Musiklexikon: Was bedeutet Melodrama?

Melodrama (1882)

Melodrama (italienisch: Melodramma) nannte man seit dem Beginn der Entwicklung der dramatischen Musikformen jedes Drama mit Musik, später aber nur das rezitierende Schauspiel mit Instrumentalbegleitung. Als Zwitterding, das weder Schauspiel noch Oper ist, konnte die Form keine Bedeutung gewinnen. Eine Zeitlang war indes auch sie beliebt; Gerstenbergs "Ariadne" und Gotters "Medea" mit Musik von Georg Benda, Ramlers "Ino und Cephalus" und "Procris" mit Musik von Reichardt u. a. waren ihrer Zeit hochgefeiert, aber die Gattung vermochte sich doch nicht zu halten. Nur in wenig Ausnahmefällen erscheint die melodramatische Behandlung gerechtfertigt, wenn, wie beispielsweise in der Kerkerszene im "Fidelio", hinter den gesprochenen Worten Empfindungen sich verbergen, welche dem Zuschauer nahe gelegt werden sollen, was die Musik ganz naturgemäß auszuführen übernimmt. Vollständig verfehlt aber erscheint es, Balladen mit Klavierbegleitung deklamieren zu lassen, wie dies zuerst von R. Schumann ("Schön Hedwig" und "Der Haideknabe" von Hebbel und "Die Flüchtlinge" von Shelley) und nach ihm von Liszt u. a. versucht worden ist. Die Pianofortebegleitung stört nur die Deklamation und kann dabei selbst zu keiner rechten Wirkung gelangen. [Reissmann Handlexikon 1882, 264f]

Melodrama (1840)

Melodrama, Drama per musica (italienisch), ein musikalisches Schauspiel, in welchem die Deklamation abwechselnd durch Instrumentalmusik begleitet oder unterbrochen wird. Hierher gehört das Monodrama (Einspiel), worin nur eine Person spricht, und das Duodrama, in welchem Artikel das Historische nachzulesen ist. Auch wurden Gedichte, besondere Balladen, melodramatisch behandelt, z. B. der "Gang nach dem Eisenhammer" von B. A. Weber, und einzelne Szenen in Opern, wie im "Freischütz", "Preciosa" oder in Schauspielen angebracht, wie "Die Waise und der Mörder", mit Musik von Seyfried [Ignaz von Seyfried] - und ähnliche mehr. Dass die Anwendung der Musik hier Verstärkung des deklamatorischen Ausdrucks zum Zwecke hat, versteht sich von selbst. [Gathy Encyklopädie Musik-Wissenschaft 1840, 301]