schon beim 16-Fuß-Prinzipal) oft gedeckt und stehen im Inneren der Orgel auf Bänken.

Die Oktavregister gehören ebenfalls zu den Prinzipalen. So hat zum Beispiel Prinzipal 8 Fuß Oktav 4 Fuß und 2 Fuß bei sich.

Obige Namen dieser Orgelstimme erklären sich aus voranstehendem bereits selbst, insofern die Prinzipale die Grundlage der ganzen Orgel, worauf die Disposition des übrigen Pfeifenwerkes beruht, ausmachen, ähnlich wie im Orchester das Streichquartett. Daher auch die alte Benennung Primaria regula oder Primaria, die man in lateinischen Orgeldispositionen findet. Und ziemlich das nämliche bedeutet der in alter Zeit gebräuchliche Ausdruck Praestant (vorne an stehend). Man bezeichnete damit die vorne an im Prospekt stehenden Stimmen, die bereits in den Orgeln des 15. Jahrhunderts ihre eigenen Schleifen hatten und gesonderte Register für sich ausmachten, die allein gebraucht werden konnten, während alles übrige aus Oktaven und Quinten bestehende Pfeifenwerk nicht in einzeln zu gebrauchende Stimmen geschieden, sondern auf einer Schleife disponiert war, daher nach Art unserer Mixtur stets zusammen ansprach, und weil es im hinteren Teil der Orgel stand, zum Unterschied vom Prästanten der Hintersatz (Nachsatz, Nasat) genannt wurde. Siehe Orgel.

In Frankreich nennt man noch gegenwärtig [um 1865] die Oktav 4 Fuß Prästant, weil sie zur Stimmungsregulierung der anderen Register am besten geeignet ist. Auch heißt derselbe Prinzipal 4 Fuß, Choralprästant, als zur Melodieführung im Choral wohl brauchbar. [Dommer Musikalisches Lexicon 1865, 699f]

Principal (1840)

Principal [Prinzipal], heißt bei Trompeteraufzügen die dritte mit schmetterndem Tone vorgetragene Stimme; vergleiche Clarinblasen.

Principal [Prinzipal] (französisch: Fond d'Orgue), die tiefste offene Flötenstimme eines Orgelmanuals und als Haupt- und Grundstimme von vorzüglichem Pfeifenmetall und gewöhnlich in der Fronte stehend, daher auch Prästant genannt. Die Tongröße dieser Stimme (Prinzipalmensur) dient zum Maßstab der Tongröße aller übrigen Stimmen. [Gathy Encyklopädie Musik-Wissenschaft 1840, 368]