Musiklexikon: Was bedeutet Lydisch?

Lydischer Kirchenton


Alle Kirchentonarten bzw. Kirchentöne im Überblick, notiert im Violin- und Bassschlüssel - zum Downloaden und Ausdrucken (pdf): Kirchentonarten.


Siehe auch: Kirchentöne.

Lydisch (1876)

Lydisch (italienisch: modo lidico) ist der Name einer der authentischen Tonarten der altgriechischen Musik, die Plinius nebst der dorischen und phrygischen für die älteste hielt. Man legte ihr den Charakter der Weichlichkeit bei, und Apulejus hielt sie daher für besonders zu Klageliedern und Trauergesängen für geeignet. In ihrer Tonleiter sind die beiden halben Töne zwischen der vierten und fünften und zwischen der siebten und achten Stufe enthalten. Sie entspricht daher einer Skala

f-g-a-h-c-d-e-f

Kirchenlieder in der lydischen Tonart haben sich seit der Reformation keine mehr erhalten, weil sich statt des in dieser Tonart ursprünglichen Tones h schon lange zuvor im Mittelalter der Ton b eingeschlichen hatte, und daher das Lydische einfach als eine versetzte jonische [ionische] Tonart angesehen wurde. Wohl aber trifft man noch in Gesängen anderer mittelalterlicher Tonarten (namentlich im Dorischen) Ausweichungen in das Lydische oder auch einen abwechselnd lydischen und jonischen [ionischen] (auf das genus molle  f-g-a-b-c-d-e-f gegründeten) Cantus, wie der aus Mortimer entlehnte Choral "O milder Gott" im Choral- und Orgelbuch von Marx.

In modo lidico (italienisch). d. i. in der Weise der lydischen Tonart, ihrer harmonischen Folge entsprechend, ist eine bei Beethoven vorkommende Überschrift. [Mendel Musikalisches Lexikon 1876, 477]

Lydisch (1865)

Lydisch:
A. bei den Griechen

  1. als Tetrachord die Quartengattungen g a h_c und c d e_f mit am oberen Ende liegenden Halbton, siehe "Tetrachord und Tonsystem der Griechen";
  2. als Oktavgattung die Verbindung jener beiden lydischen Tetrachorde: c d e_f g a h_c;
  3. als Tonart die auf fis-fis'' transponierte Mollskala.

B. In christlicher Zeit die Oktavgattung f g a h_c d e_f (Tritus oder Tonus quintus), siehe Tonart. Choralmelodien in dieser Tonart sind nicht vorhanden. Zwar ist sie im alten (Gregorianischen) Kirchengesang viel im Gebrauch gewesen, später aber nicht mehr, wenigstens nicht mehr in ihrer ursprünglichen Gestalt. Denn man hat sehr bald die Härte ihrer übermäßigen Quarte (f-h) eingesehen und deshalb das h in b verwandelt, wodurch aber die Tonart ihren Charakter verlor und zu einer bloßen Transposition der ionischen wurde. [Dommer Musikalisches Lexicon 1865, 519]