Musiklexikon: Was bedeutet Phrygisch?

Phrygischer Kirchenton


Alle Kirchentonarten bzw. Kirchentöne im Überblick, notiert im Violin- und Bassschlüssel - zum Downloaden und Ausdrucken (pdf): Kirchentonarten.


Siehe auch: Phrygische Tonart und Kirchentöne.

Phrygisch (1877)

Phrygisch hieß im Tetrachord-System der Griechen die Quartengattung a h^c d, d e^f g; als Oktavengattung die Tonleiter

d e^f g a h^c d

(siehe Griechische Musik, Tetrachord und Tonart).

In den sogenannten Kirchentonarten des christlichen Kirchengesanges wurde die Oktavgattung

e^f g a h^c d e

zur phrygischen Tonart. Sie war als zweiter Ton - authentus deuterus - eine der authentischen Tonarten, innerhalb deren sich die ersten Hymnen der christlichen Kirche bewegten. Nachdem das System durch die vier plagalischen [plagalen] Tonarten erweitert wurde, wurde die phrygische zum dritten Ton - tonus tertius.

Durch die harmonische Ausgestaltung erfuhr das System der alten Kirchentonarten, das bis ins 17. Jahrhundert der sogenannten Praxis zu Grunde lag, mancherlei Erweiterungen, die sich zunächst in gewissen harmonischen Wendungen bemerklich machten. So entstand die Phrygische Kadenz [… siehe dort]. [Mendel/Reissmann Musikalisches Lexikon 1877, 84]

Phrygisch (1865)

Phrygisch. Bei den Griechen:

  1. als Tetrachord, die Quartengattung a h^c d, d e^f g, siehe Tetrachord;
  2. als Oktavgattung, d e^f g a h^c d, siehe Tetrachord;
  3. als Tonart, die auf e-e2 transponierte Mollskala, siehe ebenfalls Tetrachord.

In christlicher Zeit die Oktavgattung e^f g a h^c d e, siehe Tonart, Notenbeispiel 3), unter dem Namen Deuterus und Tonus tertius, siehe ebenda, Beispiele 1 und 2.

Nachfolgende Choräle bis 1600 stehen in der phrygischen Tonart (Systema regul.): A solis ortus cardine; Christus, der uns selig macht; Da Jesus an dem Kreuze stund; Mensch wiltu leben seliglich; Aus tiefer Noth schrei ich zu dir; Mag ich Unglück nicht widerstahn. Siehe Calvisius, Exercit. I. 23. [Dommer Musikalisches Lexicon 1865, 681]

Phrygisch (1802)

Phrygisch. Der Name einer der authentischen Tonarten der alten Griechen. Sie wird nach dem Plinius nebst der lydischen und dorischen Tonart für eine der ältesten gehalten, und nach dem Apulejus schickte sie sich vorzüglich zu feierlichen Gesängen. In ihrer Tonleiter liegen die beiden halben Töne [Halbtonschritte] zwischen der fünften und sechsten Stufe, sie entspricht daher unserer Tonleiter: e f g a h c d - e [Anmerkung: Dies entspricht dem Phrygischen Kirchenton des Christentums, siehe phrygisch.]

Die Melodien zu folgenden Kirchenliedern sind in dieser phrygischen Tonart gesetzt, hin und wieder aber in Ansehung einzelner Töne nach den neueren Tonarten modifiziert worden:

  1. Herr Jesu Christ wahr'r Mensch und Gott …
  2. Es soll uns Gott gnädig sein …
  3. Christus der uns selig macht …
  4. Ach Herr mich armer Sünder …
  5. Christum wir sollen loben schon …
  6. Ach Gott vom Himmel sieh darein …

[Koch Musikalisches Lexikon 1802, 1153]